Die Diagnose Krebs ist ein Schock. Sie erzeugt Angst und die Frage, wie es weitergeht. Von einem Moment auf den anderen brechen Sicherheiten weg, ist das Leben nicht mehr so wie gewohnt. „Die Wogen schlagen wirklich hoch“, greift Eva Schröder von der Geschäftsstelle der Krebsfürsorge das Bild vom Leuchtturm auf.
Die Betroffenen gehen sehr unterschiedlich damit um, sagen Susanne Hamborg-Burfeind und Monika Warnken von der Beratungsstelle des Vereins. Manche versuchen erst einmal, selber mit der Situation klarzukommen, andere gucken, wo sie Unterstützung finden. Der überwiegende Teil der Anfragenden sind Frauen, vor allem ältere Männer tun sich schwer damit, Beratung anzunehmen, berichten sie. „Die machen das mehr mit sich aus.“ Doch gerade bei Jüngeren sei die Hemmschwelle nicht so groß. „Inzwischen kommen auch mehr Männer“ bestätigt Monika Warnken.
Nach der Behandlung ist nicht wieder alles gut
Viele melden sich bald nach der Diagnose, andere während oder sogar nach der Therapie. Es sei ja keineswegs so, dass nach der medizinischen Behandlung und der Reha alles wieder in Ordnung ist, betonen die vier Expertinnen. „Zu denken, es wird wie früher, ist ein Trugschluss“, sagt Susanne Hamborg-Burfeind. Nicht wenige fielen in ein Loch. Ein solcher Fall hat überhaupt zur Gründung des Vereins geführt, erinnert Barbara Illig. „Da muss man doch etwas machen können“, habe die Mutter einer Patientin gesagt. 1988 folgte dann die Gründung.

Engagieren sich für die Krebsfürsorge Bremervörde-Zeven (von links): Eva Schröder, Susanne Hamborg-Burfeind, Monika Warnken und Barbara Illig, hier bei einem Pressegespräch, das kurz vor den Coronabeschränkungen stattfand.
Foto: Oertel
Die Krebsfürsorge bietet für alle Phasen der Krankheit Hilfen an. Dazu gehört die Psychoonkologie, also das seelische Erleben, ebenso wie eine psychosoziale Beratung. Es geht darum, Patienten, aber auch Angehörige dabei zu unterstützen, mit der Situation umzugehen, sie zu entlasten, zuzuhören. Gerade am Anfang, aber zum Beispiel auch bei Rück- oder mentalen Tiefschlägen. Die Beratung bietet darüber hinaus ganz handfeste Hinweise, etwa zu beruflichen und sozialen Fragen, über finanzielle Hilfen und über Möglichkeiten der Reha. „Eine Behandlung dauert ja lange und hat auch finanzielle Folgen“, bemerkt Susanne Hamborg-Burfeind. Auch wissen die Berater des Vereins, wo es spezielle Einrichtungen gibt und sie können auf den ambulanten Hospizdienst Bremervörde-Zeven sowie auf das hiesige Palliativnetz verweisen. Es bestehe eine sehr hilfreiche Zusammenarbeit, um die Familien in existenziellen Situationen zu unterstützen.
Thema Krebs aus der Tabuzone holen
Eine wichtige Säule neben der Beratung ist das Projekt Sport nach Krebs mit Feldenkrais und Fitnesstraining bis hin zu Funktions-, Entspannungs- und Warmwassergymnastik. Mit Vorträgen möchte die Krebsfürsorge informieren und das Thema Krebs aus der Tabuzone holen, wo es vielfach immer noch steckt. Und sie möchte Betroffene dazu ermutigen, sich nicht zu verstecken, indem sie zum Beispiel Kosmetik-Seminare für Krebspatienten anbietet – in Corona-Zeiten auch online übrigens.
Mehrere Fachkräfte engagieren sich in der Krebsfürsorge. So ist die Vorsitzende Barbara Illig ebenso wie ihre Stellvertreterin Dr. Marianne Haase Fachärztin für Allgemeinmedizin und Palliativmedizinerin, Susanne Hamborg-Burfeind und Monika Warnken sind Diplom-Sozialpädagoginnen und Psychoonkologinnen. Dazu sind viele ehemalige Patienten aktiv, die nicht zuletzt ihre Erfahrungen einbringen und sich ehrenamtlich engagieren.
Positives Feedback der Betroffenen
„Unser Verein hat sich zum Ziel gesetzt, mit einem Team von fachlich qualifizierten Mitarbeitern Krebserkrankten und ihren Angehörigen beim Umgang mit der Erkrankung zu helfen. Wir möchten die Menschen auf ihrem Weg durch Diagnostik, Therapie und Nachsorge begleiten und so bewirken, eigene Stärken und Fähigkeiten zu nutzen, zu erweitern und den Lebensmut wieder zu finden“, beschreibt die Krebsfürsorge ihr Anliegen. Die Beratungsangebote sind kostenfrei und unterliegen der Schweigepflicht.
Früher wurde über Krebs nicht gesprochen, weil es oft ein Todesurteil war, berichtet Barbara Illig. Heute besteht auch dank der Früherkennung häufig die Chance, die Krankheit zu besiegen. Und man rede offener darüber. Es gibt viele Rückmeldungen ehemaliger Krebspatienten, die schreiben, wie ihnen die Krebsfürsorge eine Orientierung geboten hat, als sie ganz unten waren, erzählt Susanne Hamborg-Burfeind. Für diese Menschen war der Verein wie ein Leuchtturm in schwerer See.
Hier findest Du Hilfe und Unterstützung
- Die Krebsfürsorge bietet Beratungen in Bremervörde und in Zeven an, darüber hinaus bestehen Gruppen in Selsingen und Sittensen.
- Die Beratungsstelle in Zeven befindet sich in der Dr.-Otte-Straße 2 (04281/7117866) und ist montags und mittwochs von 9 bis 11 Uhr zu erreichen. Die Beratungsstelle in Bremervörde befindet sich seit kurzem in Brunsburg 4, wo sie unter 04761/98 20 200 zu erreichen ist – ab dem 5. Januar mit erweitertem Angebot montags bis donnerstags von 9 bis 13 Uhr.
- Per E-Mail können sich Interessierte an die Krebsfürsorge Bremervörde-Zeven wenden. Informationen gibt es außerdem auf deren Homepage.
- Der Verein zählt zur Zeit 340 Mitglieder. Er finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Zuschüsse.