Die Jahnhalle in Nordenham ist eine Institution. Sie fungierte schon immer als Haus der Begegnung. Wie wichtig solche Einrichtungen sind, wurde besonders nach der Corona-Pandemie deutlich. Viele Menschen haben sich daran gewöhnt, zu Hause am Rechner zu sitzen, statt sich mit Freunden zu treffen. Das Kulturzentrum will Menschen aller Altersgruppen vor allem mit und durch die Musik zusammenbringen.

Der Backstageraum der Jahnhalle war früher die Männerumkleide.
Foto: Krabbenhoeft
1. Der Backstagebereich war der Raum für verschwitzte Fußballer
Bevor die Jahnhalle 1983 Kulturzentrum wurde, wurde sie als Sporthalle genutzt. Auf dem heutigen Jahnparkplatz befand sich das Fußballfeld, auf dem die Kicker des SC Nordenham trainierten und spielten. Die Mannschaft eilte 1950 von Erfolg zu Erfolg. 1955 schaffte es der Club, mit einem 6:1 gegen Germania Walsrode in die höchste Amateurspielklasse aufzusteigen. Am Spielfeldrand drängten sich regelmäßig die Zuschauer aus Nordenham und der Region. Im heutigen Backstageraum, in dem die Musiker in der Pause verschnaufen, befand sich der Umkleideraum für die Männer. An diesem Ort wurden sicher zahlreiche hitzige Diskussionen über Spielstrategien und Torchancen geführt.

Das sogenannte Turnerkreuz schmückt die Front der Jahnhalle. Nur die wenigsten kennen seine Bedeutung.
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2. Ein Kreuz aus vier F
Wer es nicht weiß, sieht an der Front der Jahnhalle einen Backsteinbogen mit dekorativem Element, eingefasst in einen Kreis. Tatsächlich handelt es sich dabei um das Turnerkreuz, das der Darmstädter Kupferstecher Heinrich Felsing Mitte des 19. Jahrhunderts aus vier Fs formte. Frisch, frei, fröhlich und fromm - das sollte des Turners Reichtum sein, darauf sollte er seine Gesinnung ausrichten. So zumindest stellte es sich Turnvater Dr. Friedrich Ludwig Jahn vor, als er 1816 sein Lehrbuch zur deutschen Turnkunst verfasste. Das aktuelle Logo gemäß Deutschem Turner-Bund ist heute immer quadratisch und formt ein achsengleiches griechisches Kreuz.

Yeti ist nicht nur der hauptamtliche Mitarbeiter der Jahnhalle, auch ein Bier wurde inzwischen nach ihm benannt.
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3. Yeti zum Trinken
Yeti Mansena ist untrennbar mit der Musikszene und der Jahnhalle verbunden. Musik schafft bekanntlich Verbindungen über alle Grenzen hinaus. So entstand aus der Städtepartnerschaft zwischen Nordenham und der französischen Stadt St. Etienne de Rouvray die Band Funktomas, in der auch Yeti mitspielt. Die Musiker aus zwei Nationen treffen sich zwei-, dreimal im Jahr, um zusammen aufzutreten. Bei einem Urlaub in den Alpen entdeckte der französische Saxofonist Luc Gosselin ein Bier mit dem Namen Yeti und brachte es zum nächsten Treffen als Geschenk mit.

Mit der Aktion Local Heroes will die Jahnhalle Werbung für junge Musiker machen.
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4. Wir brauchen lokale Helden
Immer weniger Bands spielen live vor Publikum. Corona hat den Trend zum Rückzug in die eigenen vier Wände verstärkt. Der gemeinnützige Verein Local Heroes fördert bundesweit junge Musiker und arbeitet dazu unter anderen mit der Jahnhalle zusammen. Als Fördermitglied ruft die Jahnhalle im Bereich zwischen Emden, Cuxhaven und Osterholz junge Musiker auf, sich für den von Local Heroes ausgeschriebenen Musikpreis zu bewerben. Die Bands treten zunächst in der Jahnhalle auf. Eine Jury entscheidet, wer in die nächste Runde kommt. Auch Guano Apes und Tokio Hotel gehörten zu den erfolgreichen Teilnehmern am Wettbewerb.

Der Bock ist ein Relikt aus der alten Zeit, als noch regelmäßig in der Halle geturnt wurde.
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5. Von der Turnhalle zum Kulturzentrum
Nicht nur Fußballer gingen in der Turnhalle ein und aus, auch Gymnastik und Geräteturnen wurde intensiv in den Räumen betrieben. Damals bestand die Jahnhalle aus einer großen Halle ohne zweite Etage. Seile hingen von der Decke, und im Geräteraum lagerten die für ein intensives Training benötigten Utensilien. Der Hausmeister wohnte direkt im Gebäude. Im Zuge der Stadterneuerung sollte die Jahnhalle 1982/83 eigentlich abgerissen werden. Eine Bürgerinitiative sorgte dafür, dass aus der Sporthalle das beliebte Kulturzentrum wurde.