Bremerhaven

E10 tanken? Experte macht Schluss mit den Vorurteilen um den günstigen Sprit

Das günstigere Super E10 wird an der Tanksäule oft übersehen. Trotz der hohen Spritpreise greifen viele Autofahrer zu der Zapfsäule daneben, zu dem „normalen“ Benzin E5. Doch ist das wirklich notwendig? Ein Experte macht Schluss mit Vorurteilen.

Eine Hand greift zu einer Zapfsäule mit Super E10.

Neben herkömmlichem Benzin, Diesel und Erdgas findet sich auch Super E10 an jeder Tankstelle. Seit 2011 ist der Kraftstoff auf dem Markt und hat sich dennoch bis heute nicht richtig durchgesetzt.

Foto: picture alliance/dpa

„Was wir nicht kennen, das kommt nicht in unsere Autos“, sagt Nils Linge, Pressesprecher des ADAC Bremerhaven. Für den Experten spricht nichts gegen den günstigeren Biosprit – im Gegenteil. Mit den häufigsten Vorurteilen räumt der ADAC-Sprecher auf.

Vorurteil 1: E10 kann ich nicht tanken

„Mein Auto verträgt gar kein E10“: Das Argument hat Linge bei der Einführung des Biokraftstoffs 2011 oft gehört. „Damals traf das auf wenige Autos zu, doch jetzt sind die allermeisten Benziner-Pkws für E10 geeignet“, erklärt Linge. Den Hinweis finden Autofahrer in der Bedienungsanleitung des Fahrzeuges oder auch auf den Internetseiten der Fahrzeughersteller und -importeure. Oft steht es auch mit im Tankdeckel. Laut des ADAC-Experten vertragen in der Regel alle Fahrzeuge, die seit November 2010 zugelassen sind, das E10-Benzin. „Aber auch viele Old- und Youngtimer können den Biosprit mit dem höheren Ethanolanteil ohne Schäden nutzen.“ Für Fahrzeuge vor November 2010 gibt die Broschüre E10-Verträglichkeit von Kraftfahrzeugen der Deutschen Automobil Treuhand GmbH, kurz DAT, Auskunft.

Vorurteil 2: E10 schadet meinem Fahrzeug

Theoretisch kann das Ethanol Kunststoffe und Aluminium im Motor angreifen. „Über 90 Prozent der Ottomotoren haben aber kein Problem mit E10, gerade Besitzer von aktuellen Autos können beruhigt sein“, so Linge. Eine geringe Gefahr besteht nur bei älteren Autos wie Oldtimern. Im Zweifelsfall haben sich Fahrzeughersteller und -importeure rechtlich verpflichtet, für eventuelle Schäden einzustehen.

Vorurteil 3: E10 verursacht höhere Kosten

Seit der E10-Einführung beträgt der Kostenvorteil gegenüber E5 drei bis sechs Cent, auch in den aktuellen Hochpreisphasen. Doch was ist mit dem Mehrverbrauch? Aufgrund des etwas geringeren Energiegehaltes des Bioethanols erhöht sich bei gleicher Fahrweise der Kraftstoffverbrauch gegenüber den herkömmlichen Benzinsorten. „Der Mehrverbrauch liegt aber unter 2 Prozent“, stellt Linge klar. Aber: Es kommt immer auf den Einzelfall an, den Motor, die zurückgelegte Strecke und die Fahrweise.

Vorurteil 4: E10 ist nicht besser fürs Klima

Bioethanol soll helfen, den CO2-Ausstoß der Autos zu senken. Das bei der Verwendung von Ethanol in Fahrzeugen freigesetzte CO2 wird durch das Kohlendioxid ausgeglichen, das die Pflanzen, die für den Sprit verwendet werden, bei ihrem Wachstum der Atmosphäre entziehen. Nach Untersuchungen der Technischen Hochschule Aachen im Jahr 2012 lag bei industriellen Herstellungsprozessen die erzielte CO2-Reduktion zwischen 35 und 72 Prozent.

„Dank des höheren Bioethanol-Anteils werden die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu E5 verringert“, so Linge.

Vorurteil 5: E10 ist nicht nachhaltig

Beim Thema Biosprit stellt sich die Frage nach den Anbauflächen der Sprit-Pflanzen, meistens wird Mais oder Zuckerrohr dafür verwendet. Forschende des Instituts für Éuropäische Umweltpolitik (IEEP) gehen davon aus, dass für die Produktion von ausreichend Biokraftstoff weltweit weitere Ackerlandflächen benutzt werden müssen. Momentan gibt es laut ADAC aber keine Flächenkonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Nach Angaben des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft werden rund zwei Prozent der Ackerfläche in Deutschland für die Produktion von Bioethanol verwendet. Die UN-Ernährungsorganisation FAO erklärt, dass weltweit noch große Flächen für die Biokraftstoffe zur Verfügung stehen. Der größte Teil des bei uns eingesetzten Bioethanols wird in Deutschland und Europa hergestellt.

(Dieser Artikel erschien erstmals am 15. Juni 2022)

Leandra Hanke

Volontärin

Leandra Hanke, Jahrgang 1992, ist seit Januar 2021 Volontärin bei der NORDSEE-ZEITUNG. Sie studierte Journalistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität in Hamburg und davor Politikwissenschaften in Bremen. Sie fühlt sich im Norden und vor allem an der Nordsee-Küste zu Hause.

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