Cuxland

Reichsbürger-Treffen: Dehoga bittet Gastwirte um Wachsamkeit

Das Gastgewerbe hat es nicht leicht: Fehlendes Personal, steigende Rohstoff- und Energiepreise sowie ausbleibende Gäste stellen Hotels und Restaurants vor Probleme. Und manchmal gibt es sogar Kundschaft, die kein Wirt gerne bei sich hat.

Sogenannte Reichsbürger bringen Gastronomen immer wieder in die Bredouille, weil sie Versammlungen in Gaststätten abhalten.

Extremisten wie die sogenannten Reichsbürger nutzen die Gutgläubigkeit mancher Wirte immer wieder aus, um Veranstaltungen durchzuführen. Auch im Cuxland fand im vergangenen August ein größeres Treffen von Reichsbürgern in einem Gasthof im Südkreis statt.

Foto: Patrick Seeger/dpa

Die schwierige Lage vieler Gaststätten im Cuxland haben am Dienstag einmal mehr diejenigen vor Augen geführt bekommen, die ohnehin am stärksten unter der Krise leiden: die im Hotel- und Gaststättenverband organisierten Restaurant- und Hotelbetreiber. „Es war schwer, überhaupt einen Raum zu finden für die heutige Veranstaltung“, sagte der Vorsitzende des Dehoga-Kreisverbands Wesermünde-Hadeln, Olaf Wurm, zu Beginn der Jahreshauptversammlung im Gasthof Roes in Lintig.

Wurm zeichnete ein düsteres Bild der aktuellen Lage: Vorgaben und Auflagen würden die Branche ausbremsen, der durch die Pandemie angefeuerte Personalmangel sei noch immer „katastrophal“, und auch die Zahl der Auszubildenden im Gastgewerbe sinke. „Dabei wären sie der wichtigste Schlüssel zur Fachkräftesicherung“, sagte Wurm. Seine Schlussfolgerung: „Ohne Preiserhöhungen wird es nicht mehr funktionieren.“

„Rückkehr zur höheren Steuer wäre der Todesstoß“

Schon heute könnten sich viele Betriebe nur noch durch die auf sieben Prozent abgesenkte Mehrwertsteuer für Speisen am Markt behaupten, sagte Wurm. Nach derzeitigem Stand laufe das vom Bund beschlossene Instrument jedoch Ende des Jahres aus. „Wenn das so käme, wäre das für einige der Todesstoß“, lautete die düstere Prognose des Gastronomen aus Dorum-Neufeld. Schon heute seien Austritte aus dem Dehoga-Kreisverband, dem aktuell noch 139 Mitglieder angehören, fast ausschließlich auf Betriebsaufgaben zurückzuführen.

„Ohne Preiserhöhungen wird es nicht mehr funktionieren.“

Olaf Wurm, Vorsitzender Dehoga-Kreisverband Wesermünde-Hadeln

Nathalie Rübsteck, Geschäftsführerin des Dehoga-Bezirksverbands Stade, wollte in Sachen Mehrwertsteuer zwar nicht widersprechen. Sie warnte allerdings davor, mit den Forderungen nach einer dauerhaften Steuer-Absenkung zu früh nach vorne zu preschen. „Es bringt nichts, schon jetzt zu laut zu werden“, sagte sie, „dann haben wir unser Pulver am Ende des Jahres verschossen.“ Auch sie machte aber deutlich, dass Inflation und gestiegene Personalkosten inzwischen dazu geführt hätten, „dass sich kaum ein Betrieb die Mehrwertsteuer von 19 Prozent noch leisten kann“.

Reichsbürger-Treffen auch Thema bei Versammlung

Dass volle Säle zwar für Umsatz, aber nicht immer für gut gelaunte Wirte sorgen, machte Olaf Wurm mit Hinweis auf das im vergangenen August in einem Gasthaus im Südkreis abgehaltene Reichsbürger-Treffen deutlich. „Wenn euch Gäste suspekt sind, kontaktiert den Landesverband“, gab der Dehoga-Chef seinen Mitgliedern mit auf den Weg.

Geschäftsführerin Rübsteck sprach von einem Muster-Veranstaltungsvertrag, den der Verband den Betrieben zur Verfügung stelle, um Reservierungen im Notfall leichter stornieren zu können. Im Bremer Landesverband habe es vor kurzem erst den Fall einer Dichterlesung gegeben, die sich bei näherem Hinsehen als „Vortrag mit einer problematischen Person“ entpuppte, wie Rübsteck es formulierte. „Niemand ist davor gefeit, aber es ist wichtig, das Thema nicht zu verschweigen, sondern offen damit umzugehen“, riet sie betroffenen Gastwirten.

Kreisverband ehrt langjährige Mitglieder

Für langjährige Mitgliedschaft im Kreisverband wurden folgende Mitglieder geehrt: Otto Lemke und Jürgen Eymers (beide 50 Jahre), Heiner Pütsch, Inge Wolters, Jörg Eymers, Frank Pankrath und Hannes Hinck (alle 25 Jahre).

Mark Schröder

Reporter

Mark Schröder wurde 1973 im nordhessischen Bad Wildungen geboren und hat seit seinem Start bei der NORDSEE-ZEITUNG im Jahr 2002 bereits mehrere Ressorts durchlaufen. Aktuell schreibt der Vater zweier Töchter für den Landkreis-Teil der Lokalredaktion.

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