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Wie die Bibel beim Einsatz gegen den Klimawandel hilft

Der Erde geht es nicht gut, der Klimawandel hat sie fest im Griff. Können die Menschen da etwas tun? Und hilft ihnen die Bibel dabei? Der Theologe Hans Hentschel hat sich diese Fragen gestellt und findet eindeutige Antworten.

Der Barmherzige Samariter versucht, die kranke Erde zu retten: eine der Illustrationen aus dem Buch.

Der Barmherzige Samariter versucht, die kranke Erde zu retten: eine der Illustrationen aus dem Buch.

Foto: pr

Glaubenden Menschen bleibt nur eine Möglichkeit: Sie müssen sich auf den Weg des Wandels aus dem Klimawandel begeben. Das ist die Überzeugung des in Oldenburg und Golzwarden lebenden Autors. Warum er so denkt, zeigt er in seinem neuen Buch. „Gott wollte nie die Abrissbirne“ heißt das 236 Seiten starke Werk.

Hans Hentschel ist nicht nur für die Texte verantwortlich. Er hat zu den 50 Beiträgen auch 45 Illustrationen angefertigt, die karikaturhaft den Missbrauch der Menschen an der Schöpfung auf zuweilen bissige und zuweilen humorige Weise aufzeigen. Da protestiert Greta Thunberg und fragt, wie der Mensch es wagen kann, die Zukunft egoistisch zu verschleudern. Da ist aber auch der Barmherzige Samariter unterwegs, um vor dem Hintergrund von Umweltbedrohungen die Not der die kranken Erde zu lindern. Die geplagte Weltkugel leidet im Schraubstock.

Hans Hentschel hat Erfahrung als Autor und Illustrator

Weder das Schreiben noch das Zeichnen sind neu für Hans Hentschel, der 1956 zur Welt kam. Er hat bereits eine Kinder- und Konfirmandenbibel namens „Bunte Augenblicke mit der Bibel“ herausgebracht und illustriert. Bis 2019 war Hans Hentschel Superintendent des Kirchenkreises Bramsche, ist aber auch in der Wesermarsch nicht unbekannt. Der Pensionär übernimmt mitunter auch in der Region Gottesdienste in den evangelischen Kirchen. Er malt seit seiner Kindheit und hat sich in der hannoverschen Landeskirche als „Sonntagsmaler“ mit schnellen Bildern zu Predigten einen Namen gemacht. Auch Andachten im Norddeutschen Rundfunk hat er gestaltet.

Was haben Bibel und Glauben mit der aktuellen Diskussion zu tun?

Als der Verlag L100 ihn bat, eine „Ökobibel“ zu schreiben, sei ihm allerdings zunächst nicht klar gewesen, wie ein solches Buch aussehen könnte, sagt Hans Hentschel. Doch als er überlegt und schließlich die Arbeit zugesagt hatte, sei im schnell klar geworden, dass es um die Frage gehen müsse, was die Bibel und der Glaube mit der Ökologiediskussion der heutigen Zeit zu tun hätten. „Es ist ein Buch entstanden, das sich mit der Frage der Nachhaltigkeit und des klimapolitischen Diskurses auseinandersetzt.“

Es sei ihm während des Schaffensprozesses deutlich geworden, dass eine biblische Beschäftigung mit der Welt immer dazu führen müsse, die Frage nach der Gerechtigkeit gegenüber Mensch, Tier und Natur zu stellen. „Ein nur auf das Wohlergehen des Menschen ausgerichtetes ökonomisches Weltbild findet in der Bibel nicht statt“, betont Hans Hentschel und will mit einem entsprechenden Irrglauben aufräumen. Ökonomie und Ökologie seien zwei Pole, die nach biblischem Empfinden nicht kompatibel sind.

Biblische Texte werden zeitgenössisch formuliert und interpretiert

Für das Buch schrieb der Theologe biblische Texte zeitgenössisch um und interpretierte sie entsprechend. Die Texte in „Gott wollte nie die Abrissbirne“ sollen verdeutlichen, dass es nicht immer nur um den Menschen und sein Wohlbefinden geht und auch nicht gehen darf. Und so wird aus dem 23. Psalm (Der Herr ist mein Hirte) „‚Ein Lied von Eisbär und Biene“. In Hans Hentschels Interpretation geht es darum, dass Gott das (Über-)Leben von Eisbär und Biene auch gegen die Feindschaft der umweltzerstörenden Menschheit sichern will.

Für Hans Hentschel ist klar, dass zur „grün“ gelesenen Bibel auch ein friedenspolitischer Diskurs gehört. „Im Wesentlichen wird der Inhalt des gesamten Buches durch die Begriffe des ökumenischen Konzils von Vancouver mitbestimmt, die sich als Slogan bis heute erhalten haben: Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“, so erläutert der Autor.

„Weiter so“ weder in Politik noch im Glauben möglich

Für den Theologen ist die Klimakrise nicht allein eine politische, sondern auch eine theologische Herausforderung. „Die biblischen Texte lassen ahnen, dass es in Gottes Welt nicht allein um das Wohl und Wehe der Menschheit geht, sondern um das Recht aller Lebewesen“, sagt er. Umweltfragen seien dabei nur ein Teil des Anliegens, Frieden, der Kampf gegen Ungerechtigkeit und für Gerechtigkeit ebenso. „Die Perspektive für die Zukunft ist, dass wir begreifen, dass es ein „Weiter so“ nicht nur in der Politik, sondern auch im christlichen Glauben nicht geben kann.“ Veränderung sein im Christentum angelegt.

Hans Hentschels Buch enthält zeitgenössisch umgeschriebene und interpretierte Bibeltexte aus dem Alten und dem Neuem Testament.

Hans Hentschels Buch enthält zeitgenössisch umgeschriebene und interpretierte Bibeltexte aus dem Alten und dem Neuem Testament.

Foto: Hentschel

Buch "Gott wollte nie die Abrissbirne".

Buch "Gott wollte nie die Abrissbirne".

Foto: pr

Ellen Reim

Reporterin

Seit mehr als 25 Jahren ist sie mit Leib und Seele Lokalredakteurin bei der KREISZEITUNG WESERMARSCH. Vor allem in Nordenham kennt sie sich bestens aus.

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