1. Die gute Seele
Als gute Seele des Rathauses galt Hausmeisterin Marie Heinrich. Sie sorgte für Ordnung, kontrollierte nach Dienst- oder Sitzungsschluss, ob alles in Ordnung ist, und scheute sich auch nicht, Mitarbeiter zu Hause anzurufen, wenn dem nicht so war. „Herr Linneweber, ihr Kino ist noch an“, sagte sie am Telefon, wenn der heutige Bürgermeister Axel Linneweber vergessen hatte, seinen Bildschirm auszuschalten. Marie Heinrich, die Anfang 1996 verstarb, wohnte mitten im Rathaus - im Obergeschoss. Ihr Wohnzimmer war Axel Linnewebers heutiges Büro, sein Besprechungsraum ihr Badezimmer.

Den Wurtenschluck, den Stefan Stührenberg vom Bauamt und Bürgermeister Axel Linneweber hier präsentieren, hat die Verwaltung vor Jahren bei einem Boßelwettkampf gewonnen.
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2. So sehen Sieger aus
In früheren Jahren wurde die Gemeindeverwaltung gelegentlich zu Boßel-Wettkämpfen herausgefordert. Die ersten, die dieses Wagnis eingingen, waren die Beschäftigten der benachbarten Raiffeisenbank. Weil die Verwaltung einige Boßel-Cracks in ihren Reihen hatte (und hat), gingen die Banker gnadenlos baden.
Auch die Dorfgemeinschaft Hollwarden hatte einige Jahre später keine Chance. Für die siegreiche Gemeindeverwaltung gab es eine Drei-Liter-Flasche „Wurtenschluck“ - ein spezieller Lakritzschnaps, den es nur in Hollwarden oder von Hollwardern gibt. Der Wettkampf fand am 1. März 2015 statt. Die Flasche steht noch heute in einem Schrank im Rathaus - ungeöffnet; bislang hat sich niemand rangetraut an den pechschwarzen Trunk.
Falls es jemand wagen möchte: Eine neue Boßel-Herausforderung würde das Rathaus-Team durchaus annehmen.

Wer einen triftigen Grund hat, auf den Balkon des Rathauses zu steigen und von dort dem Volk zu winken, der kann es tun.
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3. Winken vom Balkon
Wer einen triftigen Grund nennt, der darf den Balkon des Rathauses nutzen, um von dort dem Volk zu winken. Zuletzt hat das eine D-Jugend-Fußball-Mannschaft der TSG Burhave getan, um in der Saison 2014/15 ihren Staffelsieg im Fußball-Kreisverband Wesermarsch zu feiern. Die Nachwuchskicker fühlten sich wie Stars. Wer den passenden Anlass hat und es nachmachen möchte - Anruf beim Bürgermeister genügt.

Otto von Bismarck war der Namensgeber des Gasthauses, das das Rathaus einst war - das „Hotel zum Eisernen Kanzler“.
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4. Der eiserne Kanzler
Im Bauamt im Erdgeschoss des Rathauses hängt ein Bild von Otto von Bismarck, der von 1871 bis 1890 der erster Reichskanzler des gerade gegründeten Deutschen Reichs war. Er wurde der „eiserne Kanzler“ genannt - und war damit der Namensgeber des Gasthofs und Hotels, das das heutige Rathaus einst war.
Schon 1750 befand sich an der Stelle eine Bleibe, in der Wanderer, die aus Stollhamm oder der Wisch kamen, ausruhen konnten. Der spätere Inhaber eines Neubaus, der hier 1818 errichtet worden war, war Bismarck-Fan. Johann Hinrich Büsing ersann 1895 den Namen „Hotel zum Eisernen Kanzler“. Es bestand bis 1963. Dann kaufte die damalige Gemeinde Burhave das Gebäude und richtete darin ihr Rathaus ein.

In einem langen Raum im Keller des Rathauses lagern heute Reinigungsmittel. Früher befand sich hier eine Kegelbahn.
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5. Alle Neune im Keller
Den Keller des Rathauses erreicht man über eine Außentür. Ein Platz zum Wohlfühlen ist er nicht, wohl aber ein interessanter Ort, dessen Besonderheit wiederum in die Zeit zurückreicht, in der das Gebäude noch ein Gasthof und Hotel war. In einem langen Raum, in dem die Gemeinde heute unter anderem Reinigungsmittel lagert, befand sich einst eine Kegelbahn. Bauen lassen hatte sie 1902 der damalige Inhaber Conrad Hahn - wohl mit dem Ziel, dem etwas ins Trudeln geratenen „Kanzler“ wieder auf die Beine zu helfen. Es klappt nicht. 1908 wurde das Gebäude zwangsversteigert und fiel an eine Brauerei.