Die Gemeinde Sittensen begründet die Aktion zum einen damit, dass einige Apfelbäume am Fuhrenkamp alt und abgängig waren. „Das macht die Entscheidung nicht besser“, sagt Manfred Radtke vom BUND Rotenburg. „Gerade totes und absterbendes Holz ist Lebensraum für zahlreiche Insekten.“
Naturschutzbehörde prüft den Fall
„Obstbäume“, führt er aus, „bieten Honig- und Wildbienen und anderen Insekten einen Lebensraum. Vergreiste, oft deshalb als abgängig bezeichnete Obstbäume, können durch einen fachgerechten Pflegeschnitt oft revitalisiert und noch viele Jahre erhalten werden.“ Der Drops ist nun gelutscht. Der BUND hat die Untere Naturschutzbehörde eingeschaltet, die den Fall nun prüft.
Allee mit Bäumen des Jahres geplant
Die Gemeinde hat die Obstbäume vor allem abschlagen lassen, um dort aus Anlass des 1.000-jährigen Jubiläums im nächsten Jahr 35 Bäume des Jahres zu pflanzen, etwas Besonderes, etwas Bleibendes wie eine Allee zu schaffen. „Dafür haben wir den optimalen Platz gesucht“, sagt Bürgermeister Diedrich Höyns.
Der Fuhrenkamp im Süden der Gemeinde habe sich angeboten, weil der Weg gut frequentiert wird und viele Menschen sich später an den Bäumen erfreuen können. Während der Haushaltsberatung habe sich der Bauausschuss einstimmig für das Projekt ausgesprochen.
Radtke: keine gelungene Aktion
„Wir fällen nicht nur Bäume, wir sorgen auch für Ersatz, in diesem Fall für Bäume des Jahres“, unterstreicht Höyns. Trotzdem: Kein gelungener Programmpunkt, meint Radtke. Die Abholzaktion sei auch unter diesem Blickwinkel gesehen kritisch zu hinterfragen.
Landwirte seien sicher wenig begeistert, wenn ihre Flächen künftig von hohen Bäumen wie Stieleiche, Rotbuche, Sommerlinde, Spitzahorn, um nur einige zu nennen, beschattet würden. Es sei abzusehen, dass es wegen der Bäume irgendwann Probleme mit den Bewirtschaftern der angrenzenden Flächen geben werde.
Hecke wertvoller als Bäume
Radtke: „Warum pflanzt die Gemeinde auf den beiden Wegrainen eigentlich keine Hecken? Bei den Wegbreiten könnten sie sogar zweireihig sein. Einheimische Pflanzen bieten nicht nur idealen Lebensraum für Vögel, Insekten und Niederwild. Die meisten werden kaum höher als vier Meter. Hecken sind außerdem ein idealer Windschutz. Sie schützen nicht nur vor Erosionen. Sie sorgen dafür, dass mehr Feuchtigkeit im Boden bleibt. Gerade Landwirte sind darauf angewiesen.“
Höyns räumt ein, die Aktion nicht optimal kommuniziert, die Bürger einfach vor vollendete Tatsachen gestellt zu haben. „Das war schlicht und ergreifend schlecht“, bekennt der Bürgermeister.
BUND sucht Flächen
Manfred Radtke erinnert daran, dass der Landkreis Rotenburg eine von drei Modellregionen für den Biotopverbund im Rahmen des Niedersächsischen Weges ist. Partner des Projekts sind Landwirtschaftskammer, Landvolk und Stiftung Naturschutz. Der BUND sucht gerade im Nordkreis händeringend Flächen für Pflanzungen. „Falls eine Projektförderung nicht geklappt hat: Der Landkreis fördert auch die Anlage von Hecken“, informiert Radtke.