Nach zwei schwierigen, von pandemiebedingten Einschränkungen geprägten, Jahren hat sich 2021/22 die Entwicklung zum „Bewerbermarkt“ fortgesetzt. Die Arbeitsagentur und die Kammern haben große Anstrengungen unternommen, um möglichst vielen jungen Menschen einen Ausbildungsplatz anbieten zu können. Die Bemühungen waren letztlich erfolgreich, die Zahl der unversorgten Jugendlichen verzeichnet erneut einen Rückgang ebenso wie die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen.
- Gemeldete Bewerber/innen: 2.795
- Veränderung gegenüber Oktober 2020/21: +56 bzw. +2,0%
- Gemeldete Ausbildungsstellen: 3.438
- Veränderung gegenüber Oktober 2019/20: -41 bzw. -1,2 %
Überblick Agenturbezirk
Im zurückliegenden Ausbildungsjahr (1.10.2021-30.9.2022) lag die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen geringfügig unter dem Niveau des Vorjahres. Seit Oktober letzten Jahres hatten Unternehmen im Bezirk der Agentur für Arbeit Stade 3.438 Stellen für Auszubildende gemeldet, -41 Stellen (-1,2 Prozent) weniger als im Berichtszeitraum des Vorjahres.
Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber nahm hingegen leicht zu. Insgesamt nutzten 2.795 Jugendliche die Berufsberatung bei der Suche nach einer Ausbildung. Das waren 2 Prozent (+56 Personen) mehr als im Berufsberatungsjahr 2010/2021, in dem es einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen gab.
Statement Agentur für Arbeit
„Nach zwei schwierigen, von pandemiebedingten Einschränkungen geprägten, Jahren hat sich 2021/22 die Entwicklung zum ‚Bewerbermarkt‘ fortgesetzt. Die Arbeit der Berufsberatung an den Schulen in den Landkreisen Cuxhaven, Rotenburg und Stade hat sich normalisiert. Es wurden wieder Präsenzberatungen durchgeführt, wobei die alternativen Kommunikationswege per Telefon, Videochat oder Mail weiterhin offenstanden. Durch die intensive Beratungsarbeit konnten mehr Jugendliche erreicht und dem bundesweit rückläufigen Ausbildungsplatzbewerber/innen-Trend entgegengewirkt werden,“ fasst Dagmar Froelich, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade zusammen.
Statement HWK
„Der Markt ist heiß umkämpft und gerade kleine Handwerksbetriebe haben es oft schwer, sich im Wettbewerb um Auszubildende gegen die Industrie durchzusetzen“ sagt Hester Hansen, Abteilungsleiterin Nachwuchswerbung und Ausbildungsberatung bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Ende Oktober verzeichnete die Handwerkskammer im gesamten Bezirk 4.658 neue Ausbildungsverträge. In der Region Stade gab es Ende Oktober 1.627 neue Lehrverträge, nur 42 weniger als im Vorjahr. „Das ist insgesamt ein gutes Ergebnis. Lagen die Zahlen im September noch bei minus vier Prozent, so bewegen wir uns jetzt auf dem Vorjahresniveau“, freut sich Hansen. „Unsere Betriebe wissen, dass sie qualifizierte Fachkräfte am besten durch die Ausbildung im eigenen Betrieb gewinnen. Deswegen hat Ausbildung für sie unverändert einen hohen Stellenwert.“ Trotz dieser positiven Zwischenbilanz gibt Hansen aber keine Entwarnung: „Um später genug Fachkräfte zu haben, müssen wir die Nachwuchsarbeit verstärken. In einigen Branchen wird es immer schwieriger, Auszubildende zu finden", sagt sie. Eine systematische Berufsorientierung sei daher an allen Schulformen – insbesondere an Gymnasien - dringend notwendig, damit sich mehr junge Menschen für eine Ausbildung entschieden.
Statement IHK
„In unseren Konjunkturumfragen bezeichnen die Unternehmen den Fachkräftemangel als eines ihrer größten Geschäftsrisiken. Darum bilden viele ihren Fachkräftenachwuchs selbst aus. Die Corona-Pandemie hat das „Matching“ schon erheblich erschwert. Nun sorgt der demografische Wandel für einen weiteren Rückgang der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Industrie, Handel und Dienstleistungen – insgesamt um 5,4 Prozent. Eine große Zahl an angebotenen Ausbildungsplätzen bleibt unbesetzt. Erfreulicherweise ist aber noch Bewegung in diesem Ausbildungsjahr, darum geht die IHK davon aus, dass sich die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse noch etwas erhöhen wird.
Trotz der Situation wollen die Unternehmen ihr Ausbildungsangebot laut einer IHK-Umfrage im kommenden Jahr auf demselben Niveau erhalten.
Mit vielen Maßnahmen zur Berufsorientierung und Ausbildungsplatzvermittlung unterstützt die IHK darüber hinaus Jugendliche und Betriebe, zum Beispiel mit Ausbildungsbotschaftern, die direkt in die Schulen gehen, mit Azubi-Speeddatings, Instagram-Livetalks mit Ausbildungsbetrieben und der Plattform „Moin Future“. (pm/com)

Es sind noch Ausbildungsstellen frei. Ein aussagekräftiges Anschreiben ist mit das wichtigste für eine Bewerbung.
Foto: picture alliance/dpa/dpa-tmn

Die Bundesagentur für Arbeit hat die aktuellen Arbeitslosenzahlen bekannt gegeben.
Foto: dpa