Donnerstagnachmittag erhielten Angehörige die bittere Nachricht von der kurzfristigen Schließung. Bis Freitag haben sie Zeit, für Vater oder Mutter, Onkel oder Tante einen neuen Pflegeplatz zu suchen. Morgen Abend wird der Betrieb in „Zwei Eichen“ eingestellt. Verzweiflung macht sich breit.
Brigitte Simons räumt mit ihrem Mann am späten Nachmittag das Zimmer ihres Vaters leer. Sie haben Glück, haben für den 94-Jährigen einen neuen Pflegeplatz in Sittensen gefunden. Dass man so mit Menschen umgeht, das können, nein, das wollen sie nicht verstehen. Niemand hat geahnt, dass solch ein Ungemach droht. Es gab keine Info.
Vor kurzem erst berichtete die Pflegedienstleitung von Umstrukturierungsplänen im Haus, weg von der vollstationären Pflege, hin zu Betreutem Wohnen. Geplant war, das Haus entsprechend umzugestalten. Die Hälfte der Bewohner war schon aufgefordert worden, sich um einen neuen Pflegeplatz zu bemühen. 15 Bewohner wurden zuletzt noch in „Zwei Eichen“ betreut.
Wieder ein Betreiberwechsel
Doch jetzt kommt alles anders. Scheinbar hat es wieder einen Betreiberwechsel gegeben. Dieser teilte dem Landkreis Rotenburg mit, dass eine Versorgung der Bewohner über den 31. März hinaus nicht sichergestellt werden könne, die Einrichtung deshalb kurzfristig geschlossen werden müsse. Allerdings hätte er die Schließung laut Gesetz drei Monate vorher ankündigen müssen, damit die Bewohner adäquat in anderen Häusern untergebracht werden können. Das aber wurde versäumt.
Heimaufsicht wählt sich die Finger wund
Der Landkreis bemüht sich, den Schaden zu begrenzen. Den ganzen Tag über versuchen Mitarbeiter der Heimaufsicht, die Senioren in anderen Einrichtungen unterzubringen, was ihnen scheinbar sogar gut gelingt. Sie sind vor Ort im Pflegeheim und telefonieren stundenlang, haben keine Zeit für ein kurzes Gespräch. Angehörige haben Tränen in den Augen, wenn sie erfahren, dass für Vater oder Mutter ein Pflegeplatz in Bremervörde oder Zeven, Sittensen oder Gnarrenburg gefunden wurde.
Von heute auf morgen auf der Straße
Tränen in den Augen haben auch die 28 Mitarbeiter, die von heute auf morgen arbeitslos sind. Gestern erst haben sie davon durch Zufall erfahren. Sie sind sprachlos, traurig, ringen nach passenden Worten, finden sie aber nicht. Vor wenigen Tagen hatte die Pflegedienstleitung noch von 40 Mitarbeitern gesprochen. Eine Lüge scheinbar, wie wohl so vieles in diesem Haus.