Bei der Redaktion wird ausgemistet: Ach, was waren das noch für Zeiten

Bei uns im Verlag wird derzeit ausgemistet. Aktenordner von 1989, Schwarz-Weiß-Fotos von 1998, Verlagsbeilagen von 2001 - alles muss raus. Eine wahre Herkules-Aufgabe, wenn man bedenkt, dass es die Kreiszeitung schon seit knapp 150 Jahren gibt und jeden Tag aufs Neue geschrieben, fotografiert und abgeheftet wird. Als Zwischenlager für die Hinterlassenschaften längst vergangener Zeiten dient ein derzeit ungenutztes Büro. Es bedarf nicht allzu großer Fantasie, um sich vorzustellen, wie es in diesem Raum aussieht. Dort hineinzugehen, ist gefährlich - nicht, weil man unter einstürzenden Aktenbergen begraben werden könnte, sondern weil dieser Raum voller Erinnerungen steckt. Die Versuchung, dort zu stöbern und dann in alten Zeiten zu schwelgen, ist groß. Bislang bin ich ihr nur einmal kurz erlegen, als ich im Vorbeigehen einen Tischkalender aus dem Jahr 2004 erspähte. Damals, am 1. Januar, hatte mein zweijähriges Volontariat bei der Kreiszeitung begonnen. Ob mein Ausbildungsstart wohl in diesem Kalender vermerkt war? Leider nein: Der Kollege oder die Kollegin hatte dies nicht notiert. Schade und erfreulich zugleich - somit war meine Reise in die Vergangenheit schnell beendet, und ich konnte umgehend weiterarbeiten. Wie war das noch bei Honecker? Vorwärts immer, rückwärts nimmer.