Polizeibeamte passieren am Mittwoch in einem VW Bus die Kreuzung Walther-Rathenau-Straße und Viktoriastraße. Die Ampel zeigt vermutlich Rot. Doch die Beamten, die eine Schülerpraktikantin an Bord haben, sind auf einer Einsatzfahrt, haben Blaulicht und Martinshorn eingeschaltet, dürfen also passieren. Ein 66-Jähriger, der auf der Viktoriastraße von links kommt, übersieht den Bus der Polizei, kracht in dessen Heck. Der schwere Bulli kippt durch den Aufprall auf die Seite und kollidiert mit einem Ampelmast. Ende der Geschichte? Nein. Denn wie nicht anders zu erwarten, wird der Fall bei Facebook rauf und runter diskutiert. Und natürlich gibt es dort Kommentatoren, die alles ganz genau wissen - woher auch immer. Einer schreibt, die Polizisten hätten ihr Blaulicht und das Martinshorn viel zu spät eingeschaltet; das habe ein „Nachrichten-Portal“ berichtet. Ein anderer will wissen, welches Portal das ist. Das verrät der erste Kommentator in seiner Antwort nicht, nur, dass der Eintrag inzwischen wohl wieder gelöscht worden sei. Aha. Ein Dritter will Videobeweise von einer Überwachungskamera haben. Ein Vierter wittert eine Vertuschungsaktion. Und so weiter und so fort. Ich schüttele nur noch mit dem Kopf - und empfehle allen, die glauben, durch die „sozialen“ Medien gut informiert zu sein, noch eine andere Lektüre: Grimms Märchen.
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