Diese beiden TikToker aus dem Landkreis Rotenburg starten im Internet durch

TikTok, eine Plattform für kurze Videos mit Milliarden Nutzern. Zwei Teenager aus dem Landkreis Rotenburg sind hier erfolgreich und die Anzahl ihrer Follower geht weiter nach oben. Damit begeistern Lilou aus Sittensen und Joschua aus Helvesiek ihre Fans.

Insbesondere junge Leute sind auf TikTok unterwegs und schauen sich kurze Videos an. Auch im Landkreis Rotenburg gibt es erfolgreiche TikToker. Lilou aus Sittensen hat 600.000 Follower.

Insbesondere junge Leute sind auf TikTok unterwegs und schauen sich kurze Videos an. Auch im Landkreis Rotenburg gibt es erfolgreiche TikToker. Lilou aus Sittensen hat 600.000 Follower. Foto: Harder-von Fintel

Ihre TikTok-Videos erreichen mittlerweile ein Millionen-Publikum, und dabei hätte keiner der beiden anfangs je damit gerechnet, dass die eigenen Videos mal so durch die Decke gehen werden, erzählen Lilou und Joschua unabhängig voneinander im Gespräch mit der ZEVENER ZEITUNG. Die Teenager unterhalten ihre Community mit komplett unterschiedlichen Inhalten. Lilou postet Tanzvideos, Comedy-Clips, Beauty-Tipps und erzählt den Menschen einfach Neues aus ihrem Leben. So verkörpert sie eine gewisse „Echtheit“ im Alltag und hat damit knapp 600.000 Follower hinter sich. Ziemlich viele, wenn man bedenkt, dass sie erst seit einem Jahr einen Account auf TiKTok hat.

In Hamburg aufgewachsen

Die 16-Jährige ist in Hamburg aufgewachsen und hat mit ihrer Familie mitten in der Innenstadt gelebt. So hat sie alle neuen Trends schon immer vor ihrer Haustür entdecken können. Im Herbst stand ein Umzug aufs Land an und Lilou ist seitdem in der Samtgemeinde Sittensen zu Hause. Ihr erfolgreichstes Video wurde rund 11 Millionen Mal aufgerufen. Auf die Idee, kurze Filme für TikTok zu drehen, kam eine Freundin an Lilous Geburtstag. Ein kurzer Tanz der beiden Mädchen war es, der im Netz direkt viral ging und quasi über Nacht 20.000 Aufrufe anzeigte. „Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich habe dann weitergemacht und mehr Videos gepostet - nach zwei Monaten hatte ich dann 200.000 Follower“, erinnert sich die Sittenserin.

TikTok-Konto gesperrt

Kurze Zeit später dann der Schock: Ihr TikTok-Konto wurde wegen eines unbeabsichtigten Regelverstoßes gelöscht. „Ich habe Widerspruch eingelegt, aber es war nichts zu machen. Dann bin ich schnell wieder von vorne angefangen, weil mir das einfach Spaß gemacht hat.“ Zu Recht: Von Juni bis Herbst vergangenen Jahres knackte Lilou die 500.000-Follower-Marke, sie wird mittlerweile auf der Straße erkannt. Ihre Eltern waren anfangs skeptisch. „Sie wollten nicht, dass ich mich im Netz zeige.“

Eine gewisse Zeit konnte sie ihr Leben auf Social Media verheimlichen. „Meine Eltern haben sich gewundert, dass ich mit Käppi und Sonnenbrille rausgegangen bin.“ Aber dann: Am Flughafen in Bulgarien wurde sie von einem Jungen erkannt und auf TikTok angesprochen, ebenso ihre Mutter von einer Bekannten. Das stieß nicht gerade auf Begeisterung bei ihren Eltern. Mittlerweile bekommt Lilou aber Unterstützung aus ihrem Elternhaus. Die 16-Jährige möchte ihren Bekanntheitsgrad weiter steigern. Ein Management, zu dem bekannte Künstler gehören, kümmert sich um Werbeanfragen. Inzwischen ist sie nämlich so erfolgreich mit ihren Trendtänzen und Beautytipps, dass namhafte Firmen für Kooperationen anfragen. Auch in Musikvideos von Creators ist sie schon aufgetreten und lernt über solche Kontakte immer mehr Influencer kennen. Vernetzen lautet das Stichwort.

Schüler fragen nach Autogramm

In der Schule drehen sich insbesondere jüngere Schüler auf den Gängen nach ihr um, bitten um ein Autogramm oder Selfie. Kein Problem für Lilou. „Das ist doch die TikTokerin“, ist auch bei unserem Besuch im Flur zu hören. „Ich finde es aber schwierig, wenn Leute ein falsches Bild von mir haben, weil ich so viele Follower habe. Ich bin ein ganz normaler Teenager.“ Sie möchte in ihren Clips authentisch und gut rüberkommen, weiß um ihre Vorbildfunktion gegenüber jüngeren Fans.

Macht Musik auf TikTok und das schon ziemlich erfolgreich: Joschua Lüdemann aus Helvesiek ist im Juli live in Scheeßel zu hören.

Macht Musik auf TikTok und das schon ziemlich erfolgreich: Joschua Lüdemann aus Helvesiek ist im Juli live in Scheeßel zu hören. Foto: Harder-von Fintel

Dass die Welt im Netz auch Risiken mit sich bringt, dessen ist sich die Sittenserin bewusst. „Es gibt Leute, die einem nicht gut gesonnen sind.“ Sexistische Bemerkungen und unmoralische Angebote von älteren Männern gibt es leider immer wieder. Lilou ist da selbstbewusst und will damit nichts zu tun haben oder damit in Verbindung gebracht werden.

2.000 Nachrichten am Tag

Circa 2.000 Nachrichten erhält die Influencerin täglich - die meisten aufbauend und positiv. Unmöglich, alle zu beantworten. Hasskommentare prallen an ihr ab. Neider und User mit Fakeprofil stecken in der Regel dahinter, weiß sie. „Hate ist schlimm, aber leider sind die Leute so. Mich verletzt so was nicht, da muss man drüber stehen und die positiven Dinge sehen.“ Wer mit Social Media anfängt, muss eben ein starkes Selbstbewusstsein mitbringen, sagt sie. Ihr Ziel ist es, ihren 600.000 Fans jeden Tag Content zu liefern und noch bekannter zu werden. Lilou möchte Abitur machen, Jura studieren und später Anwältin werden. „Keine Influencerin, das soll nur ein Hobby bleiben.“

Helvesieker macht Musik

Ganz anders als Lilou ist Joschua Lüdemann auf der Plattform unterwegs. Er promotet keine Geschichten aus seinem Leben, er macht Musik und erhält dafür viel Zuspruch. Der 18-Jährige singt und spielt dazu Gitarre. Mittlerweile hat er nicht nur an der Eichenschule Scheeßel eine richtige Fangemeinde, auch auf TikTok kommt der Oberstufenschüler mit seiner Art gut an: Rund 92.000 Follower mögen den jungen Musiker und hören zu, wenn er musiziert - mitunter auch im Live-Stream.

Seine Zuhörer kommen zu 75 Prozent aus Deutschland, aber auch aus Polen, Österreich und Frankreich. Auf TikTok ist er seit zwei Jahren mit eigenem Account aktiv. Der Helvesieker hat schon als Kind gerne Musik gehört und seinen Eltern beim Musizieren zugeschaut: Mutter Sabine spielt Klavier, Vater Olaf Gitarre. Als Grundschüler erhielt Joschua Blockflötenunterricht, in der fünften Klasse wechselte er zu Gitarre, bekam drei Jahre Unterricht in Sittensen. „Dann hatte ich Grundkenntnisse und habe mir selbst dann mehr beigebracht und ein bisschen dazu gesungen“, erzählt der Eichenschüler. „Am Anfang war das echt schlecht, dann habe ich immer weiter geübt“, schmunzelt er.

Video hat 1,1 Millionen Aufrufe

Eigene Lieder schreibt er noch nicht, möchte aber irgendwann auch damit anfangen. Seit einem Jahr nimmt er Gesangsunterricht bei Musiker Pat Dalton in Rotenburg, außerdem bringt er sich gerade selbst Klavier bei. Auch seine Eltern unterstützen ihn mit seiner Musik, die er zunächst mit Auftritten bei kleinen Festivals, auf Schulveranstaltungen, im Familien- und Freundeskreis und auf Social Media weitermachen möchte. Was dann kommt, wird sich irgendwann zeigen. Nach dem Schulabschluss möchte er jedenfalls erstmal ein Auslandsjahr mit Freunden in Japan machen. Lampenfieber hat Joschua bei Auftritten auf der Bühne nicht, auch Straßenmusik hat er in Hamburg schon gemacht. „Aber ohne Verstärker ist das schwierig“, weiß er. Seine Videos auf TikTok sind beliebt und haben teilweise 1,1 Millionen Aufrufe. „Und manchmal guckt auch seine Oma zu, sie findet das gut“, lacht Olaf Lüdemann.

Auftritt in Scheeßel am 5. Juli

Wenn Joschua keine Gitarre spielt und nicht in der Schule ist, dann ist er sportlich in Scheeßel und Rotenburg unterwegs: Handball (TuS Rotenburg) und Volleyball (TV Scheeßel) zählen zu seinen Hobbys. Mittlerweile ist er auch als Trainer der C-Jugend (Handball Oberliga) im Einsatz. Wer Joschua live hören möchte, hat beim Come-Together-Festival am Mittwoch, 5. Juli, in Scheeßel Gelegenheit. Der örtliche Gewerbeverein lädt ein, von 18 bis 22 Uhr Livemusik und Kulinarisches auf Kohrs Hoff in der Großen Straße 10 zu genießen. Der Eintritt ist frei. Wer den beiden im Netz zuschauen möchte, klickt den Link. Ein eigenes TikTok-Profil ist dafür nicht notwendig.

Hier geht es zum TikTok-Profil von Lilou.

Hier geht es zum TikTok-Profil von Joschua.

TikTok nutzen insbesondere jüngere Menschen, um sich kurze Videos anzusehen. Foto: Michael Dwyer/AP/dpa

TikTok nutzen insbesondere jüngere Menschen, um sich kurze Videos anzusehen. Foto: Michael Dwyer/AP/dpa Foto: Michael Dwyer/AP/dpa

Das ist TikTok

TikTok ist eine Kurzvideo-App mit Kommentarfunktion, betrieben vom chinesischen Unternehmen ByteDance. Insbesondere junge Leute sind fasziniert von der unterhaltsamen Plattform. Wer TikTok nutzen möchte, muss mindestens 13 Jahre alt sein. Die App ist nicht ganz unumstritten, auch wenn die kurzen Videos bei Usern sehr gut ankommen. Versteckte Werbung, unzureichender Daten- und Jugendschutz werden kritisiert. Einige Firmen haben ihren Mitarbeitern aus Datenschutzgründen bereits untersagt, TikTok zu nutzen. Nichtsdestotrotz ist es jedem möglich, über viele Follower und Video-Aufrufe berühmt zu werden. Wer regelmäßig spannenden Content produziert, kann sich darüber eine richtige Fan-Gemeinde aufbauen. (kvf)

Lilou aus der Samtgemeinde Sittensen hat nahezu 600.000 Follower auf TikTok und erklärt unserer Reporterin Kathrin Harder-von Fintel, was sie auf Social Media macht. Auf Instagram ist sie unter liloussecret zu finden, dort folgen ihr 120.000 Menschen.

Lilou aus der Samtgemeinde Sittensen hat nahezu 600.000 Follower auf TikTok und erklärt unserer Reporterin Kathrin Harder-von Fintel, was sie auf Social Media macht. Auf Instagram ist sie unter liloussecret zu finden, dort folgen ihr 120.000 Menschen. Foto: Zevener Zeitung

Kathrin Harder-von Fintel

Redaktionsleiterin Zevener Zeitung

Kathrin Harder-von Fintel ist im Landkreis Rotenburg aufgewachsen. In Hamburg hat sie Kommunikationsdesign und Art Direction studiert, es folgte ein Volontariat bei der Zevener Zeitung. Dort schreibt sie bis heute als Redakteurin. Seit 2021 leitet sie die Lokalredaktion in Zeven.

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