Kino
Dariusch Mehrdschui und Ehefrau im Iran beigesetzt
Der iranische Regisseur Dariusch Mehrdschui und seine Frau Wahideh Mohammadifar sind vor einigen Tagen tot in ihrem Haus bei Teheran gefunden worden. Nun wurde das Paar beigesetzt.

Der iranische Filmregisseur Dariusch Mehrdschui und seine Frau Wahideh Mohammadifar wurden beigesetzt.
Foto: Abdolvahed Mirzazadeh
Der berühmte iranische Regisseur Dariusch Mehrdschui und seine Ehefrau Wahideh Mohammadifar sind im Iran beigesetzt worden. Das Künstlerpaar wurde am Mittwoch im Teheraner Zentralfriedhof Behescht-e Sahra beerdigt, wie die Nachrichtenagentur Isna berichtete. Am vergangenen Samstag war das Ehepaar nahe der Hauptstadt Teheran in seiner Villa getötet worden.
Zu der Trauerveranstaltung in der iranischen Hauptstadt Teheran strömten Hunderte Menschen, wie Augenzeugen berichteten. Viele berühmte Persönlichkeiten der iranischen Filmszene nahmen daran teil. Die Vorsitzende der größten Kinovereinigung Irans, Marsieh Borumand, würdigte Mehrdschui bei den Trauerfeierlichkeiten als beeindruckenden Regisseur. „Ich finde keine Worte, um diesen Verlust auszudrücken, der auf solch schreckliche Weise geschehen ist.“
Laut einem Bericht der Zeitung „Shargh“ hatte die Tochter ihre Eltern tot aufgefunden. Beide seien mit einem Messer oder einem scharfen Gegenstand in den Hals gestochen worden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf die Polizei. Mehrdschui wurde 83 Jahre alt, seine Ehefrau 54 Jahre.
Iranerinnen und Iraner trauerten weit über die Landesgrenzen hinaus um das berühmte Paar. Mehrdschui beeinflusste wie kaum ein anderer das iranische Kino. Der Filmemacher gehörte zu den Pionieren des Neuen Iranischen Films, in den er den Neorealismus einführte.
Mit seinem Film „Die Kuh“ von 1969 gewann er 1971 den Publikumspreis bei den Filmfestspielen in Venedig und wurde so in der Szene international bekannt. Anekdoten zufolge überzeugte der Kinofilm nach der Islamischen Revolution von 1979 auch den damaligen Religionsführer Ajatollah Ruhollah Chomenei.
Für Aufsehen sorgte auch ein Bericht der Zeitung „Etemad“, den die Zeitung mit der Nachricht über die Tötung des Ehepaars veröffentlicht hatte. Darin beschrieb Mohammadifar in einem bisher unveröffentlichten Interview, in der vergangenen Zeit bedroht worden zu sein. Die Justiz ließ in der Folge zwei leitende Medienschaffende einbestellen. Bisher wurden laut Medienberichten zehn Tatverdächtige festgenommen.
In einem Auszug einer Doku hatte das Künstlerpaar sich jüngst kritisch zu den gesellschaftlichen Entwicklungen im Iran positioniert. „Nimm schon dein Kopftuch ab“, sagte Mehrdschui darin zu seiner Ehefrau, als sie gemeinsam in einem Park sitzen. Erst zögert Mohammadifar, dann gehen sie Hand in Hand zu einem Baum, wo sie ihren Hidschab aufhängen. Seit den Protesten im Herbst 2022 ignorieren immer mehr Frauen im Iran die Kopftuchpflicht.