Bremerhaven

49 Euro im Monat, digital, Abo: So fahren wir künftig im Nahverkehr

Der Nachfolge-Fahrschein für das überaus erfolgreiche Neun-Euro-Ticket soll 49 Euro kosten. Endgültig entscheiden müssen jetzt aber noch andere - weil eine milliardenschwere Finanzfrage weiterhin offen geblieben ist.

Volker Wissing (FDP), Bundesverkehrsminister, und Maike Schaefer (Grüne), Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz und Senatorin in Bremen, freuen sich über die grundsätzliche Einigung der technischen Ausgestaltung eines 49-Euro-Tickets.

Volker Wissing (FDP), Bundesverkehrsminister, und Maike Schaefer (Grüne), Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz und Senatorin in Bremen, freuen sich über die grundsätzliche Einigung der technischen Ausgestaltung eines 49-Euro-Tickets. Foto: dpa

49 Euro steht auf dem Ball, den die Verkehrsminister am Donnerstag nach den Worten der Bremer Senatorin Maike Schaefer (Grüne) „wieder ins Spielfeld“ der Ministerpräsidentenkonferenz zurückgeschossen haben. „Die kann den Elfmeter jetzt versenken“, ergänzte die Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz nach dem Treffen in Bremerhaven.

Muss sie auch. Denn die Ressortchefs einigten sich zwar nach Aufforderung der MPK auf eine Nachfolge für das Neun-Euro-Ticket - es soll ein bundesweit gültiger, papierloser und im Abo erhältlicher 49-Euro-Fahrschein sein. Aber die Ministerpräsidenten und vor allem deren Finanzminister sind jetzt wieder am Zuge – oder halt am Ball.

Die Länder pochen weiter auf eine deutliche Erhöhung der Regionalisierungsmittel zur Gesamtfinanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs wegen immens gestiegener Kosten etwa durch die Energiekrise. Das ist weiter Voraussetzung für die Umsetzung des neuen Tickets. Wird es diesbezüglich keine Einigung der Ministerpräsidenten mit dem Bund geben, könnte der 49-Euro-Fahrschein wieder in Frage stehen.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) betonte allerdings, er sei zuversichtlich, „dass die Ministerpräsidentenkonferenz das schafft“. Schließlich habe man auch einen Ausbau- und Modernisierungspakt für den ÖPNV vorbereitet. Es gebe mehr Transparenz und mehr Klarheit bei der Verwendung der Mittel.

Was beschlossen worden sei, „ist wahrscheinlich die größte Reform des öffentlichen Personennahverkehrs“, lobte Wissing. Bund und Länder hätten auch ein gemeinsames Interesse, einen Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz zu leisten, „aber auch für eine echte Entlastung der Menschen zu sorgen“, zeigte sich Senatorin Schaefer ebenso optimistisch.

Kommt die Einigung über mehr Milliarden für die Länder, wird die Einführung des Tickets zum 1. Januar 2023 angestrebt.

Konkret soll es dann bundesweit gelten und 49 Euro im Monat kosten. Papierlos, mit einer zweiten Lösung für Ältere, die etwa kein Smartphone besitzen. Der Fahrschein soll als Abonnement verkauft werden, das aber jederzeit monatlich kündbar sein wird.

Das künftige Angebot werde „genauso unkompliziert“ sein wie das Neun-Euro-Ticket, versprach Wissing. Geplant ist auch eine preisliche Dynamisierung, etwa durch einen Inflationsausgleich. Je mehr Bürger das Ticket aber kaufen würden, desto einfacher sei es, den Preis dauerhaft zu garantieren, ergänzte Wissing.

Es gebe jetzt aber „noch viele Unbekannte“, hieß es am Rande der Konferenz – vor allem was die detaillierte Umsetzung angeht. Zum Beispiel, wie mit Schülern verfahren wird, inwieweit generell Kinder berücksichtigt werden. „Das wird man sich im weiteren Verlauf noch angucken müssen“, so Schaefer.

Warum ein Abo? Deshalb, damit man nicht jeden Monat neu überlegen müsse, „kaufe ich es oder kaufe ich es nicht“, erläuterte Wissing. Das Abo „läuft einen Monat und man kann es jederzeit zum Monatsende kündigen. Wir wollen die Leute nicht mit Verträgen binden“, ergänzte der FDP-Politiker. Das sei modern, zeitgemäß und entspreche den Angeboten vieler digitaler Dienste.

Die Überlegung, zunächst zwölfmal 49 Euro für ein Jahres-Abo zahlen zu müssen, sei als zu hohe Hürde verworfen worden.

Warum aber kein 29-Euro-Ticket? Auf diese Frage antwortete Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne): „Weil das Geld nicht aus der Steckdose kommt.“ Das sollte heißen, dass dann eine noch höhere Subvention notwendig gewesen wäre.

„Es war ein Kraftakt“, kommentierte die saarländische Verkehrsminister Petra Berg (SPD) dann auch. Man habe einen großen Schritt hin zur Verkehrs- und Klimawende gemacht. Ein Ticket zur Verfügung zu stellen, wenn die Züge nicht mehr fahren würden, sei allerdings. Die Länder hatten zuvor gewarnt, Verkehre abbestellen zu müssen, falls der Bund nicht mehr an Zuwendungen gebe.

Für den Fahrschein selbst stellt die Bundesregierung ab 2023 jährlich 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung, die Länderverkehrsminister erklärten ihre Bereitschaft, die Co-Finanzierung zu übernehmen - unter der Bedingung einer Verständigung über die Erhöhung der Regionalisierungsmittel. 1,65 Milliarden Euro zusätzlich im nächsten und übernächsten Jahr sollen es möglichst sein. Man sei nicht nah genug beieinander, um die Finanzfrage ohne Ministerpräsidenten und Finanzminister zu klären, hieß es bei der Konferenz. D er besagte Ball, der jetzt wieder bei der MPK liegt.

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