Kino

„Der Nachbar“: So liest sich Fitzeks neuer Psychothriller

Ein Nachbar, der immer hilft? Klingt erst mal gut. Doch in Sebastian Fitzeks neuem Psychothriller wird die Fürsorge schnell zur Bedrohung. Wie ist der Bestseller-Autor selbst als Nachbar drauf?

Von Sabrina Szameitat, dpa
22. Oktober 2025
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Mit „Der Nachbar“ erscheint nun der neue Psychothriller von Sebastian Fitzek.

Mit „Der Nachbar“ erscheint nun der neue Psychothriller von Sebastian Fitzek.

Foto: Britta Pedersen

Es klingt eigentlich harmlos: Ein Nachbar kauft für seine Nachbarin ein, er entsorgt Abfälle für sie und installiert sogar ein Nachtlicht im Schlafzimmer. Doch der neue Psychothriller von Bestseller-Autor Sebastian Fitzek wäre kein richtiger Fitzek, wenn diese vermeintliche Idylle nicht dramatisch umschlägt.

Die Gefahren lauern in der Nachbarschaft. Darum geht es im neuen Buch des Berliner Autors, der mit seinen Psychothrillern („Die Therapie“, „Der Heimweg“), Sachbüchern und humorvollen Titeln („Elternabend“) regelmäßig auf dem ersten Platz der Bücherlisten landet. 

Buchtitel, die auf den ersten Blick harmlos klingen

Naheliegend ist die Wahl des Buchtitels: „Der Nachbar“. Er möge Titel, die auf den ersten Blick harmlos klingen, aber auch eine düstere Bedeutung haben könnten, sagt Fitzek der Deutschen Presse-Agentur. „Nur durch ein einziges Wort kann schon ein Bild im Kopf entstehen“. 

So sei es auch beim „Nachbarn“. Menschen seien gerne in einer guten Nachbarschaft. „Es gibt tolle Nachbarn, aber man hat eben auch die andere Sorte“. Mit dieser „anderen Sorte“ sieht sich Fitzeks Protagonistin Sarah Wolff im neuen Thriller auf extreme Art konfrontiert.

Wenn Fürsorge zur Bedrohung wird

Die Strafverteidigerin, die mit ihrer Tochter an den Stadtrand Berlins gezogen ist, leidet an einem traumatischen Erlebnis aus ihrer Kindheit und hat Probleme mit dem Alleinsein. Eine Person, die sich selbst als der „Nachbar“ bezeichnet, kümmert sich auf zunächst fürsorgliche (und übergriffige) Weise um sie - bleibt dabei aber unsichtbar.

Sarahs Kühlschrank wird etwa mit Lebensmitteln von einer Einkaufsliste aufgefüllt, die sie zu Hause hat liegen lassen. In einer anderen Stelle im Buch wundert sich die Protagonistin, wer ihr das Nachtlicht im Schlafzimmer angebracht hat, das sie sich online zwar ausgesucht, aber bisher nicht bestellt hatte.

Krimi-Liebling der Deutschen: Autor Sebastian Fitzek.

Krimi-Liebling der Deutschen: Autor Sebastian Fitzek.

Foto: Britta Pedersen

Doch die Fürsorge kippt schnell in Bedrohung um, als der „Nachbar“ sich immer mehr in ihr Privatleben einmischt. Er bestraft Menschen aus Sarahs Umfeld brutal, die seiner Ansicht nach für ihre psychischen Probleme verantwortlich sind.

Angst vor dem Alleinsein und Stalking

Wer einen Fitzek liest, gibt das Buch nicht so schnell mehr aus der Hand. So ist es auch bei „Der Nachbar“. Der Schriftsteller beschäftigt sich auf den knapp 370 Seiten nicht nur mit den Gefahren aus der nahen Umgebung, sondern auch mit der Angst vor dem Alleinsein und dem Thema Stalking.

Wie bei dem Autor typisch sind die Kapitel relativ kurz gehalten, sie enden mit einem Cliffhanger und dramatischen Wendungen. Fitzek springt gelegentlich zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wechselt die Perspektiven und gibt immer nur einzelne Informationen preis, sodass sich langsam ein vollständiges Bild zeichnet. 

Starke Nerven gefragt

Die Spannung steigt, während man rätselt, wer sich hinter der Fassade des „Nachbarn“ verbergen könnte. Zwar wirken einige der Wendungen im Verlauf der Handlung schon sehr konstruiert. Packend ist der neue Thriller jedoch allemal. Starke Nerven brauchen Leserinnen und Lesern bei den Kapiteln, in denen der „Nachbar“ perfide Gewaltfantasien auslebt.

Die Vorstellung eines Stalkers, der sich durch seine Fürsorge positiv gibt, wie eine Art Schutzengel, finde er „unglaublich gruselig“, sagt Fitzek. Er selbst verbinde gemischte Gefühle mit dem Thema Nachbarschaft. 

Sebastian Fitzek landet mit seinen Büchern regelmäßig auf Platz 1 der Bücherlisten.

Sebastian Fitzek landet mit seinen Büchern regelmäßig auf Platz 1 der Bücherlisten.

Foto: Britta Pedersen

Neben „wahnsinnig vielen positiven Assoziationen“ – etwa an ein tolles Nachbarschaftsfest in einer früheren Wohngegend – habe er in einigen Momenten selbst schon Anlass zu Sorgenfalten bei Anwohnern gegeben. 

Fitzek als Nachbar: „Ich habe noch nie die Polizei gerufen“

Böse Anrufe habe er früher etwa mal erhalten, weil er Schlagzeug gespielt habe. „Es gab eine bestimmte Erleichterung, als ich weggezogen bin“. Mittlerweile habe er ein elektrisches Schlagzeug, das er über Kopfhörer spielen könne. „Da stört das Geklöppel nur die eigene Familie“.

Auch durch Umbaumaßnahmen in seiner Wohnung während der Corona-Pandemie habe er bei Anwohnern im Haus für Kummer gesorgt, erzählt Fitzek. „Ein Nachbar war so eine heimliche Baupolizei, der nachts mit einer Taschenlampe über die Baustelle gehirscht ist. Ich habe ihm irgendwann eine Mail geschrieben, er soll mir sagen, wann er da ist, dann kann ich das Licht anlassen. Ich finde das ja ganz praktisch, wenn jemand ein Auge auf alles wirft.“ 

Insgesamt hält sich der 54-Jährige, der sich zum Krimi-Liebling der Deutschen gemausert hat, für einen umgänglichen Nachbarn. „Ich habe noch nie die Polizei gerufen, oder irgendwo geklopft“, sagt er und fügt hinzu: „Ich mache keinen Terz, selbst wenn ich am nächsten Morgen um 6 Uhr raus musste und mitten in der Nacht noch Party ist“.

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