Der Kreuzfahrt-Anbieter Aida lockt seine Kunden mit einer Vielzahl von Angeboten, die von Tourismusprogrammen bis Unterhaltungsshows reichen. Die Aussicht auf eine Fahrt, bei der man durch den Urwald läuft und zwei Stunden später auf dem Sonnendeck liegt, versetzt viele Touristen im Vorfeld in große Vorfreude. Dazu gibt es mehr Speisen und Getränke, als man zu sich nehmen kann. Üppige Angebote wie der Vario-Tarif, der Kunden für über 3000 Euro mit in die Karibik nimmt, werden von unzähligen Kunden in Anspruch genommen.
Doch hinter dem vermeintlichen Traumurlaub steckt ein Geschäftsmodell, das ausschließlich darauf ausgerichtet ist, den größtmöglichen Gewinn zu erzielen. Das zeigt eine Dokumentation, die der Fernsehsender ZDF erstmals am 30. Mai 2023 gezeigt hat. Dabei kamen Mitarbeiter von Aida anonym zu Wort. Auch an der Dokumentation gibt es aber Kritik.
Bei Essen und Trinken kommt Einiges zusammen
Der Profit bei der vermeintlichen günstigen Reise beginnt für den Veranstalter, wenn den Kunden die Bordkarte übergeben wird. Bar- oder Kartenzahlungen sind bei Aida nicht möglich. Stattdessen bezahlt der Kunde jedes Essen und jede Art von Entertainment mit Karte, ohne dass er zwischendurch nachschauen kann, wie viel Geld er bereits ausgegeben hat. Abgerechnet wird alles erst am Ende - und ohne komplett bezahlt zu haben, kommt niemand von Bord. So die Darstellung.
Eine verlässliche Geldquelle für den Veranstalter ist das Angebot von Speisen und Getränken, auf das sich viele Kunden schon vor Beginn der Reise freuen. Essen kann der Kunde praktisch den ganzen Tag. Allerdings werden Kunden von dem Buchungsbetrag, der sich auf der Bordkarte ansammelt, schnell überrascht. Mit Getränkepaketen, die pro Tag bis zu 39 Euro kosten, und ähnlichen Angeboten wird der Kunde zur Kasse gebeten.
Eine weitere Methode, mit der Aida große Gewinne erzielt, ist das Angebot von Ausflügen an Land. Sobald das Schiff anlegt, bekommen Urlauber die Chance, für viel Geld die Orte zu erkunden, die sie schon immer sehen wollten. Zusatzkosten, die beim Buchen der der Reise noch nicht eingeplant sind.
Wer bei Aida angestellt ist, der muss sich auf harte Arbeitsbedingungen einstellen. Viele von ihnen kommen aus Ländern wie Indien, Indonesien oder den Philippinen, also nicht aus der Europäischen Union und erhalten einen dementsprechend schlechten Stundenlohn. Die Gehälter der über 17.000 Aida-Angestellten sind davon abhängig, wie hoch die Umsätze des Unternehmens sind. Die Arbeitnehmer, die nicht selten weit über die gewohnten 40 Stunden arbeiten müssen, befinden sich sieben Tage die Woche im Dienst. Je nach Herkunftsland, gibt es dafür nicht einmal 4 Euro pro Stunde. Seine Verträge macht das Reiseunternehmen in Italien, wo es sehr lockere Regeln bezüglich Arbeitszeiten und Beschäftigung gelten.
AIDA betreibt Greenwashing
Auch beim Thema Umwelt hat Aida viele negative Schlagzeilen vorzuweisen. Selbst stellt sich das Unternehmen gerne als nachhaltig und umweltfreundlich dar. Bei genauerer Betrachtung der Klimabilanz biete sich einem jedoch ein ganz anderer Blick. Aida habe das Prinzip des Greenwashing perfektioniert, heißt es in dem Film. Trotz der zwei neuen Schiffe, die mittlerweile mit LNG fahren, betreibt Aida die anderen zehn Kreuzfahrtschiffe mit herkömmlichen Treibstoffen.
LNG spart zwar CO2, ist aber fossil und daher alles andere als umweltfreundlich. Wer sich vor Augen führt, dass der jährliche CO2-Ausstoß eines Kreuzfahrtschiffes dem einer kleineren Großstadt gleicht, dem wird klar, dass die Kreuzfahrtbranche wesentlich zur Verschmutzung der Umwelt beiträgt.
Dennoch lässt es sich Aida nicht nehmen, mit dem Slogan „Greencruising“ und dem „Blauen Engel“, dem Umweltzeichen der Bundesregierung, zu werben. Der Verdacht, dass das Kreuzfahrtunternehmen aber in Wirklichkeit zulasten der Umwelt seinen Gewinn erhöht, erhärtet sich jedoch immer mehr, meinen die Macher der Dokumentation.
Vor dem Hintergrund, dass die Schiffe in den letzten Jahren immer größer werden und immer mehr Menschen transportieren, stellt sich für immer mehr Menschen die Frage, ob das Prinzip Kreuzfahrt überhaupt noch zukunftsfähig ist.
„AIDAaura“ kommt nach Bremerhaven
Am 29.Juli legt die „AIDAaura“, ein Schiff eines der größten Kreuzfahrtunternehmens der Welt, im Hafen der Stadt an. Reisende an Bord haben die Möglichkeit, für zehn Stunden als Tourist Bremerhaven zu erkunden. Aida, eine Tochtergesellschaft der Carnival Corporation & plc, lief 1996 mit seinem ersten Schiff, der „AIDAcara“ aus. Selbsterklärtes Ziel war nichts Geringeres, als die Revolution der Kreuzfahrt. Seitdem transportiert Aida 1,3 Millionen Gäste im Jahr.
Hier geht es zu dem Video in der ZDF Mediathek.
Die Dokumentation rief allerdings auch Kritik hervor. Die Darstellung sei einseitig und an einigen Stellen nicht richtig, zudem sei Aida nunmal ein Wirtschaftsunternehmen und kein Wohlfahrtsverband, meinen die Kritiker. Zu teuren Ausflügen an Land werde niemand gewungen.Und die Löhne für die Mitarbeiter seien immer noch höher als bei manch anderem Job in den jeweiligen Heimatländern.
Hier gibt es eine Einordnung durch die Kreuzfahrt-Nachrichten, die vermeintliche Mängel an der Dokumentation thematisiert.