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Fast jeder Fünfte arbeitet im Niedriglohn-Sektor

Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten im Niedriglohn-Sektor ist kaum gesunken: Weiterhin arbeitet fast jeder Fünfte zu einem Lohn unterhalb von 60 Prozent des Durchschnittsgehalts. Welche Bevölkerungsgruppen besonders häufig betroffen sind.

Ein Kellner räumt einen Tisch in einem Restaurant ab.

Besonders hoch liegt der Niedriglohnanteil im Gastgewerbe. Foto: picture alliance/dpa

Fast jeder fünfte sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte in Deutschland arbeitete im vergangenen Jahr für einen Lohn unter der so genannten Niedriglohnschwelle und verdiente damit weniger als zwei Drittel des mittleren Bruttoentgelts. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor. Demnach waren 2021 rund vier Millionen Vollzeitbeschäftigte im so genannten Niedriglohnsektor tätig. Der Anteil der Niedriglohn-Bezieher an allen Vollzeitbeschäftigten ist den Daten des Arbeitsminis teriums zufolge 2021 gegenüber dem Vorjahr kaum gesunken: Er lag im vergangenen Jahr bei 18,1 Prozent. Im Jahr 2020 hatte er noch 18,7 Prozent betragen.

Als Niedriglohn wird in der EU ein Gehalt bezeichnet, das unterhalb von 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. Davon sind in Deutschland überdurchschnittlich viele Frauen, Ausländer und Menschen in Ostdeutschland betroffen. Vor allem in der Gastronomie, die nach der Corona-Pause händeringend nach Personal sucht, werden auch weiterhin besonders häufig nur Niedriglöhne bezahlt, wie aus der Antwort hervorgeht.

Gastgewerbe hat den höchsten Niedriglohnanteil

Das Gastgewerbe war der Antwort zufolge auch 2021 der Wirtschaftszweig mit dem höchsten Niedriglohnanteil. Er lag 2021 bei 66,8 Prozent aller im Gastgewerbe Beschäftigten in Vollzeit. Zwar ist der Anteil 2021 gegenüber 2020 leicht gesunken. Er liegt aber immer noch deutlich über dem Anteil im Jahr vor Ausbruch der Pandemie: 2019 hatten 63,4 Prozent der Gastronomie-Mitarbeiter einen Niedriglohn bezogen. Besonders betroffen sind aber auch das Hauspersonal in privaten Haushalten (52,9 Prozent), Angestellte in Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei (50,8 Prozent) und bei von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (48,1 Prozent). Nach Personengruppen betrachtet sind Frauen (24,5 Prozent) und Ausländer (35,6 Prozent) besonders häufig zum Niedriglohn beschäftigt. Differenziert man nach Regionen sind es besonders viele Menschen in Ostdeutschland (27,5 Prozent).

„Die Ursache des viel beschworenen Fachkräftemangels ist häufig auf prekäre Beschäftigung und Niedriglöhne zurück zu führen“, sagte Linken-Fraktionsvize Susanne Ferschl. „Die Gastronomie ist hierfür exemplarisch.“ Sie begrüße daher die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro pro Stunde ab 1. Oktober. „Für eine Austrocknung des Niedriglohn-Sumpfes ist allerdings eine Stärkung der Tarifbindung unabdingbar“, sagte Ferschl.

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