Politik
Frankreich: Rassistischer Zwischenruf im Parlament
Als der schwarze Abgeordnete Carlos Martens Bilongo im französischen Parlament über ein im Mittelmeer blockiertes Schiff mit Flüchtlingen spricht, kommt es zum Eklat. Die Sitzung wird unterbrochen.

Das Parlamentsgebäude in Paris.
Foto: picture alliance / dpa
Ein rassistischer Zwischenfall hat im französischen Parlament in Paris für große Empörung gesorgt. Die Sitzung wurde am Donnerstagnachmittag nach einem Zwischenruf eines Abgeordneten des rechtsnationalen Rassemblement National abgebrochen und auf Freitag vertagt.
Parlamentarier anderer Fraktionen forderten harte Sanktionen gegen den rechten Abgeordneten Grégoire de Fournas. Dieser hatte, während der schwarze Abgeordnete Carlos Martens Bilongo am Rednerpult über ein im Mittelmeer blockiertes Schiff mit Flüchtlingen sprach, gerufen: „Kehr(t) nach Afrika zurück.“
Le racisme est un fléau.
— Aurore Bergé (@auroreberge) November 3, 2022
Aujourd'hui, il est mis à jour au cœur de notre hémicycle, de notre vie démocratique.
Notre groupe @DeputesRE demandera les sanctions les plus exemplaires à l'encontre du député RN qui a prononcé ces mots. Le RN reste le FHaine. pic.twitter.com/z5EXTjEdnr
In der gesprochenen französischen Sprache war dabei nicht zu unterscheiden, ob er mit seinem Zwischenruf den Abgeordneten der Linkspartei oder die Menschen auf dem Schiff meinte. Martens Bilongo hatte unmittelbar erwidert: „Überhaupt nicht.“ Im Parlament entstand großer Aufruhr und viele Abgeordnete riefen „raus“, „raus“. Martens Bilongo sprach nach dem Abbruch der Sitzung von einer Schande. „Heute hat man mich auf meine Hautfarbe reduziert. Ich bin in Frankreich geboren, ich bin französischer Abgeordneter“, sagte er. Der Zwischenruf offenbare das wahre Gesicht des Rassemblement National.
Keine Entschuldigung des rechten Abgeordneten
Der rechte Abgeordnete sprach nach dem Eklat von einem Missverständnis. Er habe sich mit seinem Zwischenruf auf die Flüchtlinge auf dem Boot und nicht auf den Parlamentskollegen der Linksfraktion bezogen. Eine Entschuldigung von ihm gab es zunächst nicht.
Politiker der übrigen Parteien verurteilten den Vorfall auf das Schärfste. „Rassismus hat keinen Platz in unserer Demokratie“, sagte Premierministerin Élisabeth Borne, wie der Sender BFMTV berichtete. „Was für eine Schande“, schrieb Innenminister Gérald Darmanin auf Twitter.