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Kool Savas rappt auf „Lan Juks“ mit seinem jüngeren Ich

Ein Rapper im Duett mit seinem jüngeren Ich: Kool Savas macht auf seinem neuen Album klar, dass im Deutschrap selbst mit 50 noch alles möglich ist.

Von Kilian Genius, dpa
2. Oktober 2025
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Mit „Lan Juks“ begibt sich Kool Savas auf Spurensuche in seine eigene Vergangenheit und liefert dabei ein Album, das Hip-Hop-Fans von früher und heute verbindet.

Mit „Lan Juks“ begibt sich Kool Savas auf Spurensuche in seine eigene Vergangenheit und liefert dabei ein Album, das Hip-Hop-Fans von früher und heute verbindet.

Foto: Jens Kalaene

Kool Savas hat deutschen Rap geprägt wie kaum ein anderer. Anfang der 2000er erklärte er sich selbst zum „King of Rap“. Heute ist er 50 und veröffentlicht an diesem Donnerstag mit „Lan Juks“ sein siebtes Soloalbum. Darauf rappt er sogar im Duett mit seinem jüngeren Ich. Altersmilde sucht man vergeblich.

Der Titel geht auf seinen alten Sprühernamen „Juks“ zurück. Savaş Yurderi, wie der Rapper bürgerlich heißt, wollte zunächst ein „Boom-Bap“-Album aufnehmen, das wie das New York der 90er-Jahre klingen sollte. „Irgendwann habe ich gemerkt: Das ist gar nicht wirklich mein Sound, das zitiere ich nur. Also habe ich mich gefragt, was meine Wurzeln sind“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur.

Das Cover des neuen Albums „Lan Juks“.

Das Cover des neuen Albums „Lan Juks“.

Foto: Murat Aslan

Für die Suche kramte er alte Tapes hervor. „Da war diese Energie drin, die man nur hat, wenn einem alles egal ist. Ich bin heute nicht mehr genau dieser Typ, aber ich erkenne mich darin.“ Auch die Rückkehr zur früheren Wohnung seiner Eltern in Kreuzberg, festgehalten in einer Doku zum Album, half ihm dabei: „Es hat mir geholfen, Dinge einzuordnen und mit altem Groll abzuschließen.“

Höhepunkte des Albums

Die Erfahrungen aus Vergangenheit und Gegenwart schlagen sich in den Songs nieder. Höhepunkte des Albums wie „Nur die Nacht“ zeigen, wie Savas seine Geschichte in Musik verwandelt. Darin erzählt er von seiner jahrzehntelangen Beziehung zu Hip-Hop: erst die Rettung, später Quelle von Konflikten, am Ende eine ewige Liebe. Die Hook geht auf die Mannheimer Band Bakkushan zurück, Savas greift sie in veränderter Form wieder auf. Im Video tauchen Weggefährten und Stars verschiedener Epochen auf, von Curse über MoTrip bis Badmómzjay.

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Der Song „Berlin“ sticht ebenfalls heraus. Darin erzählt er seine persönliche Geschichte mit der Hauptstadt. Die Zeile „Berlin, du bist so wunderbar“ ist manchen sicher noch aus einer Bierwerbung vertraut. Savas macht daraus ein Lied über seine Hassliebe zur Stadt: „Die Stadt gibt dir Energie, zieht dich aber auch runter. Der Song ist wie ein trojanisches Pferd, poppig verpackt, aber mit Message und Kritik.“

Frieden mit Eko Fresh

Auch sein Verhältnis zu alten Rivalen hat er geklärt. Mit Eko Fresh war er einst in einen der bekanntesten Rap-Beefs des Landes verstrickt, dann standen sie gemeinsam auf der Bühne: „Wir wollten das auch öffentlich klären, vor allem für unsere Kinder. Wenn sie uns später googeln, sollen sie nicht nur sehen, dass wir uns gestritten haben, sondern auch, dass wir zusammen auf die Bühne gegangen sind und uns versöhnt haben.“

Rund 30 Jahre im Rapgeschäft, 50 Jahre alt – und trotzdem Kool Savas klingt auf „Lan Juks“ so frisch, als hätte er gerade erst angefangen.

Rund 30 Jahre im Rapgeschäft, 50 Jahre alt – und trotzdem Kool Savas klingt auf „Lan Juks“ so frisch, als hätte er gerade erst angefangen.

Foto: Jens Kalaene

„Jetzt gibt es die ersten Rapper, die 60 werden“

Savas denkt trotz runder 50 nicht ans Aufhören. „Mit Sicherheit stehe ich auch mit 60 noch auf dem Splash“, sagt er über das wahrscheinlich bekannteste Hip-Hop-Festival Deutschlands. „Für mich ist das überhaupt nicht zeitlich begrenzt. Die Frage ist nur: Was macht der Körper mit?“

Rap gilt oft als Jugendkultur. Für Kool Savas ist das ein Missverständnis. „Hip-Hop konnte nur eine Jugendkultur sein, weil er noch gar nicht so alt war. Jetzt gibt es die ersten Rapper, die 60 werden“, sagt er.

Fazit

Kool Savas hat in drei Jahrzehnten deutscher Musikgeschichte Goldplatten gesammelt, Charts erobert und Hallen gefüllt. Auf Spotify erreicht er noch immer knapp zwei Millionen monatliche Hörer. Mit „Lan Juks“ liefert er puren und technisch anspruchsvollen Rap. Das Album umfasst zwölf Songs und kommt in gut einer halben Stunde auf den Punkt – für Fans der ersten Stunde eine Zeitreise, für alle anderen der Beweis, dass mit Savas weiterhin zu rechnen ist.

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