Der alte Schwede und die Liste des Schreckens

Abschied ist, wie wir spätestens seit Roger Whittaker wissen, ein scharfes Schwert. Meine Frau traf dieses Schwert am vergangenen Freitag mitten ins Herz - geführt von der Kfz-Werkstatt ihres Vertrauens.

Der alte Schwede musste in die Inspektion. Uns schwante schon Böses, aber dass das Ergebnis eine solche Liste des Schreckens werden würde, das hatten wir nicht geahnt: Hinterachse, Stoßdämpfer, Kopfgelenke - alles kurz vor im Eimer. Geschätzte Reparaturkosten: mindestens 4500 Euro. So viel ist der bald 23 Jahre alte Volvo V 70 schon lange nicht mehr wert.

Aber man kann eben nicht alles nur nach seinem materiellen Wert bemessen - es gibt auch einen ideellen. Meine Frau, dem der Wagen gehört, liebt ihren alten Schweden über alles. Und mir ist er, ehrlich gesagt, auch ans Herz gewachsen. Immerhin sind wir mit dem Volvo drei Wochen durch Schweden gejuckelt - auf unserer Hochzeitsreise. Bei unzähligen Urlaubsfahrten nach Fehmarn hat er uns als treue Zugmaschine für unseren Wohnwagen gedient. Und unsere Hündin fühlt sich in der Box, die hinten sicher auf der Ladefläche steht, einfach pudel- respektive labradorwohl.

Dass die Tage des alten Schweden nun gezählt sein sollen und der Countdown nach der Prognose der Werkstatt viel schneller läuft, als uns lieb sein kann, ist entsprechend bitter.

Während meine Frau am Boden zerstört ist, kann ich der Sache wenigstens einen klitzekleinen positiven Aspekt abgewinnen. Ich darf für sie nach einem neuen alten Schweden Ausschau halten. Das macht mir Spaß. Fündig geworden bin ich allerdings noch nicht. Und so ganz haben wir die Hoffnung auch nicht aufgegeben, dass der alte alte Schwede vielleicht doch noch seinen dritten Frühling erlebt.