Stau. Stau-Stau-Stau. Es schleppt sich zäh und zentimeterweise voran, eine Stunde lang, zwischen Autobahn-Abfahrt Süd und Fischereihafen. Weil Fluchen nichts bessert, übe ich mich in stoischer Gelassenheit - und philosophiere still vor mich hin. Nicht über Stau. Übers Grau.
Eine ungeheuer schillernde Farbe. Dank unserer Wolken-Himmel mit Sinn für Dramatik. Großes Natur-Kino.
Ich sinniere im Stop-and-Go über die tausend Töne, die ein Gewittergewölk auf der Palette hat. Sozusagen „Fifty shades of grey“... ich komme aber bis zum Ende des Staus nur auf 28 Schattierungen.
Mit jedem durchgequälten Stau-Meter sieht mein inneres Auge neue Nuancen: Bleigrau, Elefantenhautgrau, Quecksilbergrau, Mausgrau, Perlmuttgrau (ich rolle an der Siedewurt vorbei), Grafitgrau, Aluminiumgrau, Nebelgrau, Steingrau, Schlammgrau, Stahlgrau (da vorne ist schon Ikea), Asphaltgrau, Betongrau, Aprikosenkerngrau, Rauchgrau, Taubengrau (bildhübsch, die Ringeltaube am Straßenrand), Opalgrau, Wattenmeergrau, Mondsteingrau (Omas Ring muss mal gereinigt werden), Sandgrau, Silbergrau, Milchglasgrau, Silberpappelgrau (bin ich schon an der Kreuzung Weserstraße?), Aschegrau, Blechgrau, Achatgrau, Schimmelgrau, Fischschuppengrau, Wesergrau (juchhu, an der Rampe schere ich links aus. Schleichweg) - Ende des Licht-Spiels. Ich hab Ihr Lieblingsgrau vergessen? Schreiben Sie mir’s bitte.

Sinfonie in Grau-Licht: Dramatische Szenen der Naturgewalt am Wolkenhimmel faszinieren Küsten-Menschen seit je. Foto: Schwan