Bürgermeisterin Ulrike Jungemann, die das Hurricane zum dritten Mal seit Amtsantritt begleitet, ist entspannt - noch: „Das Sicherheitskonzept it unterzeichnet, es legt auf 60 Seiten genau fest, was in jedem erdenklichen Notfallszenario zu tun ist – das gibt Sicherheit!“ Genau das macht auch für die Veranstalter einen großen Pluspunkt aus: Man kennt nicht nur die örtlichen Gegebenheiten; die Anfahrtwege, Umleitungen, Streckenführungen sind seit Jahrzehnten ausgetüfelt und erprobt. Und fast noch wichtiger: man kennt sich untereinander. Das bedeutet: kurze Wege und wenig Reibungsverluste.
Hurricane 2024: So sind die Anwohner vorbereitet
Und auch in den beiden angrenzenden Ortschaften nimmt man die Straßensperrungsschilder, die – noch überklebt – auf vier Tage Einschränkungen hindeuten, mit Gleichmut. Jeder, der hier seit ein paar Jahren lebt, weiß: Am Anreise-Donnerstag und Freitag ist es keine gute Idee, den Wocheneinkauf zu erledigen, die Straßen sind verstopft. Entsprechend ruhig wird es zum Beispiel im Gartenmarkt an der B75 zugehen.
Inhaberin Bianca Gerken: „Ab Donnerstag ist hier kaum was los.“ Früher habe sie sich mit Gummistiefeln und Pavillons bevorratet; seit das alles auf dem festivaleigenen Supermarkt zu haben ist, lohne das nicht mehr. Nur Panzertape hat sie extra bestellt – und das in so großen Mengen, dass der Großhändler nachfragte, ob hier nicht ein Versehen vorliege.
Auch in der Sonnenapotheke, einer der drei örtlichen, ist man gelassen – „hier in den Ortskern verirren sich nur wenige“, weiß Apotheker Hendrik Hagemeister aus Erfahrung. Das, was seitens der Festivalisten nachgefragt würde – Wund- und Desinfektionsspray, Elektrolyte, Kopfschmerztabletten, Nasenspray, Allergiemittel und die Pille danach, halte man ohnehin in ausreichender Menge vor, „Engpässe kommen da gar nicht erst auf.“
Eichenring wird zur Großstadt
Am Eichenring wächst derweil die Großstadt auf Zeit. An die Tempodrosselung am Eichenring auf 50 tagsüber haben sich die Anwohner ebenso gewöhnt wie an die bevorstehende alljährliche Vollsperrung der Straße und große Umleitungen.
Die örtliche Physiotherapiepraxis schließt drei Tage lang – von Donnerstag bis Montag ist hier für Patienten kein Durchkommen. Auch das örtliche Holzbauunternehmen plant seine Baustellen um das Festival herum.
„Das Problem ist eher die Scheeßeler Straße, das hält schon auf mit Geschwindigkeitsbegrenzung“, meint Lola Kröger von der Geschäftsführung, „auch für unsere Lieferanten müssen wir da ja mitdenken und die Ware entsprechend rechtzeitig vor der Sperrung bestellen.“ Trotz des höheren Aufwand für die Organisation der Arbeitsabläufe befürworten die Inhaber das Festival, meckern wollen sie nicht – „nerven tun nur oft übereifrige Security-Mitarbeiter, die auch beim dritten Mal ein Firmenfahrzeug trotz Carpass noch anhalten.“
Ein Novum dieser Auflage
Erstmals gibt es nicht nur für unmittelbare Anwohner, sondern für den ganzen Ort Freikarten, je nach Grad der Beeinträchtigung eine pro Haushalt für das gesamte Festival oder ein Tagesticket. Die Geste des Veranstalters kommt indes nicht bei allen gut an: Viel zu spät sei man informiert worden, „wer wirklich hin will, hatte da sein Ticket schon längst gekauft“, moniert ein Anwohner.
Er befürchtet: „Nächstes Jahr heißt es dann: Seht ihr, so wenig wurde das Angebot angenommen, es scheint wohl kein Interesse zu bestehen, und dann wird das wieder eingedampft.“ Trotz der Angebote des Veranstalters FKP Scorpio – ein Festivalshop im Kernort, wo außer Antworten auf Fragen auch reichlich Merch über den Tisch in den Räumlichkeiten der örtlichen Werbeagentur über den Tisch geht, zwei Anwohnerbegehungen und ein Grillen für die Anwohner von Westervesede – fühlen viele sich nicht gut informiert.
„Ob uns ein Carpass pro Haushalt zusteht oder mehrere, wussten nicht mal die, die die Pässe ausgegeben haben“, meint einer. Seine Lösung: Er zieht während des Festivals zu den Kindern, während im eigenen Haus die Festivalisten aus der Verwandschaft Einzug halten. Freuen können sich indes die lokalen Anbieter von Ferienwohnungen und Gästezimmern: „Alles lange ausverkauft“, vermeldet Immobilienmakler Karsten Lüdemann, der einige Ferienwohnungen vermietet, „die meisten buchen gleich nach dem Festival wieder fürs nächste Jahr.“