Nordenham

Bis in die 60er Jahre wohnen in der Wesermarsch Familien in Baracken

Dass Flüchtlinge in die Wesermarsch kommen, ist keine neue Entwicklung. Tausende Vertriebene und Geflüchtete strömten nach dem Zweiten Weltkrieg in die Region. Wie viele von ihnen bis in die 60er Jahre leben mussten, zeigen Fotos von Fritz Frerichs.

Schlechte Wohnverhältnisse, aber viele Spielkameradinnen und -kameraden: Kinder in einer Barackensiedlung.

Schlechte Wohnverhältnisse, aber viele Spielkameradinnen und -kameraden: Kinder in einer Barackensiedlung. Foto: Fritz Frerichs, Archiv des RHB

Baracken gab es von Rodenkirchen bis Langwarden, von Blexen bis ins Stadtzentrum. Errichtet hatten die meisten von ihnen die Nationalsozialisten - für den Reichsarbeitsdienst, für Zwangsarbeiter, für Kriegsgefangene. Es handelte sich zumeist um hölzerne Bauten, die eigentlich nur behelfsmäßig und für kürzere Zeit bewohnt werden sollten. Der riesige Mangel an Wohnungen, der bis in die 1960er Jahre anhielt, zwang aber viele Menschen - vor allem Flüchtlinge - dazu, über viele Jahre in den Baracken mit ihren oft unzureichenden sanitären Anlagen zu leben. Lokaljournalist und Fotograf Fritz Frerichs war in den 1950er und 60er Jahren mit seiner Kamera vor Ort und hielt die schönen wie die schlechten Szenen fest.

So sah es um die Baracken am Haverkiel 1951 aus.

So sah es um die Baracken am Haverkiel 1951 aus. Foto: Fritz Frerichs, Archiv des RHB

Diese Baracken in Rodenkirchen hatten in den 1930er Jahren die Nationalsozialisten für den Reichsarbeitsdienst bauen lassen.

Diese Baracken in Rodenkirchen hatten in den 1930er Jahren die Nationalsozialisten für den Reichsarbeitsdienst bauen lassen. Foto: Fritz Frerichs, Archiv des RHB

Die Baracken am Haverkiel dienen im Dritten Reich als Zwangsarbeiterlager. Nach dem Krieg zogen erst die Besatzungstruppen ein, dann wurden sie bis in die 1960er Jahre von Flüchtlingen bewohnt.

Die Baracken am Haverkiel dienen im Dritten Reich als Zwangsarbeiterlager. Nach dem Krieg zogen erst die Besatzungstruppen ein, dann wurden sie bis in die 1960er Jahre von Flüchtlingen bewohnt. Foto: Fritz Frerichs, Archiv des RHB

An der Papenkuhle in Blexen gab es ebenfalls ein Barackenlager, das die Nationalsozialisten für den Arbeitsdienst gebaut hatten und später als Kriegsgefangenenlager nutzten. Nach Kriegsende zogen amerikanische Soldaten ein. Danach wurden dort Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Fritz Frerichs fotografierte diese Frau bei Wasserholen.

An der Papenkuhle in Blexen gab es ebenfalls ein Barackenlager, das die Nationalsozialisten für den Arbeitsdienst gebaut hatten und später als Kriegsgefangenenlager nutzten. Nach Kriegsende zogen amerikanische Soldaten ein. Danach wurden dort Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Fritz Frerichs fotografierte diese Frau bei Wasserholen. Foto: Fritz Frerichs, Archiv des RHB

1956 holte diese Familie Wasser aus dem Brunnen im Barackenlager Blexen.

1956 holte diese Familie Wasser aus dem Brunnen im Barackenlager Blexen. Foto: Fritz Frerichs, Archiv des RHB

Familienleben vor den ehemaligen Reichsarbeitsdienst-Baracken in Rodenkirchen.

Familienleben vor den ehemaligen Reichsarbeitsdienst-Baracken in Rodenkirchen. Foto: Fritz Frerichs, Archiv des RHB

Eine Baracke in Langwarden diente dieser Familie als Wohnraum.

Eine Baracke in Langwarden diente dieser Familie als Wohnraum. Foto: Fritz Frerichs, Archiv des RHB

Diese Aufnahme machte Fritz Frerichs im April 1960 vom Barackenabbruch in Strohausen.

Diese Aufnahme machte Fritz Frerichs im April 1960 vom Barackenabbruch in Strohausen. Foto: Fritz Frerichs, Archiv des RHB

Auch Schulunterricht fand in Baracken statt, hier bei der Südschule im März 1957.

Auch Schulunterricht fand in Baracken statt, hier bei der Südschule im März 1957. Foto: Fritz Frerichs, Archiv des RHB

Ellen Reim
1 Kommentare
Thomas Robbers 11.02.202311:16 Uhr

Ich bin in Haverkiel aufgewachsen. Entgegen dem in der Literatur angebenen Zeitraum wohnten bis Ende der 70er Jahre noch Menschen in Haverkiel. Nach den Flüchtlingen in der Nachkriegszeit wohnten dort in der Siedlung zumeist sozialschwache, oft kinderreiche Familien. Trotz Plumpsklo und Kohleöfen - für uns Kinder war es ein Paradies. In Haverkiel zu wohnen war gleichzeitig aber auch ein Makel, welches man gerne außerhalb der Siedlung verschwieg.

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