Niedersachsen

Braunschweig gegen Hannover - Ein Derby auf Bewährung

In den vergangenen Jahren machte das Niedersachsen-Derby Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 vor allem durch Ausschreitungen von sich reden. Jetzt darf es wieder vor vollen Rängen stattfinden.

Von Claas Hennig und Stefan Flomm, dpa
24. Oktober 2025
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Das Niedersachsen-Derby findet mit hohem Sicherheitsaufwand statt. (Archivbild)

Das Niedersachsen-Derby findet mit hohem Sicherheitsaufwand statt. (Archivbild)

Foto: Moritz Frankenberg

An mahnenden Worten an die Fußball-Fans fehlt es vor dem brisanten Niedersachsen-Derby nicht. Die Zweitliga-Partie von Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) steht nicht nur wegen Ausschreitungen und gewalttätigen Vorfällen in der Vergangenheit diesmal unter besonderer Beobachtung.

Anders als in den beiden Spielen der vergangenen Saison mit stark eingeschränkten Gäste-Kontingenten findet die 183. Auflage des Duells der beiden Nachbarschaftsrivalen im ausverkauften Eintracht-Stadion und damit vor 21.800 Zuschauern statt, 2.100 davon 96-Anhänger. Zudem wird es, anders als zunächst angedacht, auch keine personalisierten Gästefan-Tickets geben. 

„Es liegt nun einzig und allein in der Hand der Vereine und der Fans, ob diese Maßnahmen auch in der Praxis dazu führen, dass wir ein Derby ohne Gewalteskapaden und gefährlichen Pyrobeschuss auf friedliche Besucherinnen und Besucher erleben werden“, hatte Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) Anfang der Woche dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt. 

Hat Forderungen an die Fans: Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (M). (Archivbild)

Hat Forderungen an die Fans: Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (M). (Archivbild)

Foto: Moritz Frankenberg

Eintracht besserte Sicherheitskonzept nach

Eintracht Braunschweig hatte die Polizei-Forderung nach streng personalisierten Tickets abgelehnt mit Hinweis eines organisatorisch herausfordernden Einlassprozesses und offenen Fragen hinsichtlich des Datenschutzes.

Zugleich hatte der Verein nach Gesprächen mit der Polizei ein deutlich verbessertes Sicherheitskonzept vorgelegt, wie die Polizeidirektion Braunschweig Anfang Oktober mitgeteilt hatte.

Umkämpfte Duelle: das Niedersachsen-Derby Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96. (Archivbild)

Umkämpfte Duelle: das Niedersachsen-Derby Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96. (Archivbild)

Foto: Swen Pförtner

Unter anderem werden die Einlasskontrollen noch einmal verschärft, über den Gästeblock wird ein Sicherheitsnetz gehängt. Wie bei den Fußball-Derbys zuvor in Braunschweig gibt es erneut keinen Alkoholausschank. 

Polizei: Vereine und ihre Fanszenen müssen sich beweisen 

„Nun haben die Vereine und ihre Fanszenen die Gelegenheit, zu beweisen, dass sie in der Lage sind, solche Spiele ohne Gewalt, aber stimmungsvoll und mit positiver Fankultur durchzuführen und zu begleiten“, hatte Eintracht Braunschweig in einer Mitteilung Anfang Oktober zu den Maßnahmen und zur Einigung mit der Polizei geschrieben.

Ähnlich äußerte sich Braunschweigs Polizei-Vizepräsident und Einsatzleiter Uwe Lange: „Ich gehe davon aus, dass die vom Verein angekündigten Maßnahmen so umgesetzt werden und appelliere an alle Fans, sich friedlich zu verhalten, um ein gelungenes Derbyerlebnis zu ermöglichen“, hatte er laut Mitteilung vom 7. Oktober gesagt. 

Doch machte er auch klar, dass das Risikospiel ein Derby auf Bewährung ist: „Sollte es trotz dieser verschärften Sicherheitsmaßnahmen zu Ausschreitungen im Stadion kommen, werden in Zukunft weitergehende Maßnahmen ergriffen werden müssen. Dieses kann dann über das personalisierte Ticketing bis hin zum Ausschluss von Gästefans reichen.“

Zuletzt immer wieder Ausschreitungen

In der Vergangenheit war es bei Spielen zwischen den beiden niedersächsischen Rivalen immer wieder zu Ausschreitungen und vor allem dem Abbrennen von Pyrotechnik gekommen.

In der vergangenen Saison war daher bei beiden Spielen die Zahl der erlaubten Gästefans drastisch reduziert worden. Dies war bei den organisierten Anhängern beider Clubs auf große Kritik gestoßen. Beim letzten Derby im März war die Polizei mit insgesamt etwas mehr als 2.000 Beamten im Einsatz. Die Gesamtkosten hatten laut einer Antwort des Innenministeriums auf eine kleine Anfrage im Landtag im April bei 1,735 Millionen Euro gelegen. 

Braunschweig fühlt sich im Aufwind

Dass bei allen Sicherheitsdiskussionen die Partie auch sportlich und vom Prestige her etwas Spezielles ist, spüren auch die Trainer und Spieler. „Es wäre gelogen, wenn man nicht spüren würde, dass es ein besonderes Spiel ist“, sagte Eintracht-Trainer Heiner Backhaus.

Am Donnerstag waren er und die Mannschaft zur Einstimmung bei den Ultra-Fans. „Da wurde eine klare Erwartung ausgesprochen.“ Das Abschlusstraining findet am Samstag öffentlich vor den Anhängern im Eintracht-Stadion statt.

Derby-Debütant I: Eintracht Braunschweigs Heiner Backhaus. (Archivbild)

Derby-Debütant I: Eintracht Braunschweigs Heiner Backhaus. (Archivbild)

Foto: Anke Waelischmiller

Die Braunschweiger gehen mit Selbstvertrauen ins Spiel. Nach vier Niederlagen hatte das Team am Freitag vergangener Woche bei Fortuna Düsseldorf mit 2:1 gewonnen. Die Abstiegsränge sind punktemäßig aber noch immer nah. „Ich sehe die Mannschaft top-motiviert, immer“, sagte Backhaus. „Aber jetzt ganz besonders gegen die Roten.“

Hannover nach starkem Saisonstart momentan im Tief 

Hannover 96 geriet nach dem perfekten Start von vier Siegen in vier Spielen ins Straucheln und muss aufpassen, nicht den Kontakt zu den Aufstiegsplätzen zu verlieren. Nur ein Sieg entsprang aus den vergangenen fünf Partien. Gegen Schalke 04 hatte es am vergangenen Spieltag eine 0:3-Heimniederlage gegeben.

Derby-Debütant II: Hannovers Cheftrainer Christian Titz. (Archivbild)

Derby-Debütant II: Hannovers Cheftrainer Christian Titz. (Archivbild)

Foto: Swen Pförtner

Der letzte Hannover-Sieg in Braunschweig war am 6. Februar 2021 (2:1). In den drei darauffolgenden Partien bei der Eintracht blieb das Team aus der Landeshauptstadt ohne Tor. 

Cheftrainer Christian Titz gibt sich von der Statistik unbeeindruckt. „Das ist ein Spiel, das fängt bei null an. Und es hat nichts mit der Vergangenheit zu tun. Das ist das Spiel, bei dem Hannover 96 heute auf Eintracht Braunschweig trifft.“

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