Wir waren jung und brauchten das Geld. Also kramten mein Kumpel und ich alles, was entbehrlich und erlösversprechend war, zusammen und zogen mit Sack und Pack auf den Nordenhamer Marktplatz.
Flohmärkte erfreuen sich in Nordenham größter Beliebtheit. Das hat sich gerade wieder bei „Fräulein Floh“, einem Frauenflohmarkt, der in der Jahnhalle stattfand, gezeigt. Im kommenden Jahr möchte Nordenham Marketing & Touristik die reinste Flohmarkt-Offensive starten - unter anderem mit dem Gegenstück zu „Fräulein Floh“, einem Flohmarkt speziell für Männer also.
Ich stöbere gerne über Flohmärkte, meistens auf der Suche nach Schallplatten, Musikinstrumenten oder alten Bildern. Dass ich als Verkäufer auf einem Flohmarkt in Aktion getreten bin, liegt schon viele Jahre zurück - die gute alte Norwo stand damals noch voll im Saft. Aus vier Gründen habe ich die Aktion aber bis heute in sehr lebhafter Erinnerung.
Erstens war es ein brütend heißer Tag. Zweitens versorgte der Vater meines Kumpels uns den gesamten Vormittag über sehr üppig mit Bier. Das und die Hitze führten, drittens, dazu, dass wir schon in der Mittagszeit tüchtig angeschiggert waren, was viertens zur Folge hatte, dass ich einem Mann, der eine Kleinigkeit an unserem Stand gekauft hatte, versehentlich einen 100- statt eines 10-Mark-Scheins als Wechselgeld herausgab.
Die ganze Mühe und all das Biertrinken umsonst also? Nein. Der Mann hätte sich einfach über das gute Geschäft freuen und sich verkrümeln können; ich hätte ihn in dem Getümmel nie wieder gefunden. Doch er war so nett, an unseren Stand zurückzukehren und mir die zu viel herausgegeben 90 Mark zurückzuerstatten. Heiliger Flohsack, der Tag war gerettet!
Dass ich auf einem aus meinem Jugendzimmer ausrangierten Stuhl, der nun zum Verkauf stand, buchstäblich sitzen blieb, weil sich niemand dafür erwärmen mochte, ist eine andere Geschichte. Als sich der Marktplatz schon deutlich leerte, drückte ich das Möbelstück mit den Worten „Hier, schenk’ ich dir. Der ist noch tipptopp“ einem kleinen Jungen in die Hand. Der war ein bisschen perplex. Ob er sich über die großzügige Gabe wirklich gefreut hat, weiß ich nicht mehr.