Herr Heusmann, brauchen die Bauern den Bauernverband überhaupt noch? Auf jeden Fall. Wir haben nach wie vor einen hohen Organisationsgrad, das heißt die allermeisten Landwirte sind bei uns Mitglied, und eine hohe Professionalität, weil wir in allen Bereichen fachkundige Referenten haben …
Aber den Protest gegen den Agrardiesel haben die Bauern doch alleine auf die Beine gestellt – ohne den Interessenverband… Wir als Bauernverband haben uns von Beginn an gegen die Streichung ausgesprochen und haben im Januar die Demonstration in Berlin organisiert, die im Übrigen sehr eindrucksvoll war. Aber es stimmt, dass die Bauern viele Aktionen von sich aus gestartet haben, über die sozialen Netzwerke.
Nach der Demo im Januar war vom Bauernverband nicht mehr viel zu hören – abgesehen von ein paar offiziellen Statements. Müssen Sie nicht doch fürchten, dass Sie überflüssig werden? Überhaupt nicht. Wir haben uns in die Arbeit gestürzt, um Lösungen zu erarbeiten. Auf den Demos wurde häufig ein diffuses Unbehagen über zu viel Bürokratie artikuliert. Wir haben daraus konkrete Forderungen gemacht, die wir jetzt in Berlin vortragen. Diese fundierte Arbeit ist die Stärke unseres Verbandes. Mit Protest alleine ist es nicht getan, als Bauernverband muss man alles im Blick behalten, die Interessen seiner Klientel, aber auch das, was die Gesellschaft will. Nur dann findet man auch Gehör. Das Problem dabei: Der Bauernverband wird oft als Teil des Agrarsystems gesehen, und wir werden dann auch ein Stück weit mit verhaftet.