Bremerhaven

Drei Hotels haben eine Idee - und dafür gibt es zwei Preise

Bundesweit suchen Gastronomie und Hotellerie Auszubildende - und finden kaum noch welche. Was also tun, um die Ausbildung attraktiver zu machen? Drei Arbeitgeber in Bremerhaven haben eine Antwort auf die Frage gefunden und dafür zwei Preise erhalten.

Ein junger Mann arbeitet an der Rezeption eines Hotels

Fabian Schulz (24) absolvierte im Juli seine Ausbildung zum Hotelfachmann im Atlantic Hotel Sail City. Für seine Nachfolger ändert sich die Ausbildung. Foto: Arnd Hartmann

Corona hat die Situation noch einmal verschärft, aber der Fachkräftemangel in der Hotel- und Gastronomiebranche existierte bereits vor der Pandemie. Immer weniger junge Leute hatten Lust auf eine Ausbildung als Hotel- oder Restaurantfachkraft oder Koch. Das haben auch die Chefs der drei Häuser Atlantic Hotel Sail City, The Liberty und Im-Jaich zu spüren bekommen. „Wenn wir früher noch fünf oder sechs Bewerbungen auf eine Stelle als Koch bekamen, waren es zuletzt noch eine oder zwei“, schildert Rüdiger Magowsky, der das Im-Jaich leitet. Und auch mal gar keine.

Zusammenschluss statt Konkurrenz um Auszubildende

Seinen beiden Nachbarn am Neuen Hafen ging es ähnlich. Doch statt um Auszubildende zu konkurrieren, haben sich die drei Betriebe zusammengeschlossen. Sie haben den Ausbildungsverbund „meerzukunft3“ gebildet.

„Wir haben uns gefragt, wie wir uns gegenseitig unterstützen können“, schildert Tim Oberdieck, Direktor des Atlantic Hotels Sail City. Sie sind überzeugt, das gemeinsame Handeln stärke sie alle drei.

Auf die Idee, sich zusammenzutun, kamen sie vor einem Jahr bei einer Großveranstaltung im Sail City, bei der sie ins Gespräch kamen. „Wir haben gemerkt, dass solch große Veranstaltungen wie Messen für Bremerhaven und damit auch uns wichtig sind. Aber sie alleine zu bewältigen, wird immer schwieriger, wenn der Nachwuchs fehlt“, schildert Christian von Rumohr, Direktor im Liberty.

Bereits einige Treffen später stand die Verbundausbildung „meerzukunft3“. Die IHK Handelskammer für Bremen und Bremerhaven war begeistert und auch die Zentralen der drei Häuser spielten mit. Einige Azubis, die im August gestartet sind, arbeiten bereits im Verbundmodell. Sie erhalten damit mehr Einblicke, mehr Abwechslung und damit mehr Entwicklungschancen. „Wir hoffen, dass wir so wieder verstärkt junge Menschen für unsere spannende Branche begeistern“, so Oberdieck. So bekomme der Koch etwa im Liberty „Fine Dining“, die hochwertige Menü-Küche mit, erfahre im Atlantic Sail City unter anderem, was für Tagungen notwendig ist oder Im-Jaich die Segler bestens zu versorgen.

„Smile Training“ als wichtiger Teil der Ausbildung

Das erste Jahr verbringen die Auszubildenden in ihrem selbst gewählten Leitbetrieb, der Austausch startet ab dem zweiten Jahr. Ein wichtiger Baustein beginnt aber gleich nach der Probezeit: das „Smile Training“. Das Atlantic Hotel Sail City hat es vor rund acht Jahren eingeführt und ist dafür bereits von der Deutschen Hotelakademie ausgezeichnet worden. Nun kommt es allen zugute. Dafür wurden externe Trainer engagiert, die die Kompetenzen jeder Nachwuchskraft stärken sollen. Das mehrmonatige Coaching sorgt dafür, dass die Auszubildenden den Übergang von Schule in den Beruf gut bewältigen, hilft ihnen bei Konflikten und in der persönlichen Entwicklung. Im Atlantic Hotel Sail City sank mit dem „Smile Training“ die Abbrecherquote rapide. Bis zu 95 Prozent der Azubis wollten auch nach der Ausbildung bleiben.

Für ihr Konzept erhielten die drei Betriebe den Tourismuspreis des Landes Bremen in der Kategorie „Future“. Bereits einen Tag vor der Verleihung in Bremen konnten die drei Hotelmanager auch in München Gratulationen entgegennehmen. Ihr Projekt wurde von der Deutschen Hotelakademie im Rahmen der „Hospitality HR Awards“ mit dem ersten Preis in der Kategorie „Ausbildung“ ausgezeichnet. Zwei ganz unterschiedliche Jurys im Norden und Süden Deutschlands fanden das Bremerhavener Projekt vorbildhaft.

Drei Männer im Gespräch

Die Hotels am Neuen Hafen, Atlantic Hotel Sail City, The Liberty und Im-Jaich bilden künftig einen Ausbildungsverbund. Dafür wurden Rüdiger Magowsky, Tim Oberdieck und Christian von Rumohr (von links) ausgezeichnet. Foto: Arnd Hartmann

Tobia Fischer

Kultur, Reporterin mit besonderen Aufgaben

Tobia Fischer, Jahrgang 1963, ist stellvertretende Teamchefin der Lokalredaktion. Seit 1993 arbeitet sie bei der NORDSEE-ZEITUNG. Die gebürtige Heidelbergerin hat in Berlin studiert und als freie Journalistin gearbeitet.

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