Die Hafengesellschaft Bremenports hat vor Jahren Brutflöße in die Alte Weser am Rande der Luneplate platziert. Sie sind mit Kies gefüllt: ein guter und sicherer Brutplatz für Fluss-Seeschwalben.
Es ist die häufigste Seeschwalben-Art an der Nordseeküste, die Tiere gelten aber als gefährdet.

Fluss-Seeschwalben (Sterna hirundo) brüten auch in Bremerhaven. Sie haben schon mal die Kaiserschleuse lahmgelegt. Foto: dpa
Viele Todesfälle in der Brutkolonie
510 tote Vögel haben die Ornithologen eingesammelt, 26 Prozent der Brutkolonie. „Das war Wahnsinn“, sagt Dr. Sandra Bouwhuis, wissenschaftliche Leiterin des Instituts. Aber ja, sagt sie, die Vögel säßen Schnabel an Schwanz auf ihren Nestern. Dadurch können sie sich schnell anstecken mit dem Vogelgrippevirus, Subtyp H5N1.
Ein Virus unterwegs
Karte: Mapcreator.io | OSM.org
Jetzt, im Jahr danach, sind erst 47 Prozent der Brutkolonie - Stand 22. Kalenderwoche - aus ihren Überwinterungsgebieten zurückgekehrt. Die Fluss-Seeschwalben überwintern vor allem in westafrikanischen Ländern. Möglich, dass sie sich dort infizieren und tot ins Meer fallen. Doch die Brutsaison habe erst angefangen. „Es können noch Fluss-Seeschwalben eintreffen und brüten“, sagt Bouwhuis.
Ornithologen nehmen Blutproben
Das Team nimmt Blutproben. „Wie untersuchen, ob die Tiere, die jetzt brüten, bereits Antikörper entwickelt haben“, erklärt die Institutsleiterin. Sie müssen strenge Hygienevorschriften beachten, wenn sie die Parzellen betreten. Sicher ist sicher.
Infektionsmediziner sprechen bei der Vogelgrippe von einer „aviären Influenza“. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden seit 2003 weltweit über 2.600 humane Erkrankungen und 1.100 Todesfälle mit aviärer Influenza nachgewiesen. Die mit Abstand meisten Fälle werden im asiatisch-pazifischen Raum registriert. Ein besonders enger Kontakt mit dem erkrankten oder verendeten Tier scheint eine Rolle zu spielen. In Deutschland sind bislang keine Erkrankungen beim Menschen bekannt geworden, schreibt das Robert-Koch-Institut auf seiner Internetseite. Allerdings wurden immer wieder solche Krankheitserreger in Wildvögeln festgestellt und bisher sporadisch bei fleischfressenden Wildtieren wie Füchsen, die vermutlich einen infizierten Vogelkadaver gefressen haben.
Keine Untersuchungen auf der Luneplate
Der Biologe Lutz Achilles

Der Ornitologe Lutz Achilles erfasst den Vogelbestand auf der Luneplate. Foto: Hartmann
Neue Nachbarn für die Fluss-Seeschwalben
Die Lachmöwen haben inzwischen ein Brutfloß „gekapert“. 2021 zählte er sogar 61 Brutpaare Lachmöwen und nur 11 Brutpaare Fluss-Seeschwalbe. Im vergangenen Jahr belief sich das Verhältnis auf 42 zu 16. In dieser Brutsaison zählt er bisher 8 Brutpaare Fluss-Seeschwalben, Stand 22. Kalenderwoche. Doch die beiden Vogelarten arrangieren sich. Allerdings sollen in diesem Jahr Lachmöwen stärker betroffen sein vom Vogelgrippe-Virus. Achilles: „Die Fluss-Seeschwalben haben außerdem gute andere Brutmöglichkeiten, vor allem in der östlichen Erweiterungsfläche.“
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Gefluegelpest/Gefluegelpest.html