Individualität ist eher die Ausnahme. Man sollte sie also schätzen.
Fußballer etwa bemühen sehr oft die gleichen Sprachblasen, Politiker ebenso. In Interviews freuen sich Fußballer eigentlich nie, dass sie einen Ball aus 25 Metern volley direkt in den Winkel gezaubert haben. Sie sagen, sie sind froh, der Mannschaft geholfen zu haben. Klar soweit. Fast alle Fußballer sagen das. Ich vermute, sie haben das auf einer Sprechschule für Fußballer so gelernt. Der Titel dieses Seminars: Wie sage ich etwas, ohne etwas zu sagen.
Politiker reden, wenn sie von denen sprechen, von denen sie erhoffen, dass sie sie wählen, fast immer von „den Menschen“. „Die Menschen“ wollen etwas. Oder sie wollen es nicht. Politiker wissen stets genau, was „die Menschen“ so umtreibt. Zumindest tun sie so.
Irritierend daran finde ich, dass Politiker die Bezeichnung „die Menschen“ wie einen Gattungsbegriff benutzen. Wähler sind aber keine Gattung. Sie sind Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichen Interessen, unterschiedlichen Problemen, verschiedenen Grundeinstellungen, verschiedenen Überzeugungen. Sie sind als Wahlvolk nicht „die Menschen“. „Die Menschen“ gibt es in einer pluralistischen demokratischen Gesellschaft gar nicht.
Wenn man auf diesem leicht dümmlichen, auf jeden Fall irritierenden Sprachgebrauch ein wenig herumdenkt, könnte man auf die Idee kommen, dass es auf der einen Seite „die Menschen“ gibt und auf der anderen Seite...„die Politiker“. Ich denke nicht so. Aber schlechte Sprache kann eben auch zu schlechten Gedanken führen.