Moin

Lieber eine Handbreit Wasser unterm Kiel als im Boot

Wasser ist ein unberechenbares Element. Ich habe großen Respekt vor seiner Kraft. Wie ich feststellen musste, reicht Respekt allein nicht aus.

Ausgleichend zum mittelmäßig sportlichen Reporterleben tobe ich mich gern beim Paddeln aus. Ich bin mittlerweile Mitglied im Wassersportverein, nutze aber auch für Solo-Touren mein aufblasbares Packraft (eine Art Leichtversion eines Kajaks).

Vor gut zwei Wochen ging es mit Bekannten auf die Hunte. Sie wollten ihre Fähigkeiten auf den Stromschnellen erproben, mir wurde angeboten traversieren zu üben. Das heißt, unter Nutzung der Strömung, mit dem Kajak die Flussseite zu wechseln. Ich bin immer für Neues zu haben und fuhr brav meinem Lehrer hinterher. Das Boot schunkelte bei jeder Gewichtsverlagerung nicht schlecht, aber ich kam auf der anderen Seite an.

Dann allerdings verfing ich mich in einem Ast. Schneller als ich gucken konnte, lag ich kopfüber im Wasser. Statt strukturiertem Ausstieg, wozu ich die Spritzdecke unter Wasser hätte öffnen müssen, klammerte ich mich etwas panisch am Uferrand fest. Die Rettung dauerte daher länger als nötig.

Nur eine Woche später war ich auf einem Seitenarm der Lune, eigentlich ein harmloses Flüsschen, unterwegs. Zum Ende eines Seitenarmes ging es unter einer Brücke hindurch. Dort stieß ich unerwartet auf eine Staustufe. Ich rutschte hinein und blieb mit meinem Packraft auf dem Absatz hängen. Von hinten schoss das Wasser in mein Boot. Innerhalb von Sekunden saß ich in einer Wanne kalten Wassers. Schimpfend zog ich mich zum Uferrand herüber. Auf der Brücke fuhren ein paar Radfahrer vorbei. Mit einiger Kraft wuchtete ich den Bug des Bootes zu mir hoch. Nun schippte ich mit den Händen das Wasser heraus, bis das Ding sich drehen ließ. Pitschnass stieg ich wieder ein und paddelte ohne eine Miene zu verziehen zur Einstiegsstelle zurück. Kalt war es erstaunlicherweise nicht.

Sabrina Krabbenhoeft

Redakteurin

Sabrina Krabbenhoeft, Jahrgang 1973, studierte Freie Kunst in den Niederlanden, bevor es sie nach Berlin zog. Eine Ausbildung zur Körpertherapeutin folgte. 2019 kehrte sie zurück in den Norden. Ihre Hobbies, Reisen und Schreiben, ließen sie 2022 bei der Nordsee-Zeitung anheuern.

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