Nordenham

Nordenham: Vom Flüchtling aus Syrien zur gesuchten Fachkraft

2015 floh er aus dem Bürgerkriegsland Syrien, um das Leben seiner Familie und sein eigenes zu retten. Sieben Jahre später hat Ezzat Horou einen Gesellenbrief als Tischler in der Hand. Die Prüfung hat er bestanden. Es war kein leichter Weg für ihn.

Der syrische Flüchtling Ezzat Horou (Mitte) ist jetzt Tischlergeselle. Unser Bild zeigt ihn mit Georg Dürr (links), Geschäftsführer bei Herdejürgen & Harmsen, und Eide Feldhusen, der sich mit seiner Frau Barbara um Ezzat Horou und dessen Familie kümmert.

Der syrische Flüchtling Ezzat Horou (Mitte) ist jetzt Tischlergeselle. Unser Bild zeigt ihn mit Georg Dürr (links), Geschäftsführer bei Herdejürgen & Harmsen, und Eide Feldhusen, der sich mit seiner Frau Barbara um Ezzat Horou und dessen Familie kümmert. Foto: Heilscher

Als die Kreishandwerkerschaft Ende August die neuen Gesellen feierte, die gerade ihre Lehre abgeschlossen haben, war unter lauter jungen Menschen auch ein Mann im mittleren Alter. Ezzat Horou ist 43 Jahre alt und stammt aus Syrien. Er hat bei Herdejürgen & Harmsen seine Ausbildung absolviert. Viele haben geholfen, damit das geklappt hat. Nun ist Ezzat Horou eine Fachkraft, wie sie in Nordenham, in der Wesermarsch, ja in ganz Deutschland so dringend benötigt werden.

Aufs Tischlern hat er sich schon vor der Ausbildung verstanden. Ezzat Horou stammt aus einer syrischen Tischlerfamilie. Aber damit hatte er natürlich keinen in Deutschland anerkannten Abschluss. Und den braucht er, um hier als Geselle arbeiten zu können. So waren die Theorie und der fachfremde Unterricht am Berufsbildungszentrum für ihn die größere Herausforderung als die praktische Arbeit.

Ezzat stammt aus einer syrischen Tischlerfamilie

„Weil er praktisch so gut war, konnten wir ihm Freiraum geben, Deutsch zu lernen“, sagt Georg Dürr, Geschäftsführer bei Herdejürgen & Harmsen. Dabei wurde Ezzat Horou von vielen unterstützt.

Als er mit seiner Frau Almas und den beiden Jungs Mohamad und Roudin Ende 2015 in Nordenham eintraf, hatte die Familie das Glück, die Eheleute Feldhusen kennenzulernen. Beim Tanzen. Ezzat und Almas bekamen Kontakt zur Folkloretanzgruppe des SV Nordenham und sind seitdem dabei. Dort tanzen auch die Feldhusens. Das war der Beginn einer schönen Freundschaft.

Seitdem kümmern sich Barbara und Eide Feldhusen um die Syrer. Sie helfen ihnen bei Behördenangelegenheiten und im Alltag, haben sie bei der Wohnungssuche unterstützt und ihnen einen Schrebergarten vermittelt. „Die Kinder sagen zu meiner Frau und mir Oma und Opa“, erzählt Eide Feldhusen.

Die Feldhusens haben auch Deutsch mit ihnen geübt. Vor allem aber hat der frühere Rechtsanwalt Eide Feldhusen dafür gesorgt, dass die Familie überhaupt in Deutschland bleiben durfte. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hatte die Familie nämlich zunächst abgelehnt. Das Verwaltungsgericht korrigierte diese Entscheidung jedoch, so dass die syrische Familie in Deutschland bleiben darf. Allerdings muss ihr Bleiberecht immer wieder verlängert werden - auch wenn sich die Familie längst in Nordenham integriert hat und Ezzat Horou hier als Handwerker arbeitet. Die Betriebe suchen händeringend Fachkräfte. Jeder dritte Ausbildungsplatz ist im Handwerk in der Wesermarsch aktuell nicht besetzt.

Arabisch, Kurdisch und Deutsch

Ezzat Horou spricht Arabisch und Kurdisch und nun auch Deutsch. Neben den Feldhusens und dem Ausbildungsbetrieb haben auch andere dazu beigetragen, dass er die Prüfung geschafft hat: engagierte Lehrer an den Berufsbildenden Schulen, eine gute Klassengemeinschaft und ein arabischstämmiger Mitarbeiter der Handwerkskammer. An der Berufsschule konnte er zusammen mit einem syrischen Landsmann lernen. Und bei der Ausbildung im Betrieb konnten sich Ezzat Horou und ein junger deutscher Lehrling gegenseitig unterstützen.

Ezzat Horou ist froh, dass er die Ausbildung erfolgreich abschließen konnte. Er möchte mit seiner Familie in Nordenham bleiben. Hier fühlt er sich wohl. „Nordenham ist eine gute Stadt, gut auch für meine Kinder“, sagt er. Mohamad ist inzwischen 13 Jahre alt, Roudin 12 und der in Nordenham geborene William 5. Das vierte Kind wird im Spätherbst erwartet.

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