Ich bin ja ein geduldiger Mensch. Aber es gibt manchmal Situationen, in denen auch ich ungehalten reagiere. Solch eine Situation hatte ich neulich zu Hause. Ich rechnete mit einem ruhigen Abend, als urplötzlich eine Fliege auftauchte. Sie summte, flog mal in die eine, mal in die andere Richtung. An Konzentration war nicht zu denken.
Wie reagiert man da? Fährt man schweres Geschütz auf und beginnt einen Krieg mit dem kleinen Lebewesen? Strategisch gäbe es da durchaus Chancen, aus der Auseinandersetzung als Sieger hervorzugehen. Man nimmt ein Kissen, stellt sich in eine Ecke hin, wartet den passenden Moment ab und … Es käme auf den richtigen Abstand und das richtige Timing an.
Andererseits gilt es natürlich, die Folgen zu bedenken. Vielleicht haben Sie die Serie „Man vs. Bee“ mit Rowan Atkinson (bekannt als Mr. Bean) auf Netflix gesehen, wo ein Mann ein Luxushaus kurz und klein schlägt, nur um eine lästige Hummel loszuwerden. Ginge man ohne Rücksicht auf Verluste vor, könnte es am Ende zu einem Pyrrhus-Sieg kommen.
Mein Weg war ein anderer. Ich wollte den Konflikt friedlich beilegen und setzte auf stille Diplomatie. Ein allzu deutliches Gähnen hätte als Signal wohl nicht ausgereicht. Eine andere Strategie musste her. Also öffnete ich das Fenster, knipste das Licht aus und hoffte auf die Einsicht der Fliege. Ein aufmerksamer Besucher würde die Botschaft verstehen: Aha, der Gastgeber möchte ins Bett, ich gehe lieber. Und dann wechselte ich einfach das Zimmer.
Eine gesichtswahrende Lösung für beide Seiten eigentlich.