Hamburg & Schleswig-Holstein

„Vorsicht Kreuzottern!“ - doch Giftschlange ist auch bedroht

Früher wurde die Kreuzotter bejagt, heute gilt die Giftschlange als stark gefährdet. Wie das auch das Giftinformationszentrum-Nord merkt - und was die Experten nach einem Biss raten.

Von Julian Stratenschulte, dpa
5. Oktober 2025
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Nach Bissen der Giftschlange ist häufig eine Schwellung zu beobachten.

Nach Bissen der Giftschlange ist häufig eine Schwellung zu beobachten.

Foto: Julian Stratenschulte

Während Schilder „Vorsicht Kreuzottern“ in der Lüneburger Heide vor der einzigen Giftschlange Norddeutschlands warnen, werden Begegnungen mit ihr seltener - ebenso wie deren Bisse. „Geeignete Lebensräume werden weniger und der Klimawandel macht den Tieren zu schaffen“, sagt Michael Pees, Professor für Heimtiere, Reptilien und Vögel an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Er beobachtet seit Jahren einen Rückgang von Amphibien und Reptilien. 

In der Lüneburger Heide hängen Warnschilder. Nach einem Biss soll man sich in ärztliche Beobachtung begeben.

In der Lüneburger Heide hängen Warnschilder. Nach einem Biss soll man sich in ärztliche Beobachtung begeben.

Foto: Julian Stratenschulte

In der Roten Liste für gefährdete Tierarten wird die Kreuzotter als „stark gefährdet“, regional auch als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Gründe dafür kennt Michael Pees: „Extremes Wetter mit Trockenheit macht auch den Kreuzottern zu schaffen.“ So veränderten sich auch feucht-trockene Übergänge in Moorgebieten - ein wichtiger Lebensraum für Kreuzottern. 

Zudem seien Krankheiten wie zum Beispiel Pilzerkrankungen zu beobachten. „Und es fehlt an Korridoren zwischen Gebieten, in denen noch Kreuzottern vorkommen“, sagt der Reptilienexperte. Sterbe die Kreuzotter in einem Gebiet aus, komme die Kreuzotter dort nicht mehr auf natürlichem Wege hin. 

Kreuzottern fehlt es an geeigneten Lebensräumen.

Kreuzottern fehlt es an geeigneten Lebensräumen.

Foto: Julian Stratenschulte

In Deutschland liegen die Verbreitungsschwerpunkte der Kreuzotter in den Moor- und Heidegebieten der Norddeutschen Tiefebene, in Mittelgebirgen im Osten, im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb, im südlichen Alpenvorland und im Alpenraum. Vereinzelt laufen Projekte, bei denen Kreuzottern gezüchtet und dann beispielsweise im Harz ausgewildert werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Nabu hatten die Kreuzotter zum „Reptil des Jahres 2024“ ernannt. Sie bemängeln, dass es der Kreuzotter an störungsfreien Gebieten mit Sonnenplätzen, Tagesverstecken und Winterquartieren fehle. 

Zwei Giftschlangenarten in Deutschland

Die Kreuzotter ist neben der nur noch im Schwarzwald vorkommenden Aspisviper die einzige Giftschlangenart in Deutschland. Von der ungiftigen Ringelnatter mit runden Pupillen ist die Kreuzotter anhand ihrer senkrecht stehenden, schlitzartigen Pupillen zu unterscheiden. Ein dunkles Zickzackband auf dem Rücken der bis zu 70 Zentimeter langen Kreuzotter ist charakteristisch, so der Nabu. 

Die Schlange jagt Frösche, Mäuse und Eidechsen. Wenn die Beute gestellt ist, schnappt die Kreuzotter zu und injiziert ihr Gift. Eine Maus stirbt daran in wenigen Minuten.

Lebensbedrohlich sind Bisse der Kreuzotter nicht.

Lebensbedrohlich sind Bisse der Kreuzotter nicht.

Foto: Julian Stratenschulte

Bisse werden seltener

Für Menschen sind die Bisse nicht lebensbedrohlich - und sie werden seltener. Das Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord) der Universitätsmedizin Göttingen verzeichnete in den Jahren 2022 bis 2024 nur noch knapp 20 Anrufe pro Jahr nach vermuteten Kreuzotterbissen. Zehn Jahre zuvor waren es noch bis zu 50 Anrufe. 

Im Pietzmoor in der Lüneburger Heide sollten Wanderer auf Schlangen achten.

Im Pietzmoor in der Lüneburger Heide sollten Wanderer auf Schlangen achten.

Foto: Julian Stratenschulte

„Wir empfehlen, sich nach einem Biss in ärztliche Behandlung und Beobachtung zu begeben“, sagt Martin Ebbecke vom für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen zuständigen Giftinformationszentrum. Nach Kreuzotterbissen sei häufig eine Schwellung zu beobachten. „Gegengift wird nun in den seltensten Fällen empfohlen“, so der Toxikologe.

Nach Bissen der Giftschlange ist häufig eine Schwellung zu beobachten.

Nach Bissen der Giftschlange ist häufig eine Schwellung zu beobachten.

Foto: Julian Stratenschulte

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