Hamburg & Schleswig-Holstein
Warum Megafrachter jetzt öfter den JadeWeserPort anlaufen
Mit der „Wilhelmshaven Express“ steuert ein weiteres, riesiges Containerschiff von Hapag-Lloyd den JadeWeserPort in Wilhelmshaven an. Kommt mit den XXL-Schiffen nun der Aufschwung für den Hafen?
Das Containerschiff „Wilhelmshaven Express“ wird künftig regelmäßig den JadeWeserPort ansteuern.
Foto: Sina Schuldt
An Bord der neuen „Wilhelmshaven Express“ stapeln sich so viele orange Container, dass die Brücke des Schiffes in gut 60 Metern Höhe vom Boden aus kaum zu erkennen ist. Die Reederei Hapag-Lloyd hat das XXL-Containerschiff am JadeWeserPort in Wilhelmshaven getauft. Zusammen mit ihren ebenso riesigen elf Schwesterschiffen soll die „Wilhelmshaven Express“ nun regelmäßig Deutschlands einzigen Tiefwasserhafen ansteuern. Kommt mit den Megafrachtern der lang ersehnte Aufschwung für den Hafen?
Was ist das besondere an dem Schiff?
Das ist die enorme Größe des rund 400 Meter langen Frachters. Die „Wilhelmshaven Express“ hat Platz für 23.660 Standardcontainer. Damit zählt sie laut Hapag-Lloyd zu den größten Containerschiffen der Welt. Der Ozeanriese ist das zwölfte und letzte neu gebaute Schiff der sogenannten Hamburg-Klasse – einer Serie von Großcontainerschiffen, die die Reederei in den vergangenen Jahren auf der Hanwha Ocean Werft in Südkorea bauen ließ.
Warum setzt Hapag-Lloyd auf solche Container-Riesen?
Mit der „Wilhelmshaven Express“ und ihren elf Schwesterschiffe will Hapag-Lloyd Maßstäbe bei Nachhaltigkeit und Produktivität setzen. Das Schiff hat einen sogenannten Dual-Fuel-Antrieb, der mit Flüssigerdgas (LNG) und Schiffsdiesel angetrieben wird. Durch den LNG-Betrieb soll das Schiff im Vergleich zu herkömmlichen Schiffsantrieben bis zu 25 Prozent weniger klimaschädliche CO2-Emissionen verursachen.

Fast 24.000 Standardcontainer passen auf die „Wilhelmshaven Express“.
Foto: Sina Schuldt
Wird der Megafrachter öfter in Wilhelmshaven zu sehen sein?
Ja, denn das Schiff wird im frachtintensiven Fernost-Dienst zwischen Asien und Europa eingesetzt – und zwar im Rahmen der „Gemini Cooperation“, einem Zusammenschluss der Reedereien Maersk und Hapag-Lloyd, der seit diesem Jahr besteht. Der JadeWeserPort ist dabei einer der Hauptumschlagsplätze. Im Juli lief die „Wilhelmshaven Express“ den JadeWeserPort bereits einmal an.
Wie funktioniert die „Gemini Cooperation“?
In der Allianz teilen Maersk und Hapag-Lloyd Laderäume mancher Schiffe. Dazu setzen die Reedereien auf ein sogenanntes Hub-and-Spoke-System. Das System sieht vor, dass die großen Containerschiffe, wie die „Wilhelmshaven Express“, allein die großen Häfen („Hubs“) anlaufen. Von dort verteilen sie die Waren weiter. Dem Verfahren liegt die Annahme zugrunde, dass weniger Hafenanläufe zu weniger Verspätungen führen.
Welche Rolle spielt Wilhelmshaven für Hapag-Lloyd?
Hapag-Lloyd ist seit 2022 am Containerterminal in Wilhelmshaven beteiligt. „Für uns war es eine bewusste Entscheidung nach Wilhelmshaven zu kommen“, sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen bei der Taufzeremonie. „Es ist super, dass wir jetzt hier sind.“ Der JadeWeserPort sei ein zuverlässiger und leistungsstarker Hub der „Gemini Cooperation“, heißt es auch in einer Unternehmensmitteilung. Der Hafen spiele „eine entscheidende Rolle bei der Stärkung unseres Netzwerks und der Widerstandsfähigkeit der Lieferketten unserer Kunden in Nordeuropa.“

Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen sieht einen guten Start der sogenannten „Gemini Cooperation“ am JadeWeserPort.
Foto: Sina Schuldt
Der Hapag-Lloyd-Chef betonte aber auch, dass es nach einem guten Start der „Gemini Cooperation“ in Wilhelmshaven weitere Verbesserungen brauche, um im Wettbewerb mit anderen europäischen Häfen zu bestehen. „Wir sind echt noch nicht da, wo wir sein müssen“, sagte Habben Jansen. Er verwies etwa auf das Ziel, den Containerumschlag pro Stunde am JadeWeserPort zu erhöhen.
Während die Terminals, die Hapag-Lloyd oder Maersk besitzen oder kontrollieren, voraussichtlich profitieren, hat die Allianz für andere Häfen, wie den Hamburger Hafen, Nachteile. Hapag-Lloyd kündigte zuletzt an, dass Hamburg mit einem Ladungsrückgang von etwa zehn Prozent rechnen müsse.
Was bedeuten solche Riesen-Frachter für den JadeWeserPort?
Die Hafenbetreiber hoffen durch mehr Anläufe solcher XXL-Frachter auf mehr Containerumschlag. Zehn der zwölf Megafrachter von Hapag-Lloyd steuern Wilhelmshaven inzwischen an. Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies sieht mit der Taufe und dem Regelverkehr der „Wilhelmshaven Express“ gar einen Durchbruch für den JadeWeserPort. Der SPD-Politiker geht von weiterem Wachstum aus.
Die Voraussetzungen, die Wilhelmshaven dafür biete, seien ideal, sagte Lies der Deutschen Presse-Agentur. „Das waren sie aber vor zehn Jahren auch schon. Trotzdem haben wir hart gerungen, hart gekämpft, mit jeder Reederei verhandelt, überhaupt Anläufe hier an den Hafen zu bekommen. Man muss sagen, der Durchbruch ist mit Hapag-Lloyd gekommen.“

Ministerpräsident Olaf Lies (l.) feierte die Schiffstaufe mit Taufpatin Wibke Friedrichs-Firmin und Kapitän Tomasz Michalski.
Foto: Sina Schuldt
Lies betonte weiter, nun müsse es darum gehen, weitere Flächen am Hafen zu erschließen, um Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu fördern. „Der Hafenumschlag wird weiter wachsen. Wir diskutieren natürlich auch, wie wir den Hafen Wilhelmshaven insgesamt weiterentwickeln können.“
Wird der Platz für den Containerumschlag also knapp?
Nein, vorerst wohl nicht. Rund 13 Jahre nach seiner Eröffnung erreichte Deutschlands einziger Tiefwasserhafen kürzlich erstmals die Marke von einer Million umgeschlagener Standardcontainer (TEU). Für dieses Jahr wird ein Umschlag zwischen 1,3 und 1,5 Millionen TEU für 2025 anvisiert.
Aber die Kapazität des Hafens ist größer: Zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Standardcontainer könnten jährlich umgeschlagen werden, sagt Holger Banik, Chef von Niedersachsens Hafeninfrastrukturgesellschaft NPorts. Auch er geht davon aus, dass der JadeWeserPort nach dem Einstieg von Hapag-Lloyd weiter profitieren werde. „Der eine zieht den anderen. Deswegen ist es so, dass der Hafen Wilhelmshaven in den nächsten Jahren wachsen wird.“ Weitere Linien von Container-Reedereien sollen den Hafen ansteuern, darüber werde bereits verhandelt, sagte er.