Es ist doch immer wieder erstaunlich, welche Erlebnisse ein harmloser kleiner Spaziergang so alles mit sich bringen kann. In diesem Fall geht es um eine zerfledderte Katze und eine fassungslose Autofahrerin.
Eine Meise habe ihrer Katze das Ohr zerfleddert, bekomme ich zu hören. Wie bitte? Normalerweise zerfleddern Katzen Meisen. Sehr zu meinem Bedauern übrigens. Aber in diesem Fall war es umgekehrt. Die Frau, die das erzählt, schmunzelt. Sie holt eine Stoffkatze hervor - mit zerfleddertem Ohr. Meisen bedienen sich bei dem Stoff und nutzen ihn als Nistmaterial. Da kann man nur hoffen, dass sich die echten Katzen nicht rächen.
Bei dem Spaziergang erfreuen wir uns an Hasen und Kiebitzen, an den blühenden Wiesen, manchmal an tollen Wolkenbildern und an den ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Auf Wischwegen geht es einmal in die Runde. Jeden Morgen eine Stunde lang. Stets dieselbe Strecke. Stets dieselbe Uhrzeit. Stets trifft man dieselben Menschen. Es ist ein bisschen wie bei „Täglich grüßt das Murmeltier“ mit jahreszeitlichen Variationen.
Das gilt sogar für die Menschen, die einem begegnen: der Mann mit dem Hund, die Autofahrer, die freundlich winken, Bruno, der stets aufgeregt bellt, der kleine Kater, der uns um die Beine streicht. Es ist ein ausgesprochen friedlicher Spaziergang. Nur heute Morgen war das nicht so.
Da stoppt eine Autofahrerin und hält uns in sehr bestimmendem Ton vor, dass es gesetzlich verboten sei, zu zweit nebeneinander zu laufen. Ich kenne solch ein Gesetz nicht und hoffe mal, dass es das nicht gibt. Warum soll man nicht zu zweit auf einem Wischweg laufen, wenn Platz genug für andere Verkehrsteilnehmer da ist? Es ist selbstverständlich, dass man in den Gänsemarsch einschwenkt oder sich auf die Berme stellt, wenn es die Situation erforderlich macht. Der Fahrer des Milchwagens übrigens, den wir auch jeden Morgen treffen, grüßt immer sehr freundlich. Und der Milchwagen ist dann doch etwas breiter als der kleine Kleinwagen mit der aufgebrachten Fahrerin.