Ich habe drei Cousinen und einen Cousin. Alles Kinder der zwei Schwestern meiner Mutter. Nur eine der Cousinen war bis vor kurzem verheiratet. Inzwischen sind es zwei. Jessica gab mit 56 Jahren ihrem Partner auf Maui das Ja-Wort. Erfahren hat es die Familie erst nach der Hochzeit. Ihr „neuer“ Mann wurde bereits zwei Mal kirchlich getraut und hatte keine Lust auf den großen Zirkus. So sagten sie uns, sie flögen nach Kreta in den Urlaub, landeten aber auf Hawaii. Über eine Hochzeitsagentin wurde im Vorfeld der Strandabschnitt und der Priester gebucht. Tatsächlich, so sagt meine Cousine, wird auf der Insel „im Dauertakt“ geheiratet. Das Brautkleid brachte sie aus Deutschland mit. Es steckte glücklicherweise im Handgepäck, denn die Koffer kamen erst zwei Tage später am Zielort an.
Bei der nachgeholten Familienfeier erzählte das frisch gebackene Ehepaar, wie so eine Trauzeremonie abläuft. Der Mann wartet am Strand in einem Blumenkranz. Die Braut ist nicht zu sehen. Er muss ihr zunächst den Rücken zudrehen. Neben ihm steht ein Muschelbläser - die Fotos zeigen einen leicht bekleideten Mann, der ebenfalls Blumenschmuck trägt. Ein zweiter Hawaiianer geleitet meine Cousine zu ihm. Die Schleppe ihres Brautkleides schlurft über den weißen Sand. Nun darf sich der Bräutigam umdrehen. Sie steigt zu ihm in den Reigen. Die Trauung wird vom Prediger vollzogen. Der war in seiner Jugend ein Drogenbaron und wanderte ins Gefängnis. Dort fand er zu Gott. Seitdem kümmert er sich um das Seelenheil anderer. Wenn die Muscheln geblasen werden, küsst sich das Brautpaar. Solange, bis Stille einkehrt. „Die hatten einen langen Atem“, sagt meine Cousine. Anschließend darf gefeiert werden. Das haben wir mit viel Aloha getan.