„Das war schon eine verrückte Idee, die war damals hatten. Frauen, die Fußball spielen – so etwas gab es in Hamburg, aber nicht hier auf dem Dorf“, meint Inge Finke lachend. Die 62-Jährige war damals die Torfrau in der Gründungsmannschaft des TSV Kirchtimke.
Hoch gewonnen haben die Kickerinnen zu der Zeit nicht, doch das war auch nicht das Wichtigste. „In erster Linie wollten wir Spaß haben, und zwar zusammen in einer Gruppe“, erzählt Sabine Finke, die ebenfalls 62 Jahre alt ist. Sie erinnert sich noch ganz genau an die Anfänge. „Wir waren immer in Kirchtimke auf dem Sportplatz und haben unseren Freunden bei den Punktspielen oder beim Training zugesehen. Irgendwann haben wir uns dann gedacht: Was die können, das können wir auch“.

Das Foto ist mehr als vierzig Jahre alt. Die erste Frauenfußballmannschaft des TSV Kirchtimke. Foto: Ernst Matthiesen
Aber ganz so einfach war es dann für die jungen Frauen nicht. Bevor das erste Punktspiel absolviert werden konnte, mussten sie erst mal hart trainieren – und das fast zwei Jahre lang. Von Taktik hatten die Kickerinnen wenig Ahnung und auch Abseits war zunächst ein Fremdwort. Aber sie ließen sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen, wollten unbedingt spielen.
Keine Gegnerinnen in der heimischen Region
„Wir haben den Ball meistens noch vorn geschossen und irgendwie versucht, ihn ins Tor zu bringen“, erinnert sich Marlies Wellbrock, die mittlerweile auch über sechzig Jahre alt ist. Hohe Ballkunst war es nicht, was die Frauen auf dem Platz zeigten. „Mein Mann, der selber Torwart war, hat zuerst nur gelacht. Aber als er merkte, dass wir wirklich etwas konnten, hat er mich immer unterstützt“, sinniert Inge Finke.
Vor den ersten Punktspielen ging es für die frischgebackenen Fußballerinnen darum, Sponsoren für die Trikots zu finden – und das entpuppte sich als schwieriger als gedacht. „Wir mussten ganz schön betteln“, so Marlies Wellbrock.
Als für die Kichtimker Frauen dann endlich die ersten Spiele stattfanden, mussten sie ziemlich weit fahren, denn in den ersten Jahren gab es keine Gegnerinnen in der näheren Umgebung. Die ersten Heimspiele besuchten in erster Linie männliche Besucher. „Die kamen nur, um Frauen in kurzen Hosen zu sehen oder doofe Kommentare zu machen“, erinnert sich Astrid Zick.
Frauen spielen anders Fußball, als Männer
Damals hat sie das sehr geärgert, heute kann sich die 53-Jährige darüber nur noch amüsieren. Sie begann bereits mit zwölf Jahren zu kicken und war das Küken. Sie erinnert sich noch gut daran, als Heiko Feldmann ihr Trainer wurde. 25 Jahre blieb der Tarmstedter bei den Kirchtimker Frauen und war maßgeblich am Erfolg der TSV-Fußballfrauen beteiligt.
„Man darf den Männerfußball nicht eins zu eins auf den Frauenfußball übertragen, man muss auf die andere Spielart und Denkweise der Frauen reagieren“, erklärt der jetzt über 60-Jährige seinen Erfolg. Immerhin hatte der TSV Kirchtimke in seiner Hochzeit drei Frauen- und fünf Juniorinnen-Manschaften im Liga-Betrieb.
Die Gründungsfrauen selbst hörten allerdings nach rund fünf Jahren mit dem Kicken auf. Arbeit und Familie standen im Vordergrund. Sie sind aber noch immer stolz auf ihre damalige Leistung und auf ihren Mut. „Wir waren eine starke Gemeinschaft und eine tolle Truppe, und haben uns trotz aller Widrigkeiten durchgesetzt“, freut sich Sabine Finke.