Die Schiene schmeckt ihm nicht. Mein großer Bruder ist mal nicht mit dem Auto aus Köln angerückt, sondern - wie ich immer - per Bahn. Sein Fazit gestern vor der Rückreise: „Nächstes Mal mit dem Auto.“ Schade. Was er an Unterhaltungswert im Auto verpasst! Neulich auf meiner letzten Reise: Ich rolle 900 Kilometer reibungslos im ICE von Süd gen Nordsee - steige in Bremen in den RE um - und stecke im Zug noch am Hauptbahnhof fest. Durchsage: „Wir können nicht weiterfahren, wir haben keinen Lokführer.“ Ach, wo isser denn hin? Dann: „Wir bemühen uns, einen Ersatz-Lokführer zu finden.“ Es dauert. Nach zehn Minuten, Triumph in der Stimme: „Wir haben einen, geht bald weiter.“ Geht es nicht. Warten. Dann: „Der gefundene Zugführer kann doch nicht fahren, weil er die nötige Sonderfahrerlaubnis nicht hat. Wir suchen weiter.“ Zehn Minuten später: „Wir können bald weiter, wir haben einen Ersatzfahrer mit der Sonderfahrerlaubnis gefunden, er ist bald da.“ Bloß keine Hektik. Das Hörspiel hinter mir ist spannend: Lautes Telefonat einer jungen Frau mit irgendwem: „Neee, den Bewerber haben die anderen schon abgelehnt. Ja. Ich hätte den genommen. Aber der andere jetzt passt denen nicht. Nee. Zu viele Macken, sagen sie. Zu drei Frauen so einen Macker... Ich fand den gut. Wir müssen ja nicht noch ‚ne Frau.... hmhm, ich will dem noch ne Chance geben. Wir müssen das nachher alle nochmal diskutieren...doch! Wir diskutieren das!!“ Es ruckelt, der RE rollt an. Schade. Ob der Macker das WG-Zimmer gekriegt hat? Und - um welchen Preis...? Gedanklich schreib ich an der Geschichte weiter. Ein Psycho-Thriller: „Mord im Regionalexpress“.