Moin

Die unverzeihliche Sehnsucht nach Sonne und ein Maulkorb für meine innere Stimme

Warum mein Ausflug ins Wasser fiel, mein Waldspaziergang seiner Zeit weit voraus war und ich meine innere Stimme anraunze.

NZ-Redakteurin Susanne Schwan

Es pladdert. Und pladdert. Und - hört auf?! - nein, pladdert wieder. Noch nie in den vorigen Jahren mit durchwachsenen Julis hat mich das Dauergepladdere so beglückt wie jetzt. Halbe Kontinente glühen. Wälder werden auf Jahrzehnte zerstört. Menschen im Süden verlieren alles. Selbst ihr Leben. Ich sehe fassungslos die täglichen Nachrichten - und werde ganz, ganz klein mit Hut. Und blaffe - „Klappe!“ - die leise innere Stimme an, die sehnsüchtig ins Universum raunt „nur ein kleiner Fitzel Blauhimmel, bitte, zwei, drei Sonnenstrählchen, nur so viel, dass ich die Pullis ausziehen kann... bitte!“. Aber man kann alles übertreiben. Auch das duldsam sein. Neulich auf dem Weg nach Sahlenburg, einem Zentimeter Blauhimmel hinterher, rolle ich statt ins Sonnige pielgerade auf eine rabenschwarze Wolkenwand bei Altenwalde zu. Sturzfluten prasseln. Ich mache kehrt, flüchte zurück gen Süden. Hinter Holßel wird’s heller - fein, dann halt Pipinsburger Wald statt Strand. Zehn Minuten wandle ich trockenen Fußes durch Idylle - und etwas, das mir mehr in die Knochen fährt als jede Sturmfront: Die Heide ist ja schon lila! Bildschönes Rosa zwischen rostroten Eichenblättern. Ende Juli. Nicht Ende August! Prompt bricht wieder Gewitter los, klitschnass komme ich zum Auto, ranze die innere Stimme an, die jault „nein, bittebittenochkeinenHerbst!“ und beschließe, mich zu freuen: auf Flauschpulli. Wollsocke. Tee.

Ende Juli - und schon herbstelt es. Noch vor dem feinen Gespinst des Altweibersommers röten sich Eichenlaub und Heidekraut, wie hier an der Pipinsburg bei Sievern im Cuxland.

Ende Juli - und schon herbstelt es. Noch vor dem feinen Gespinst des Altweibersommers röten sich Eichenlaub und Heidekraut, wie hier an der Pipinsburg bei Sievern im Cuxland. Foto: Schwan

Susanne Schwan
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