Fährt der Zug nach Fahrplan? Stehe ich am richtigen Gleis? Ist die Wagenreihung in der richtigen Reihenfolge, so dass ich meinen reservierten Platz finde? Es gibt mittlerweile so viele Unwägbarkeiten beim Bahnfahren, dass es schon ein Fest ist, die gewünschte Verbindung erwischt zu haben. Ich war jedenfalls in dem Glauben.
Bis mich ein Schaffner kontrollierte. Einigermaßen perplex war ich, als sich nach mehr als der Hälfte der Zugstrecke herausstellte, dass ich einen Tag zu früh gefahren bin. Da war ich baff. Schuldig fühlte ich mich nicht, da es für mich gebucht worden war, aber das half in der Situation rein gar nichts. Der Schaffner blieb hartnäckig und erwartete ein gültiges Ticket. Verkaufen konnte er mir aber keines. Ich sollte es über die DB App nachbuchen. Was wahrscheinlich schon ein Zugeständnis war, aber ob es nun dem Stress oder der Internetverbindung zuzuschreiben war: Ich kam nicht rein. Murphys Gesetz eben. Die Nervenprobe nahm zu.
Bei all dem Gerangel, Nervereien und Rüpeleien anderer Passagiere, gibt es auch das positive Extrem: Überraschenderweise sprang mir ein Passagier bei, der meine Verzweiflung wohl erkannt haben muss. Er sei einmal in der gleichen Situation gewesen. Deshalb machte er mir ein Angebot, das ich nach etwas Zögern tatsächlich angenommen habe. Er buchte für mich das Ticket. Erst durch eine Überweisung konnte ich meine Schulden begleichen. Obendrein hatte ich eine unterhaltsame restliche Zugfahrt. Mein Held aus dem ICE.