Von den seltsamen Nord-Süd-Völkerverbindungen auf Allgäuer Almen

828 Kilometer trennen meinen Alltag und meinen anderen Lebens-Ort, den im Süden. Der, an dem ich Alltag abstreife, wenn ich im Urlaub bin in und um Sonthofen: südlichste Stadt Deutschlands. 21.000 Einwohner. Kuschlig. Alpin. Kultur-Zentrum.

Nichts ahnend probe ich mit meinem Musikerfreund gerade unser Literatur-Chanson-Konzert an der urigen Sonthofer Kleinkunstbühne. Die betreut ein Verein ehrenamtlich. Zwei Damen umwuseln uns - und klingen völlig unallgäuerisch. Mehr so - nordisch.

In der Pause plaudere ich mit Sybille und Susanne. Sybille ist aus Hamburg runtergesiedelt und kennt Bremerhaven. Jene Susanne ruft perplex: „Du kommst aus Bremerhaven?!! Da hab ich acht Jahre gearbeitet!“ Kann nicht wahr sein.

Sie sprudelt über: „Ich war leitend in der Marketingabteilung der Nordsee. Kennste das alte Gebäude in der Klußmannstraße?“ Ich - bin - baff. Es kommt noch dicker: „Ich lebe in einem Wohnprojekt hier in Sonthofen, eine Freundin aus Bremerhaven ist jetzt auch runtergezogen.“ Nein!

„Die war beim Magistrat, Amtsleiterin. „ Ach??!! „Ja, Amt für Arbeitsmarktpolitik...“ Ich flüstere nur zwei Silben: „Do - ris??“ „Die kennst du??!“ Hach! Wir haben sofort gefont und uns schon mal verabredet, für nächsten Urlaub.

Bremerhaven klebt mir am Hacken da unten auf Allgäuer Almen. Mittsommernacht zum 21. Juni. Sonnwendfeuer bei lieben Freunden auf der Almwiese. Annas Omi Hannelore ist zu Besuch, aus Münster. Quietschfidele 83. Sie fragt überm Flammenprasseln, woher ich bin...

„Bremerhaven?? Da bin ich geboren, 1940. Da hieß das noch Wesermünde!“ Wäre nicht Johannisnacht mitten in den Alpen - ich hätte begonnen, mich zu wundern. Mich sehr, sehr zu wundern.