Die durchschnittliche Verweildauer der vor häuslicher Gewalt geflüchteten Frauen betrug 30 Tage, berichtete Maren Ozanna in einer Sitzung des Kreistagesausschusses für Soziales, Gesundheit, Integration. Am 1. Juli 2020 ist die gemeinsam von den Landkreisen Wesermarsch und Ammerland getragene Einrichtung eröffnet worden. Der genaue Standort im Ammerland wird zum Schutz der Bewohnerinnen und des Personals nicht genannt.
47 der aufgenommenen Frauen waren unter 30 Jahre alt, 29 kamen ohne Kinder, zwei Mütter verweilten in dem Haus ohne ihre Kinder. Die Auslastung der zwölf Wohneinheiten mit Platz für zwölf Frauen und 21 Kinder betrug 2022 dauerhaft um die 90 Prozent. 63 Frauen wurden allerdings nicht aufgenommen, weil keine Wohnungen frei waren oder keine mit genügend Platz für mehrere Kinder. Die Leitung des Frauenhauses versuchte dann, die Hilfesuchenden in andere Frauenhäuser zu vermitteln.
Frauenhaus steht rund um die Uhr offen
In dem rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche besetzten Frauenhaus arbeiten tagsüber zwei Vollzeit- und acht Teilzeitkräfte. Zusätzlich gibt es noch zwei Vollzeitkräfte, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Wochenend-, Nacht- und Feiertagsdienste übernehmen sieben Teilzeitkräfte. Anfang dieses Jahres hat eine zweite Sozialpädagogin ihre Arbeit aufgenommen. Grund dafür ist die starke Belegung der Einrichtung mit Kindern. Die Planung war ausgelegt auf die Betreuung von acht Kindern, 2022 waren es durchschnittlich schon 21.
Die Beratungsstelle LaWeGa des Landkreises arbeitet eng mit dem Frauenhaus zusammen. Sie berät und unterstützt von häuslicher Gewalt Betroffene anonym und kostenlos. Zwei Beraterinnen mit zusammen 31,5 Wochenstunden haben die Hilfestellung im vergangenen Jahr in 306 Fällen geleistet, daraus ergaben sich 428 Beratungsgespräche.
84 Prozent der Ratsuchenden waren Frauen. Der Großteil der Frauen war zwischen 22 und 40 Jahre alt. LaWeGa arbeite eng mit der Polizei zusammen, betonte die Gleichstellungsbeauftragte Maren Ozanna bei ihrem Vortrag im Sozialausschuss des Kreistages. So seien 222 der 306 Fälle Ergebnis von Polizeiprotokollen, die die Beratungsstelle unmittelbar nach Polizeieinsätzen in diesem Bereich erhält. Proaktiv werden dann Betroffene von der Beratungsstelle kontaktiert. 84 von Gewalt Betroffene haben sich selbst gemeldet.
Das Thema Gewalt gegen Frauen aus der Tabuzone holen
Um das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder „aus der Tabuzone zu holen“, wie Maren Ozanna betont, wird die Beratungsstelle auch in diesem Jahr wieder auf ihre Tätigkeit aufmerksam machen. Zum Internationalen Frauentag am 8. März ist eine Plakataktion vorgesehen. Im Mai und Juni sollen in Nordenham und Brake inklusive Kurse in der Selbstverteidigungsart Wendo angeboten werden. Am 5. Oktober ist anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Beratungsstelle ein Fachtag „Häusliche Gewalt“ vorgesehen.
Zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November soll es eine Kinoveranstaltung und rund um diesen Termin eine Brötchentütenaktion geben. Schon seit Jahren arbeitet dazu LaWeGa mit der Bäckerinnung Wesermarsch zusammen. Brötchentüten werden auf der einen Seite mit dem Aufdruck „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ und auf der anderen Seite mit den Kontaktdaten der Beratungsstelle versehen. 2022 wurden 32.800 Tüten verpackt und an die Bäckereien und Tafeln ausgeliefert. Erstmalig fand diese Aktion 2015 statt.

Maren Ozanna ist die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Wesermarsch.