Bremerhaven

Große Tagung in Bremerhaven: Schwindet das Meereis auch in der Antarktis?

Das Meereis der Arktis schwindet, es wird dünn und löchrig. Die Folgen diskutieren 280 Experten aus aller Welt, die sich gerade in Bremerhaven treffen. Doch mittlerweile kommt auch die Antarktis in Wallung.

Das Forschungsschiff "Polarstern"während der "MOSAiC"-Epedition

Wohl eines der eindrücklichsten Fotos der „MOSAiC“-Expedition 2019/2020: Der Forschungseisbrecher hat in der zentralen Arktis leichtes Spiel, weil das Meereis so dünn und löchrig ist. Foto: Steffen Graupner/AWI

Dr. Marcel Nicolaus vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven hat es bei der „MOSAiC“-Expedition mit eigenen Augen gesehen, wie deutlich sich das Meereis in der Arktis verändert. Die weiße Decke rund um den Nordpol schrumpft nicht nur in seiner Ausdehnung, sondern sie wird dünner und löchriger.

Wandel in der Antarktis

„Wir sehen aber auch einen zunehmenden Wandel in der Antarktis“, sagt er. Mit seinen Kollegen hat der Meereisexperte am Montag auf dem „Meereisportal“ nachdenklich stimmende Nachrichten veröffentlicht: Im Februar 2023 wurde ein Rekordminimum der antarktischen Meereisausdehnung aufgenommen, und bis jetzt entwickeln sich die auf dem Wasser treibenden Schollen nur zögerlich. „Betroffen sind vor allem das Weddellmeer und die Westantarktis mit der Bellingshausensee“, schildert Nicolaus. Noch sind sich die Forscher im Unklaren, ob sich hier ein Trend abzeichnet oder nicht.

Doch wenn sich rund 280 Meereisexperten aus 20 Nationen in dieser Woche in Bremerhaven zum Meereissymposium „Sea Ice Across Temporal and Spatial Scales“ von der Internationalen Glaziologischen Gesellschaft (IGS) treffen, dann stehen erst mal die Entwicklungen auf der Nordhalbkugel im Fokus. Sie diskutieren über die Auswirkungen des Meereisrückgangs in der Arktis auf das Klimasystem und die Ökosysteme. „Das trifft sich gut“, meint Nicolaus, „wir können Ergebnisse der ‚MOSAiC‘-Expedition präsentieren.“ Bei der Mammutexpedition haben er und seine Kollegen das Meereis intensiv untersucht: vom Tauchroboter, der unter dem weißen Deckel filmte, bis hin zu Schneeproben, die an der Oberfläche gesammelt wurden. Die Tagung, die bis Freitag dauert, ist nach Corona das erste persönliche Treffen.

Dass die Forscher in ein Land einreisen, in dem es für Klimapolitiker gerade schwerer wird, wissen vermutlich nicht alle. „Ich glaube schon, dass den Leute klar ist, dass etwas für Klimaschutz getan werden muss“, sagt Nicolaus. Doch für ihn sei die Frage, wie das Thema kommuniziert werde. „Klimaschutz muss sich lohnen“, müsse in seinen Augen die Botschaft sein.

Schwindet das Meereis weiter, gelangt mehr Sonnenenergie in den Ozean und erwärmt ihn weiter. Das wärme Meerwasser wiederum verstärkt den Schmelzeffekt. Außerdem verändert sich das Klimasystem, und die Arktis gilt als Wetterküche Europas. (kik)

Ursel Kikker

Reporterin

Ursel Kikker kommt aus der Wesermarsch, liebt das Meer und berichtet gerne darüber, wenn die Wissenschaft für frischen Wind an der Küste sorgt. Sie hat bei der NORDSEE-ZEITUNG volontiert und ist nach dem Studium dorthin zurückgekehrt.

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