Am Montagvormittag brummt es nicht bei Hammer. Klar, die meisten Menschen arbeiten um diese Tageszeit, haben keine Muße, nach Gardinen, Teppichen, Bodenbelägen oder Badausstattungen Ausschau zu halten. Ein paar Kunden sehen sich aber hier um. Der Fachmarkt ist eben beliebt. Trotzdem musste die Brüder Schlau Gruppe, der Konzern hinter den Hammer-Märkten jetzt Insolvenz anmelden.
Mitarbeiter: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“
Die wenigen Mitarbeiter an diesem Morgen in Spaden halten sich bedeckt. Doch die Furcht um den Job ist zu spüren. „Sind halt schwierige Zeiten“, sagt einer im roten Hammer-Shirt, „aber die Hoffnung stirbt zuletzt“. Immerhin: Es ist eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Das heißt, der Konzern wird zwar von einem, vom Gericht bestellten Sachverwalter betreut, hat aber weiter die finanzielle Kontrolle.
Und das erste Ziel bleibt, das Unternehmen zu retten. Man wolle, so heißt es in der Pressemitteilung des Konzerns, „das in den vergangenen Monaten entwickelte Sanierungskonzept konsequent umsetzen und das Unternehmen für die Zukunft aufstellen“.
Was das für die rund 180 Fachmarkt-Standorte und weitere 60 Handwerker-Märkte in Deutschland bedeutet, ist derzeit unklar. Der Bielefelder Rechtsanwalt Dr. Yorck Streitbörger, der als Generalbevollmächtigter bestellt wurde, versichert, dass der Geschäftsbetrieb ohne Unterbrechung fortgeführt werde. Weder für die Kunden noch für die Geschäftspartner habe die Insolvenz negativen Auswirkungen.
Bevollmächtigter: „Alle Filialen bleiben geöffnet“
„Die Lieferfähigkeit bleibt vollständig erhalten, Aufträge werden wie gewohnt ausgeführt. Alle Filialen bleiben geöffnet“, heißt es. Die Gehälter der insgesamt etwa 3900 Mitarbeiter seien durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bis Ende August gesichert.
Dass der beliebte Einrichtungsmarkt in Schieflage geraten ist, deutete sich schon länger an. Laut dem Nachrichtenportal „Handelsimmobilien Heute“ wurden zunächst Filialen in Celle, Schwerin, Potsdam, Bad Liebenwerda und Selb geschlossen. Im Juni folgten drei weitere Fachmärkte in Nordrhein-Westfalen sowie der Standort in Nordenham. Die Entscheidung sei aus wirtschaftlichen Gründen gefallen, hieß es da aus der Konzernzentrale, angesichts anhaltender Inflation und der daraus resultierenden zurückhaltenden Auftragslage sei diese Entscheidung getroffen worden.
Ein Finanzierungskonzept soll vorliegen
Offenbar hat die Schließung dieser Filialen das Unternehmen aber nicht vor der Insolvenz bewahrt. Sanierungsexperte Streitbörger gibt sich trotzdem optimistisch: Ein Finanzierungskonzept für die wirtschaftliche Sanierung des Konzerns liege bereits vor, sagt er. Mit der Sanierung in Eigenverwaltung würden die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens gestellt, glaubt er. Ob das für alle Standorte gilt, wird man sehen.
Der Konzern wurde 1921 als Farben-Großhandlung von den Brüdern Theodor und Wilhelm Schlau in Minden gegründet. Als Anfang der 70er Jahre die ersten Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland eröffnete, setzte auch der damalige Firmenchef auf Fachmärkte. Die ersten Hammer-Einrichtungsmärkte eröffneten 1976 in Bremerhaven und Lübbecke. 2016, nachdem die Brüder Schlau Gruppe Tep+Tap übernommen, zog der Bremerhavener Hammer-Markt in die frühere Tep+Tap-Filiale im Gewerbegebiet Spaden.