Bremerhaven

Jeder siebte Schüler in Bremerhaven verlässt Schule ohne Abschluss

Im Land Bremen verlässt fast jeder zehnte Jugendliche die Schule ohne einen Abschluss, in Bremerhaven mittlerweile sogar jeder siebte. Welche Schüler sind betroffen, und was will die Politik dagegen tun?

Schüler im Unterricht

Bei jedem siebten Schüler in Bremerhaven führt der Besuch der Schule nicht zum Abschluss. Foto: Arnd Hartmann

Die Tendenz ist steigend: 15,4 Prozent der Jugendlichen in Bremerhaven haben 2022 die Schule ohne irgendeinen Abschluss verlassen. Das ist etwa jeder Siebte und deutlich mehr als im Land Bremen (9,3 Prozent). Etwa ein Drittel der Schulabbrecher sind Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Das kleinste Bundesland zählt im bundesweiten Ländervergleich die meisten Schulabbrecher: Bereits 2021 führte der Zwei-Städte-Staat mit einer Quote von 10 Prozent und lag damit deutlich über dem Bundesschnitt von 6,2 Prozent. Zu diesem Ergebnis kam der Bildungsforscher Klaus Klemm in einer Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Vor zwei Jahren sah es in Bremerhaven mit einer Schulabbrecher-Quote von 11,8 Prozent noch etwas besser aus.

Linke: Schulvermeider brauchen mehr direkte Angebote

„Dass wir Spitzenreiter sind, ist extrem bedauerlich“, sagte die Bürgerschaftsabgeordnete Miriam Strunge (Die Linke) am Mittwoch in der Bildungsdeputation. Um mehr Schüler zu einem Abschluss zu bringen, müssten die Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren (Rebuz) gestärkt werden, damit sie mehr Schulvermeidern direkte Angebote machen könnten.

„Das sind unabhängig vom Ländervergleich viel zu hohe Zahlen“, sagte auch Christopher Hupe (Grüne). Entscheidend sei eine bessere Sprachförderung. „Daher brauchen wir viel Dampf für die Umsetzung des Sprachförderkonzeptes zum nächsten Schuljahr“, forderte er.

Yvonne Averwerser (CDU), die das Bildungsressort um einen Bericht zu Schulabbrechern gebeten hatte, zeigte sich unzufrieden mit der Datenlage. „Alle sind unzufrieden mit dem Ergebnis, aber wir wissen zu wenig darüber, welches Kind in welchem Alter die Schule aus welchem Grund nicht abschließt“, sagte sie und forderte das Ressort auf, mehr Zahlen aufzuarbeiten. „Nur dann können wir passgenaue Lösungen finden“, betonte Averwerser.

Das sieht auch Hauke Hilz (FDP) so: „Die Zahlen werden vorgelegt, aber es gibt keine Antwort darauf, welche Konsequenzen daraus folgen. Das ist enttäuschend. Wir müssen alles tun, damit sich der negative Trend nicht weiter fortsetzt.“

30 bis 50 Prozent holen einen Abschluss nach

Das SPD-geführte Bildungsressort machte deutlich, dass etwa 30 bis 50 Prozent der Schüler einen Abschluss im berufsbildenden System nachholten. Zugewanderte Schüler machten ein Drittel der Abgänger ohne Abschluss aus. Jugendliche, die erst zum Ende der Schulzeit zuwandern, werden in speziellen Vorkursen auf einen Abschluss vorbereitet. Etwa einem Drittel der Schüler gelinge es darüber, eine Berufsbildungsreife zu erwerben.

FDP: Senatorin hätte zu Bildungsgipfel reisen müssen

Hilz kritisierte in der Bildungsdeputation außerdem scharf, dass Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) nicht zum Bildungsgipfel nach Berlin gereist war. Zwar hatten die Kultusminister aller Flächenländer Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) abgesagt, aber Hamburg und Berlin waren dabei.

„Mit Blick auf das geplante Startchancen-Programm der Bundesregierung hätten Sie sich dort dafür einsetzen können, dass die Mittel nach sozialer Härte verteilt werden“, warf Hilz Aulepp vor. Das Land Bremen habe einen höheren Bedarf als andere. Aulepp betonte, dass sie sich bei der Kultusministerkonferenz an diesem Donnerstag genau dafür einsetzen wolle - und gegen eine Verteilung der Mittel für sozial benachteiligte Schüler nach dem Gießkannenprinzip. Der Bildungsgipfel sei dafür aber „nicht das entscheidende Spielfeld“ gewesen.

Denise von der Ahé

Reporterin

Redakteurin/Korrespondentin im Bremer Büro der NORDSEE-ZEITUNG. Kam nach Stationen bei der Saarbrücker Zeitung und der Braunschweiger Zeitung immer weiter Richtung Norden. Sie berichtet aus Bremen über alles, was dort entschieden wird und für Bremerhaven spannend und wichtig ist.

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