Nun stehen sie an der Haltestelle im Schlamm und warten auf den Bus. „Wir wollten eigentlich noch einen Tag bleiben“, sagt die 19-jährige Magda Land aus Hamburg. „Aber unser Zelt hat nicht mehr dichtgehalten.“ Sie trägt eine zugeknöpfte Regenjacke gegen den heftigen Schauer. Den Schlafsack hält sie unterm Arm. Mit nassem Schlafsack und Klamotten, dazu einer erkälteten Freundin, geht es nun doch schon einen Tag eher als geplant nach Hause zurück.

Trotz vorzeitiger Heimreise bestens gelaunt
„Das ist ein bisschen schade, weil wir noch gern Marteria gesehen hätten“, sagt die Hamburgerin. Trotzdem ist die Laune bei Magda und ihren drei Freunden erstaunlich gut. „Das Festival war sooo toll“, sagt sie. „Die Konzerte waren genial, vor allem von KIZ, Disarstar und Conny.“ Vor allem entspannter als vergleichbare Veranstaltungen, finden nicht nur die vier Freunde.
Und was war das Beste am Festival? „Der Aldi“, ruft jemand aus den hinteren Reihen. Alle 30 Minuten wurde dort im Kühlraum eine Party mit lauter Musik gefeiert. Das kam tatsächlich bei einigen Besucher ziemlich gut an. „Die veganen Würstchen sollten ins Sortiment aufgenommen werden. Wir haben uns fast nur davon ernährt“, sagt Magda müde, aber zufrieden.
„Das Deichbrand-Festival war so mega“
An der Straße warten unterdessen Paula Beckmann (18) und Tina Alshut (19) aus Stade auf den Vater, der die beiden abholen soll. Er steht noch im Stau wie wohl die meisten heute. „Das Deichbrand-Festival war so mega“, sagt Paula. „Außer der Regen vielleicht. Aber es gibt kein schlechtes Wetter. Nur schlechte Kleidung. Einfach Gummistiefel anziehen und weitertanzen.“

Magda Land (19) aus Hamburg, links, reist mit ihrer Gruppe früher ab, weil ihr Zelt nicht mehr dicht war. Foto: Jan Iven
Die Abreise am Sonntagnachmittag war von Paula und Tina so geplant und hatte nichts mit dem Regen zu tun. „Wir wollten vor allem Juju, Alexander Marcus und die Broilers sehen. Viele andere Bands kennen wir gar nicht“, sagen die jungen Frauen, die zum ersten Mal auf einem Festival waren. Den Rapper Kontra K hätte sie auch gern gesehen. „Aber der kam erst nach Mitternacht. Da waren wir schon zu müde“, sagt Paula.
Preise okay, Wege teilweise extrem matschig
Als weiteres Highlight auf dem Deichbrand-Festival nennt Paula das Essen: „Das war total super. Vor allem der Döner war super lecker.“ Die nicht ganz günstigen Preise schrecken die beiden nicht. „Das ist nun mal so auf einem Festival. Damit muss man rechnen“, sagt Paula. Meckern möchte sie deswegen nicht. Allerdings stört sie, dass der Weg vom Festivalgelände zur Straße im Schlamm versunken ist. „Da könnte man noch mehr Platten legen oder zumindest Sägespäne streuen. Das ging an anderer Stelle ja auch gut“, findet sie.

Niklas Satzinger (v.l.), Bjarne Friedrichs, Michel Herrnkind, Lilly Labahn und Kim Schmidt sind wegen des Regens einen Tag eher abgereist. Foto: Jan Iven
Auch eine deutsch-österreichische Gruppe reist einen Tag eher ab als geplant. „Die Flut hat Deichbrand weggespült“, sagt Bjarne Friedrichs und lacht. „Na ja, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben.“ Und ja, der Spruch mit der falschen Kleidung stimme: „Wir haben uns sogar aus alten Mülltüten noch Regenjacken gebastelt“, sagt der 20-jährige Ratzeburger. Habe aber nichts genützt. Am Ende hat der Regen doch gesiegt.
Fans verzichten wegen vorzeitiger Abreise auf Marteria
Trotzdem sind die Freunde mit dem Festival zufrieden, mal abgesehen vom Wetter. „Wir haben uns vor allem Deichkind und SDP angeschaut“, sagt Bjarne. Der Auftritt von Marteria verpassen sie nun, ein kleiner Wermutstropfen. „Und unsere Stühle sind kaputt gegangen, weil sich zu viele Leute auf einmal draufgesetzt haben“, sagt er. Wenigstens müssen die Stühle nun nicht wieder mit nach Hause geschleppt werden.
Und dann kommt schließlich der Bus, der die abreisenden Besucher des Deichbrand-Festivals zum Zug nach Cuxhaven bringt.
Unterdessen spielt die Berliner Band The BossHoss ihr Konzert auf der Water Stage. „Das Wetter ist super, was? Danke, dass ihr trotz des Regens noch da seid“, ruft Alec „Boss Burns“ Völkel den feiernden Fans zu, die durchhalten und im Regen tanzen. Viele in Gummistiefeln und Regenjacke. Denn: Es gibt kein schlechtes Wetter. Nur schlechte Kleidung. Vor allem im Norden.
Jan Delay hat sogar Schlamm auf der Bühne
Und der Hamburger Sänger Jan Delay wird später bei seinem Auftritt auf der Water Stage sagen: „Sogar auf unserer Setliste ist Schlamm. Das ist der Beweis: Wir waren bei Deichbrand.“

Jan Delay hat bei seinem Auftritt beim Deichbrand-Festival 2023 sogar Schlamm auf der Bühne gefunden. Foto: Arnd Hartmann