Schiffdorf

Schiffdorf wirbt mit großer Kampagne um Erzieherinnen

Erzieherinnen sind rar. In allen Gemeinden werden sie händeringend gesucht, um die Betreuung der Kleinen in den Kitas gewährleisten zu können. Schiffdorf hat sich jetzt etwas Besonderes ausgedacht, um neues Personal zu werben.

Die Kleinen vom Sellstedter „Kinnerhus“ sind die „Stars“ auf den Werbevideos der Gemeinde (links die Erzieherinnen Petra Buck und Lea Janßen, rechts Bürgermeister Henrik Wärner).

Die Kleinen vom Sellstedter „Kinnerhus“ sind die „Stars“ auf den Werbevideos der Gemeinde (links die Erzieherinnen Petra Buck und Lea Janßen, rechts Bürgermeister Henrik Wärner). Foto: Hansen

Die Kleinen haben klare Vorstellungen. „Sie muss Haare flechten können“, findet eine Fünfjährige. „Er muss Geschichten vorlesen. Und Witze erzählen“, sagt ein anderes Mädchen. „Fußball spielen“, ergänzt ein Junge. „Sie soll cool sein“, finden zwei Mädchen, die im Duo vor die Kamera treten.

Anderen Steppkes aus der Kita „Sellster Kinnerhus“ ist es nach eigenem Bekunden egal, „ob es ein Junge oder ein Mädchen ist“. „Hauptsache nett“ sollen die Erzieher sein, sagen sie und strahlen. Alle, die sich angesprochen fühlen, könnte sich bei der Gemeinde bewerben, rufen die Drei- bis Sechsjährigen am Ende des Videos im Chor.

Produziert hat den niedlichen Kurzfilm die Marketing-Agentur Kelling aus Bremerhaven mit Kindern aus der Sellstedter Kita „Kinnerhus“. Er wird jetzt in den sozialen Medien veröffentlicht - und ist ein Teil des Konzepts, mit dem die Gemeinde Schiffdorf dem dramatischen Personalmangel in den Kitas entgegenwirken will.

„Kampagne einzigartig in der Region“

„Wir betreten damit Neuland“, bekennt Bürgermeister Henrik Wärner (CDU), „eine solche Kampagne hat es hier in der Region noch nicht gegeben.“ In der freien Wirtschaft sei es inzwischen üblich, mit ungewöhnlichen Methoden um die raren Fachkräfte zu werben. „Doch der öffentliche Dienst hat so was noch nicht gemacht“, betonte er bei der Präsentation der Personal-Werbeaktion im Schiffdorfer Rathaus.

Eingeladen waren dazu die Hauptdarsteller des Videos, die Sellstedter Kita-Kinder, ihre Eltern, der Gemeinderat, die Kita-Leitungen, die Schulleitungen und die Vertreter der Marketing-Agentur, die die Werbeaktion entwickelt haben.

Denn die Stadtrandgemeinde muss neue Wege gehen. Von den 101 Vollzeit-Stellen in Krippen und Kindergärten sind derzeit 13 nicht besetzt. Und bei der Nachmittagsbetreuung der Grundschüler im Hort muss die Gemeinde mächtige Abstriche machen - weil sie kein Personal findet. „Wir können da die Nachfrage der Eltern nicht decken“, gesteht der Bürgermeister ein.

Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz

Die Kommune ist aber nicht verpflichtet, Hortplätze anzubieten, das ist ein freiwilliges Angebot der Gemeinde für die Eltern. Bei Krippen- und Kindergartenplätzen sieht das anders aus: Die Kommune muss für alle Kinder, die älter als ein Jahr sind, einen Betreuungsplatz bereitstellen, sie ist dazu gesetzlich verpflichtet, die Eltern haben einen Rechtsanspruch darauf. Deshalb gibt Schiffdorf derzeit viel Geld für den Ausbau von Kitas und Krippen aus. Doch ein Problem kriegen Politik und Verwaltung auch mit Geld nicht in den Griff - den Mangel an Erzieherinnen.

Deshalb gibt es jetzt diese Werbeaktion, die Politik, Verwaltung und Agentur zusammen entwickelt haben. „Wir haben eine vielfältige Kita-Landschaft und richtig tolle Kita-Teams. Wer einmal dort arbeitet, der will dort nicht wieder weg - das war unser Grundgedanke“, erzählt der Bürgermeister. Deshalb setze die Aktion auf die angehenden Erzieher.

Entstanden sind so neben den Videos, die in den sozialen Medien veröffentlicht werden, 20 riesige Bauzaun-Plakate sowie etliche kleinere, die jetzt überall in der Gemeinde hängen und die gemeindeeigenen Fahrzeuge zieren. Wer den QR-Code auf den Plakaten anklickt, landet auf der Homepage der Gemeinde, wo man mehr über die Kitas erfährt. Die Gemeinde arbeitet auch mit finanziellen Anreizen. Die Erzieher, die während der Ausbildung nichts verdienen, bekommen in Schiffdorf für die Zeit ihres Praktikums künftig 100 Euro pro Woche.

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Inga Hansen

Reporterin

Inga Hansen, Jahrgang 1962, arbeitet seit 1993 als Redakteurin in der Landkreis-Redaktion der NZ. Zuvor hat die gebürtige Ratzeburgerin in Hamburg Politikwissenschaft und Öffentliches Recht studiert. Ihr Interesse gilt neben der Politik Pop-Musik, Literatur und Filmen.

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