Das weltgrößte Containerschiff, die „MSC Michel Cappellini“, ist am Montagmittag in Bremerhaven an der Stromkaje getauft worden. Für Bremerhaven hat die Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) außerdem zwei Neuigkeiten angekündigt.
In einem extra aufgebauten Luxuszelt mit Leinwand und Bühne verfolgten 800 geladene Gäste - aus der ganzen Welt angereist - die pompöse Zeremonie, die durch eine MSC-Liebesgeschichte sehr emotional wurde.
Luxuszelt für 800 Gäste aus der ganzen Welt
Über mehrere Wochen wurde das klimatisierte Zelt an der Stromkaje aufgebaut. Vom Parkhaus bis zum Gate und im Spalier der aufgereihten Container leuchtete den Besuchern das gesamte Areal in MSC-Gelb entgegen. Es gab Livemusik und ein erstes Buffet, bevor die Zeremonie startete.

Drei Wochen lang wurde diese Halle an der Kaje für die Taufe aufgebaut. Foto: Maike Wessolowski
Promis an der Kaje: Moderatorin Jule Gölsdorf (Sat1-Frühstücksfernsehen/Bingo) durfte neben prominenten Rednern wie Weltumsegler Boris Herrmann auch Showeinlagen ankündigen. Der italienische Elektro-Violinist Andrea Casta musizierte mit einem leuchtenden Bogen und die EM-Medaillengewinnerin im Kunstturnen, Sarah Voss, turnte live auf dem Barren.
Nachdem der Bremer katholische Propst Dr. Bernhard Stecker das Schiff segnete, kam Taufpatin Cindy-Jo Cappellini auf die Bühne. Sie ist die Ehefrau des verstorbenen MSC-Mitarbeiters Michel Cappellini, nach dem das Schiff benannt wurde.
Die MSC-eigene Liebesgeschichte endet tragisch
An ihrem ersten Arbeitstag bei der Reederei MSC im Jahr 1996 habe sie ihren Mann kennengelernt. Der passionierte Wassersportler war Personalmanager im Unternehmen und verstarb 2010 bei einem tragischen Wassersportunfall am Genfer See. Ein echter Seemann sei Michel Cappellini gewesen. „Er liebte die See und alles, was dazugehört“, sagte seine Witwe auf Englisch. Es sei bewegend, dass die „MSC-Familie“, der sie sich zugehörig fühle, ihm diese große Ehre erweise. „Mitch, enjoy the ride“, sprach sie mit Tränen in den Augen und auch im Publikum flossen Tränen der Rührung und des Mitgefühls - mehr noch als auch die Kinder, gerade mal erwachsen, zur Mutter auf die Bühne kamen.
Dass die weltführende Reederei, die am Bremerhavener Terminal beteiligt ist, in Bremerhaven ausbaut oder die großen Schiffe wie die „MSC Michel Cappellini“ wieder Bremerhaven anlaufen - diese Hoffnung wurde zerstreut.
Ein Büro in Bremerhaven soll entstehen
„Derzeit ist das nicht geplant“, sagte der Geschäftsführer von MSC Deutschland, Nils Kahn. Aber in Kürze wolle MSC ein Büro in Bremerhaven eröffnen, um die Präsenz zu stärken.
Warum das Schiff in Bremerhaven getauft wurde - einen Hafen, den es regulär gar nicht anläuft, erklärte Kahn mit der Bedeutung des Hafens.
„Wir schlagen hier mehr als eine Million TEU im Jahr um und verbinden unsere zahlreichen Standorte in Deutschland mit eigenen Zügen. Von hier aus versorgen wir die Welt mit Gütern und laufen wöchentlich das östliche Mittelmeer, zwei Mal pro Woche den Fernen Osten und drei Mal in der Woche Südamerika und Mexiko an, während unsere Schiffe sogar fünf Mal wöchentlich in nordamerikanischen Häfen anlegen.“
Bremische Häfen sind strategischer Standort für MSC
Auch der Geschäftsführer des MSC-Gesamtkonzerns, Soren Toft, hob die Bedeutung Bremerhavens für MSC als europäische Frachtdrehscheibe hervor: „Die bremischen Häfen sind für MSC ein wichtiges Frachtdrehkreuz in Deutschland und in ganz Nordwesteuropa. Es ist ein strategischer Standort für uns und die Heimat von über 370 unserer Kollegen.“
„Das ist eine große Ehre und zugleich ein großartiges Bekenntnis von MSC zu unseren Häfen“, wertete Bremenports-Geschäftsführer Robert Howe den Tauf-Akt.
Kurz vor Beginn der Veranstaltung trafen sich Kai Stührenberg, Bremer Staatsrat bei der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, und Hamburgs Finanzsenator Dr. Andreas Dressel mit MSC-Geschäftsführer Soren Toft zur Unterzeichnung einer Absichtserklärung für die künftige Nutzung von Landstrom für MSC-Containerschiffe in beiden Häfen.
Ab 2025 will auch MSC in Bremerhaven Landstrom beziehen
Drei mobile und ein fester Landstromanschluss - Letzterer ist bereits in Bau - sollen künftig in Bremerhaven nicht nur MSC-Schiffe versorgen können. Die Investition von 32 Millionen Euro teilen sich Land und Bund hälftig. Die Landstromanlagen sollen im Januar 2025 betriebsbereit sein - pünktlich zur Trennung von Maersk und MSC.
Zu der wollte sich Nils Kahn nur knapp äußern, bis 2025 sei ja noch Zeit. „In Bremerhaven wird sich nicht viel ändern“, sagt er.
Sowohl MSC-Chef Soren Toft als auch die Vertreter der Länder äußerten klar Forderungen Richtung Bund. Damit die Häfen wettbewerbsfähig bleiben, müsse sich - wie in anderen Ländern - auch der Bund am Ausbau der Häfen beteiligen, auch hin zur CO2-Neutralität. Der Konzernchef wünschte sich auch, dass die deutschen Häfen partnerschaftlicher zusammenarbeiten.
Innovative Technik und Design sparen Treibstoff
Das getaufte Schiff, das im Anschluss vom Maschinenraum bis zur Brücke besichtigt werden konnte, fährt mit Diesel.
Dennoch sei es - und seine baugleichen Schwestern - nicht nur das größte, sondern auch das treibstoff-effizienteste Containerschiff der Welt. Mit einer Länge von 400 Metern und einer Breite von 61,5 Metern hat es eine Kapazität von bis zu 24.346 20-Fuß-Container.
Das Schiff verfügt über eine strömungsoptimierte Unterwasser-Bugspitze sowie einen Propeller mit großem Durchmesser. Zudem sind die Riesen die ersten MSC-Schiffe, die mit einem „Air Lubrication System“ ausgestattet sind. Dieses erzeugt einen Teppich aus Mikroluftbläschen unter dem Schiff, was den Reibungswiderstand verringert. Das alles führe zu weniger Emissionen und geringerem Treibstoffverbrauch. Demnächst soll auf MSC-Schiffen auch LNG - als Brückentechnologie - zum Einsatz kommen. Ältere Schiffe will MSC auf Methanol umrüsten.

Die „MSC Michel Cappellini“ ist heute an der Stromkaje getauft worden. Foto: Maike Wessolowski

Die „MSC Michel Cappellini“ an der Stromkaje. Foto: Scheer

Weltumsegler Boris Herrmann war zu Gast. Foto: Scheer

Sogar eine Bilderausstellung gab es. Foto: Maike Wessolowski
Boris Herrmann bei der Taufe der „MSC Michel Cappellini“
800 geladene Gäste verfolgen die Taufe des Containerschiffes „MSC Michel Cappellini“. Unter ihnen: Weltumsegler Boris Herrmann. Wir haben mit ihm gesprochen.