Wesermarsch

Wirtschaftssenioren Wesermarsch bieten Beratungstag an

Nicht überall sind „alte weiße Männer“ verpönt. Wer etwa eine Geschäftsidee erfolgreich in die Spur bringen will, kann in der Wesermarsch von der Erfahrung der Wirtschaftssenioren profitieren. Jetzt bieten sie einen Beratungstag für Interessierte an.

Helfen Wesermarsch-Gründern mit dem Fuchs im Nacken: Carolin Lange-Dwillies und Bernhard Klopp.

Helfen Wesermarsch-Gründern mit dem Fuchs im Nacken: Carolin Lange-Dwillies und Bernhard Klopp. Foto: Schönig

In vielen Diskussionen wird heute oft abschätzig von „alten weißen Männern“ gesprochen. Auf einigen Gebieten ist die Erfahrung vieler „Boomer“ aber durchaus wertvoll und auch gefragt. Etwa Senioren, die lange erfolgreich im Geschäftsleben waren und ihr Wissen an Menschen weitergeben, die sich selbständig machen wollen: die Wirtschaftssenioren.

Aber was genau macht so ein Wirtschaftssenior? Bernhard Klopp, Sprecher der Wirtschaftssenioren Wesermarsch, gibt zusammen mit Carolin Lange-Dwillies, Gründungsberaterin bei der Wirtschaftsförderung Wesermarsch, einen Einblick in seine Arbeit und die seiner Mitstreiter.

„Oft kommen Menschen mit guten Geschäftsideen zu uns, aber ihnen ist nicht immer klar, was alles auf sie zukommt und ob ihr Vorhaben überhaupt rentabel ist“, erklärt Lange-Dwillies. „Hier setzen die Wirtschaftssenioren an. Sie hören sich die Vorhaben an und geben Einschätzungen und Lösungsvorschläge für offene Fragen ab. Sie sind aber auch Ansprechpartner für Problemstellungen bestehender Unternehmen und für Betriebsnachfolgen.“

Hilfe beim Business-Plan

Die Wirtschaftssenioren sind Experten im Ruhestand. Die acht aktiven Beratern kommen vor allem aus dem Bankensektor, aber auch aus Branchen wie Gastronomie, Autohandel, Elektro und Schifffahrt. „Hinzu kommt, dass die Bankleute im Laufe der Zeit auch schon mit allen möglichen Branchen zu tun hatten“, sagt Klopp, der selbst Diplom-Betriebswirt und ehemaliger Bankier ist. „Unser großes Plus ist, dass wir Zeit für die Leute haben und immer beraten, bis wir zu einem Ergebnis kommen – ob positiv oder negativ.“

Hauptproblem bei vielen Gründern ist laut Klopp der Business-Plan, den sie für eine Bankfinanzierung oder für eine Förderung brauchen. „Beim Text haben die meisten keine Probleme, aber bei den Zahlen hört es oft auf“, sagt Klopp. Dann helfen die Senioren mit Erklärungen, etwa wie Gewinnspannen richtig kalkuliert werden. „Wir dürfen selbst keinen Business-Plan erstellen“, betont Klopp. „Aber dafür gibt es Hilfen und Tools im Internet, unter anderem auf der Seite der KfW.“

Experten beraten zeitnah

Ein weiterer Vorteil: „Wir beraten immer zeitnah“, sagt Klopp. „Wer einen entscheidenden Schritt wie die Selbständigkeit plant, will möglichst schnell Gewissheit, wo es hingeht. In Phasen, wo nichts passiert, kommen zudem schnell Zweifel und Unsicherheit auf.“ Manche Zeitvorstellungen seien aber auch unrealistisch. „Wenn jemand zum Beispiel am nächsten Ersten schon eröffnen will“, so Klopp. „Kreditanträge und Förderprogramme haben aber eine gewisse Bearbeitungszeit. Einfacher ist es, wenn jemand sagt: ‚Ich habe eine Idee, die möchte ich im nächsten halben Jahr umsetzen.‘“

Klassische Gründungsbranchen sind laut Klopp und Lange-Dwillies derzeit Einzelhandel, Gastronomie und „kleinere“ Dienstleistungen wie etwa der Hundefriseur. „Wir freuen uns auch über größere Projekte“, sagt Klopp. „Je größer die Herausforderung, desto besser. Wir würden zum Beispiel gerne mal jemanden beraten, der eine Werft übernimmt. Aber solche Vorhaben sind selten.“

Frauen und Nachwuchs fehlen

„Auch im Gesundheitsbereich sind Gründungen derzeit ein Trend, zum Beispiel private Pflegedienste“, sagt Lange-Dwillies. „In solchen Branchen sind auch Frauen stark als Gründerinnen vertreten. Da ist es ein bisschen schade, dass es keine Wirtschaftsseniorinnen gibt, die ein Vorhaben nochmal aus einer anderen Perspektive betrachten können. Gerade bei stark frauenspezifischen Branchen, wie etwa Kosmetik.“

Neben Frauen suchen die Wirtschaftssenioren auch nach „jungen Senioren“, also Beraternachwuchs. „Mit 80 Jahren sind wir ja auch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit“, sagt Klopp. „Dann werden wir irgendwann neue, jüngere Berater brauchen.“ Dabei ist die Rekrutierung eine Gratwanderung. „Wenn jemand gerade aus dem Geschäft raus ist, will er oft erstmal Urlaub machen und Abstand davon gewinnen“, sagt Klopp. „Wenn er aber zu lange raus ist, ist es auch wieder nicht vorteilhaft.“

Keine Konkurrenz

Gründershows im Fernsehen wie „Die Höhle der Löwen“ sind für Klopp und Kollegen keine Konkurrenz. „Das ist eine andere Ebene“, sagt er. „Leute, die das in Anspruch nehmen, haben meist keine andere Möglichkeit, an Geld für ihr Projekt zu kommen, etwa weil den Banken ein Kredit zu riskant ist. Außerhalb des Fernsehens kann das Netzwerk Business Angels bei solchen Ideen helfen.“

Wie die Wirtschaftssenioren helfen können, wollen sie jetzt an einem Beratungstag zeigen. Am 25. April können sich Gründungswillige und bereits Selbständige von 9.30 Uhr bis 18 Uhr beraten lassen. Anmeldungen für eine Anfangsberatung von maximal 1,5 Stunden erfolgen über https://events.wf-wesermarsch.de/. Carolin Lange-Dwillies gibt gerne weitere Informationen zum Angebot unter carolin.lange-dwillies@wf-wesermarsch.de oder telefonisch unter 04401-996905.

Jens Schönig

Reporter

Jens Schönig ist in Bremerhaven aufgewachsen. Sein Volontariat machte er bei einem Logistik-Verlag. Davor war er bereits freier Mitarbeiter der NORDSEE-ZEITUNG. Nach Tätigkeiten für mehrere Zeitungen im Nordwesten ist er seit 2023 Reporter bei der Kreiszeitung Wesermarsch.

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