Drei Jahre ist es her, dass der SV Werder Bremen eine einigermaßen euphorische Mitteilung in die Welt geschickt hat. Es ging darin um einen 18-jährigen „Spielmacher mit Abschlussqualitäten“. Bei der U17-Südamerikameisterschaft 2019 war der junge Ecuadorianer Johan Mina Torschützenkönig geworden, auch bei der U17-WM hatte er im selben Jahr einen guten Eindruck hinterlassen. „Wir sind froh, dass wir Johan Mina von einem Wechsel nach Bremen überzeugen konnten“, ließ sich Werders Sportchef Frank Baumann damals nicht ohne Stolz zitieren. Es folgte der Hinweis, dass sich die Bremer bei Minas Verpflichtung gegen „weitere europäische Clubs“ durchgesetzt hätten, „die ebenfalls großes Interesse an dem Talent hatten“. Als Perspektivspieler für den Profikader sollte Mina am Osterdeich beginnen. Was dann allerdings folgte, muss als riesengroßes Missverständnis beschrieben werden. Zwar könnte Mina nach drei Jahren demnächst sein erstes Pflichtspiel für Werder bestreiten – allerdings für die U23 in der fünftklassigen Bremen-Liga.
„Das könnte eine Option sein. Ob es am Ende für ihn die beste ist, ist eine andere Frage, die wir mit ihm und seinem Berater besprechen werden“, sagt Sportchef Baumann.
Kein Erfolg bei seinen Leih-Vereinen
Seit einigen Wochen ist Johan Mina bereits zurück in Bremen, nachdem auch seine zweite Ausleihe, zurück zum ecuadorianischen Heimatclub CS Emelec, sportlich nicht erfolgreich verlaufen war. Zuvor hatte Werder Bremen das Talent von 2021 bis 2022 bereits ein Jahr lang beim portugiesischen Zweitligisten Estoril Praia geparkt, um ihm Spielpraxis zu verschaffen, weil das in Bremen nicht möglich war. Als Nicht-EU-Ausländer bekam Mina keine Spielerlaubnis für die Regionalliga Nord, in der die Bremer U23 damals noch spielte, und für den Profikader war er schlicht noch nicht weit genug. Dass dann auch noch Verletzungen dazukamen, verkomplizierte die Lage zusätzlich. „Er hatte leider sehr viel Pech in den vergangenen Jahren“, sagt Baumann, der sich und seinen Verein mit dieser Feststellung nicht aus der Verantwortung für Minas Odyssee nehmen möchte. „Wir waren und sind uns unserer Verantwortung ihm gegenüber bewusst, auch was die Integration betrifft. Deswegen hinterfragen wir uns, was wir vielleicht hätten anders machen können“, sagt Baumann. Für einen 18-Jährigen ist der Schritt aus Südamerika - weg von der Familie und hinein in eine neue kulturelle Umgebung - nach Europa schließlich riesengroß. Bei Minas Vorstellung hatte Baumann erklärt: „Wir werden ihm nach seinem Wechsel nach Deutschland ausreichend Zeit geben, sich hier zu akklimatisieren.“ Gelungen ist das nicht. Wie zu hören ist, hat Mina in Bremen von Anfang an mit der neuen Umgebung gefremdelt, ist bei Werder Bremen nie richtig angekommen, was auch an nach wie vor fehlenden Deutschkenntnissen liegen soll. Nun ist die große Frage, wie es weitergeht mit Johan Mina, dessen Vertrag bei Werder noch bis Sommer 2025 läuft.
Für die Bremen-Liga bald spielberechtigt
„Er wird sich bei uns wieder fit machen. Gemeinsam mit ihm und seinem Berater suchen wir dann nach einer passenden und sinnvollen Lösung“, sagt Baumann. Auch eine dritte Ausleihe ist denkbar, das hatte Clemens Fritz als Werder Bremens Leiter Profifußball unlängst erklärt. Oder eben die Bremen-Liga. Nachdem dort kürzlich aufgefallen war, dass insgesamt 26 Nicht-EU-Ausländer wegen eines veralteten Paragrafen in der Spielordnung des Bremer Fußballverbands (BFV) gar nicht spielberechtigt waren, soll der Paragraf nun schnellstmöglich gestrichen werden. „Da es den entsprechenden Paragraf nach der Beiratssitzung am 13. Juni höchstwahrscheinlich nicht mehr geben wird, dürfte Johan Mina in der Bremen-Liga spielen“, erklärt Sebastian Störer als Referent Spielbetrieb des BFV. Nicht ausgeschlossen also, dass Johan Mina demnächst gegen den OSC Bremerhaven, die Leher TS und den ESC Geestemünde aufläuft.